Die Elben - 02 - Die Könige der Elben
Lirandil!«
Lirandil brach nach Norden auf, um sich nach Elbenhaven zu begeben und König Keandir Bericht zu erstatten. Magolas zögerte nicht lange. Er mobilisierte sein Heer. Die mächtige Magie des Xaror kannte vielleicht eine Möglichkeit, um Laranas Leben zu retten – und dem Großkönig des Magolasischen Reichs den Sinn seines Lebens.
Mit Hunderttausenden von Rhagar-Kriegern aus Aratan, Norien und den Südwestlanden drang er in das Reich Karanor ein. Marschall Kamdossak, der Sohn von Marschall Pradossak, dem inzwischen schon legendären Helden aus dem Krieg, der zur Gründung des Magolasischen Reichs geführt hatte, überquerte mit einer ebenso großen Armee von Dossara aus die Grenze und marschierte geradewegs auf die Hauptstadt Jarakor zu.
Die Karanorer hatten Magolas’ Kriegsmaschinerie nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen. Bereits wenige Wochen nach Ausbruch des Krieges nahmen die Truppen des Marschalls Jarakor ein und ließen den König des Landes köpfen.
Magolas allerdings interessierte sich nicht für die Hauptstadt.
Er suchte den Tempel des Xaror. Nach Lirandils detaillierten Angaben und einer Karte, die danach gezeichnet worden war, fand er das Bauwerk auf einer Lichtung mitten im Dschungel Karanors. Die gnomenhaften Bewacher wurden niedergekämpft und erschlagen. Das verschlossene Tor ließ Magolas aufbrechen.
Mit weiten Schritten trat er an der Spitze seines Gefolges in den hohen Saal eines Gebäudes, das es mit den raffiniertesten Bauten elbischer Architektur durchaus aufnehmen konnte.
Licht fiel durch hohe Fenster. Unzählige Totenschädel hingen an Ketten von der Decke; es waren die Schädel der unterschiedlichsten Völker darunter, manche sogar mit einer Stirnplatte ohne Augenlöcher.
Vom ersten Moment an spürte Magolas die Anwesenheit einer dunklen Kraft. Einer Aura, wie er sie zuletzt gespürt hatte, als er mit seinem Bruder Andir vor die Küste Naranduins segelte oder in jenen Momenten, da er vor dem Verlies gestanden hatte, in welchem sein Vater die Zauberstäbe des Augenlosen Sehers für so lange Zeit verschlossen hatte.
Und endlich lagen diese Stäbe vor ihm – auf einem großen Steinaltar, auf dem noch eine ganze Anzahl weiterer Gegenstände niedergelegt worden waren. Ein goldener Krug mit fremdartigen Gravuren war darunter, eine Sonnenscheibe, die die Anhänger des Sonnengottes für heilig hielten, eine Statue des Eisenfürsten Comrrm, der offenbar in den südöstlichen Rhagar-Reichen als Gottheit verehrt wurde, sowie einige Waffen und weitere magische Gegenstände.
Eine Sammlung von Artefakten, wurde Magolas klar.
An den Wänden gab es steinerne Ablageflächen, auf denen ebenfalls magische Gegenstände platziert waren oder Schriftrollen lagen und wertvolle Bücher standen. Äxte mit Doppelklingen hingen an Haken an den Wänden.
Magolas’ Augen füllten sich mit Finsternis. Er spürte wieder die dunkle Kraft in sich, die durch die Aura dieses Ortes angeregt wurde.
»Lasst mich allein!«, rief er seinen Männern zu. Sie zögerten zunächst. Er drehte sich zu ihnen um, und sie schauderten angesichts seiner von Finsternis gefüllten Augen. »Geht hinaus, ich möchte an diesem Ort allein sein!«
Und eine Stimme in seinem Kopf, die nicht seine eigene war, sprach zu ihm: »Du wirst von nun an nie wieder allein sein, Sklave! Meine Gedanken werden dich immer begleiten… «
Ein schauderhaftes, triumphierendes Lachen folgte.
EPILOG
Ein König des Schwertes.
Ein König des Geistes.
Ein König der Schatten.
So hieß man in jener Zeit die Könige der Elben.
Die Verbotenen Schriften
(früher bekannt als: Das Buch Branagorn) Niemand aber wusste, was in jenem Tempel, der dem Xaror geweiht war, geschah, nachdem Magolas Gefolgsleute hinausgegangen waren. Bekannt ist nur, dass Magolas sechs volle Tage in dem Gemäuer blieb. Als es aber seinen besorgten Offizieren zu lang wurde und sie um die Sicherheit ihres Herrschers fürchteten, versuchten sie das Tor des Tempels erneut zu öffnen, doch es war von innen verschlossen worden, und eine unerklärliche Angst hielt sie davon ab, es gewaltsam aufzubrechen. Als Magolas aber den Tempel verließ, führte er ein Behältnis mit sich, das von manchen als ein mit Kork verschlossener Krug, von anderen als ein kolbenartiges Gefäß aus buntem Glas beschrieben wurde. Fest steht aber, dass sich darin eine Substanz befand, von der eine starke Magie ausging, die selbst für die in dieser Hinsicht unsensiblen Rhagar spürbar war und vor der
Weitere Kostenlose Bücher