Die Elben - 02 - Die Könige der Elben
Reich, das unterging, weil sein Herrscher plötzlich verschwunden war, offenbar aufgrund eines magischen Experimentes, mit dem er noch größerer Macht erlangen wollte.«
»Und was hatte das Verschwinden der Elbensteine mit diesem Reich der Vergangenheit zu tun?«, fragte Magolas.
»Ganz zu Anfang meiner Reise stieß ich auf einen greisen Soldaten der Norischen Garde, der seine Pension genoss und dessen Vorfahr die Steine in der Schlacht an der Aratanischen Mauer an sich genommen hatte. Er berichtete mir von sechsfingrigen Gnomen, die ihn verfolgten und die Steine in ihre Gewalt zu bekommen versuchten, bevor er sie verkaufte.
Der Mann, der sie erwarb, lebte jedoch nicht lange. Nun kenne ich das Volk der Gnome recht gut und wusste, dass sie fünf Finger an jeder Hand haben. Also reiste ich nach Hocherde, um dort weiter nachzuforschen. Doch ich fand nichts, was mir einen Hinweis liefern konnte. Über meine Zeit in Hocherde habe ich ja schon kurz berichtet. Ein Überfall auf die Stadt Saru durch sechsfingrige Gnome brachte mich erneut auf die Spur der Sechsfingrigen, und ich kam einem Wesen auf die Spur, das einem hochgewachsenen gesichtslosen Axtkrieger glich, sechs Finger hatte und sich durch eine Zwischensphäre zu bewegen vermochte, sodass Entfernungen für ihn und seine gnomenartigen Diener keine Rolle spielten.«
»Dieses Wesen muss mit dem Axtherrscher der Trorks identisch gewesen sein«, erklärte Magolas. »Mein rumreicher Vater erschlug ihn und gewann so die Elbensteine zurück.
Darüber werden sogar hier in Aratan Lieder gedichtet und Schauspiele aufgeführt. Mein Vater und ich begegneten diesem Wesen und seinen gnomenhaften Helfershelfern, als sie mit Hilfe von Magie die Zauberstäbe des Augenlosen Sehers raubten – das war bereits nach Eurer Abreise, daher nehme ich an, dass Ihr davon noch nichts wisst.«
»Es überrascht mich nicht, denn dieser Axtherrscher sammelte magische Artefakte. So galt der Überfall in Saru einem Heiligtum der Halblinge, und auch ein Tempel in Astagia im fernen Rhagar-Reich Haldonia wurde von diesem Axtkrieger und seinen Gnomen geplündert. Ich vermute, dass dieser Axtherrscher das Dunkle Reich erneut errichten wollte!«
»Was durch die Tat meines Vaters nicht mehr möglich ist«, schloss Magolas.
»Ihr irrt«, widersprach Lirandil. »Dieser Axtherrscher war nur ein Diener. Ein Diener Xarors, der weiterhin im Limbus existiert und auf eine Rückkehr wartet. Da er selbst nicht in unserer Sphäre agieren kann, ist er auf die Hilfe von Dienern aus dieser Welt angewiesen, um sein Reich neu zu errichten. In der Bibliothek des Gnomenkönigs von Rhô fand ich die entsprechenden Schriften. Diese Bibliothek ist älter als alle anderen und enthält Abschriften von Texten, die einst zur Zeit des dunklen Reichs die Wände der Tempel zierten, deren Gemäuer längst verfallen sind. Aber einen dieser Tempel gibt es noch.«
»Wo?«
»In den Wäldern Karanors. Ein Gebäude mit sechs Türmen.
Ich war dort, konnte mich ihm aber nicht nähern, weil es von sechsfingrigen Gnomen bewacht wird.«
»Dann ist dort die Verbindung«, meinte Magolas. »Die Verbindung zu Xaror!«
»Der Axtherrscher der Trorks mag erschlagen sein oder sich auf magische Weise vor dem Tod gerettet haben – das kann ich nicht sagen. Aber wenn er wirklich nicht mehr existiert, wird sich Xaror einen neuen Diener erwählen, der in seinem Namen die Kräfte des Dunklen Reichs sammelt, um es neu entstehen zu lassen. Sein vormaliger Diener, der Axtherrscher, ist übrigens möglicherweise mit Drasos identisch, einem Magier aus dem Volk der Sechs Finger, von dem ein paar der Schriften in Rhô berichten. Der Legende nach schenkte ihm Xaror für seine Gefolgschaft ein langes Leben – und so verwandelte er sich nach und nach in ein Geschöpf der Schatten und verlor sein Gesicht…«
Ein langes Leben…
Die Wörter hallten dutzendfach in Magolas’ Kopf wider.
Offenbar hatte die Magie des Xaror die Macht, das Leben zu verlängern. Magolas’ Hände ballten sich zu Fäusten. Vor seinem Inneren entstand das Bild dieses sechstürmigen Tempels im Wald von Karanor. Und er sah die beiden Zauberstäbe des Augenlosen Sehers vor sich. Sie mussten dort sein, dachte er und spürte plötzlich wieder einen Hauch jener Faszination, die diese Stäbe von jeher auf ihn ausgeübt hatten.
Ja, er spürte diese alte Faszination – und noch etwas: eine schwach aufkeimende Hoffnung. »Beschreibt mir genau, wo dieser Tempel liegt,
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