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Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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im Hafen von Aratania. Magolas war erstaunt darüber, wie begeistert die Bevölkerung auf die Ankunft der Elben reagierte. Man schien ehrlich erfreut über das Auftauchen der über hundert Schiffe zu sein. Seit jenen Tagen, da die Rhagar die Elben als Lichtgötter verehrt und in Aratan ihre Namen und ihre Sprache nachgeäfft hatten, war wohl kein Elb mehr mit so großer Freude begrüßt worden. Sie erwarteten, dass Magolas sie vor dem Heer des Kaisers rettete, ging es dem Königssohn durch den Kopf. Die Rhagar waren eben sich selbst die größten Feinde. Immer wieder konnte man zu dieser Feststellung gelangen, wenn man verfolgte, welchen Umgang die einzelnen Rhagar-Reiche untereinander pflegten.
    Ein Schiff nach dem anderen machte an den Kais fest. Es waren so viele, dass eine große Zahl von ihnen vor der Küste ankern musste. Der zuversichtlichen Stimmung unter den Elbenkriegern tat dies keinen Abbruch. Als Magolas an der Spitze seines Gefolges das Fallreep hinabschritt und den Boden der Stadt betrat, bildete sich in der Menge eine Gasse für den greisen König und seine Tochter, und Magolas fühlte sein Herz auf einmal bis zum Hals schlagen, als er Larana wiedersah.
    Sie erwiderte seinen verzehrenden Blick auf gleiche Weise.
    Eine Umarmung in der Öffentlichkeit wäre zum gegenwärtigen Zeitpunkt natürlich undenkbar gewesen. Die Begrüßung der Verbündeten durch Mitglieder des Königshauses ging nach einem strengen Protokoll vonstatten, dessen Grundzüge den Sitten der Elben entliehen waren. Immerhin dies war vom Erbe der Elben unter den Arataniern geblieben und würde sich wohl auch noch einige Jahrhunderte lang halten. Vielleicht sogar bis in eine Zeit, in der sich zumindest unter den Rhagar niemand mehr an die Ursprünge dieser Sitten erinnern würde.
    Später, nach einem feierlichen Bankett und einem berauschenden Fest, gelang es Larana und Magolas schließlich, sich in das Gemach der aratanischen Prinzessin zurückzuziehen. Magolas zog sie voller Ungeduld an sich, sie küssten sich und genossen jede ihrer gegenseitigen Berührungen.
    »O Magolas, ich habe es so ersehnt, dass Ihr nach Aratania kommt!«
    »Das ging mir ebenso, werte Larana. Ich habe an kaum etwas anderes denken können als an den Moment, da ich Euch wieder gegenüberstehe.« Er sah an ihr herab, und seine Blicke schienen sie geradezu zu verschlingen.

»Doch Ihr werdet bald in den Krieg aufbrechen, und wir werden dann wieder voneinander getrennt sein«, sagte sie.
    »Aber ein paar Wochen bleiben uns, Larana. Denn der Schlag gegen den Kaiser der Südwestlande kann erst erfolgen, wenn sich genug Truppen hier, im Gebiet zwischen Aratania und der norischen Grenze, gesammelt haben. Der Weg über Land dauert nun einmal deutlich länger als die Fahrt zur See, und wir hatten nicht genug Schiffe, um so viele Truppen zu transportieren.«
    Sie ergriff seine Hand. Eine sanfte Röte hatte ihr Gesicht überzogen. Der Blick, mit dem sie ihn bedachte, ging Magolas durch und durch. Ihre meergrünen Augen waren voller Verlangen und wildem Begehren. »Kommt, lasst uns keine Zeit verlieren und alles andere um uns herum vergessen!«
    Genau das wollte Magolas. Der Rausch der Sinne, den er mit Larana schon in Elbenhaven erlebt hatte, sollte nie enden. Sie nahm seine Hand und zog ihn mit sich. Bei ihrem Lager angelangt, ließ sie ihr Kleid von den Schultern gleiten. Ein herausforderndes Lächeln spielte um ihre Lippen. »Kommt, mein Prinz, und gebt Euch diesem rauschhaften Wahn ebenso hin wie ich! Zwar hat Euer Gesicht und Euer Körper die Farbe eines herausgebrochenen Mammutzahns, aber ich weiß, dass Ihr weitaus mehr Leben in Euch habt!«
    »Ja«, murmelte er, und während er sie betrachtete, dachte er daran, wie schnell das Leben aus ihr entschwinden würde.
    Aber dies verdrängte er sogleich wieder. Nur den Augenblick leben, ohne einen Gedanken an den Schatten des Todes zu verschwenden – so lebten die Rhagar seit Anbeginn ihrer Existenz, und Magolas wusste, dass auch ihm keine andere Möglichkeit blieb, als diese Einstellung zu verinnerlichen, wenn er nicht wahnsinnig vor Verzweiflung werden wollte.
    Tage und Wochen des Glücks vergingen, während die Truppen, die den Landweg genommen hatten, nach und nach die aratanische Hauptstadt erreichten, und auch von See her kam weitere Verstärkung: Herzog Branagorn traf mit seiner Flotte ein und stellte sich und seine Krieger in Magolas’
    Dienst. Im großen Thronsaal des Palastes von Aratania hielt der betagte

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