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Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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»Schließlich sind wir Konkurrenten in der Frage der Königsnachfolge.«
    »Und niemand kann vorhersagen, wie sich der Kronrat entscheiden wird, ich weiß.«
    Ein entspanntes Lächeln zeigte sich auf einmal auf Andirs Zügen.
    »Darf man erfahren, was dich zu diesem Entschluss bewogen hat, Bruder?«, fragte Magolas.
    »Gewiss.« Andir sah seinen Zwilling an. »Wir sind am selben Tag geboren und gleichen uns bis aufs Haar…«
    »Von einem kleinen Makel einmal abgesehen«, fiel Magolas ihm ins Wort.
    Andir lächelte mild. »Ich glaube, das Feuermal an deinem Kopf ist das Wenigste, was uns unterscheidet. Schau uns doch an! Du bist ein Krieger und entsprichst der Vorstellung unseres Vaters von einem Prinzen.«
    »Wirklich? Er hält die Zauberstäbe des Augenlosen in den Gewölben unter der Burg von Elbenhaven verschlossen, weil er fürchtet, dass ich der Faszination der dunklen Kräfte erliegen könnte, die in ihnen schlummern. Und während ich die Dunkelheit der Seele mit ihm teile, musst du ihm wie das Sinnbild der Reinheit und Rechtschaffenheit erscheinen. Mit deiner Magie hast du entscheidend dazu beigetragen, dieses Reich zu errichten. Ich weiß nicht, ob du dich in deiner Einschätzung darüber, wen von uns beiden unser Vater bevorzugt, nicht vielleicht irrst.«
    »Ich beklage mich nicht über mangelnde Wertschätzung seitens unseres Vaters«, widersprach Andir. »Das ist nicht der Grund, aus dem ich Bürg Elbenhaven verlasse. Vielmehr möchte ich mich dem Gewinn von Erkenntnis widmen und meine magischen Fähigkeiten vervollkommnen. Es gibt so vieles, dessen Existenz ich kaum erahne und worüber ich mehr wissen möchte. Die Möglichkeiten des Geistes sind um so vieles größer, als ich bisher dachte. Davon abgesehen ist unser Vater inzwischen längst wieder im Vollbesitz seiner Kräfte.
    Ich glaube nicht, dass er in den nächsten zwei oder drei Jahrtausenden des Regierens müde wird. Dazu ist ihm dieses Reich, das er mit seinem Willen geschaffen hat, viel zu wichtig. Es ist ein Teil von ihm, und ich könnte mir gut vorstellen, dass er noch eine Ewigkeit König bleibt.«
    »Es sei denn, irgendein Rhagar-Barbar erschlägt ihn im Kampf«, gab Magolas zu bedenken. »Nach der Schlacht an der Aratanischen Mauer hing sein Leben an einem seidenen Faden, und der nächste Krieg dämmert bereits herauf; Prinz Sandrilas bereitet das Elbenheer schon seit Jahrzehnten darauf vor.«
    »Falls man mich ruft, um die Aratanische Mauer mit magischen Mitteln zu erneuern, werde ich mich nicht verweigern«, erklärte Andir.
    »Und die Thronfolge?«
    »Die Wahl wird auf dich fallen, Magolas«, war Andir überzeugt. »Oder kannst du dir einen vergeistigten Magier und Schriftgelehrten wie mich wirklich als König vorstellen, der in einem hundert Jahre dauernden Streit zwischen dem Statthalter von Nord-Elbiana und dem Rat von Elbanor zu vermitteln weiß, weil er sich bestens in den Feinheiten des lokalen Provinzsteuerrechts auskennt? Ich bin kein Mann des Schwerts, der das Reich zusammenhalten könnte, das ist mir inzwischen durchaus bewusst. Davon abgesehen habe ich wenig Neigung, die Jahrhunderte damit zuzubringen, auf den Tod oder die Herrschaftsunlust meines Vaters zu warten, nur um jederzeit zur Verfügung zu stehen, sein Erbe anzutreten.«
    »So bist du ihm in dieser Hinsicht doch recht ähnlich«, murmelte Magolas.
    »In welcher Hinsicht?«
    »In dem Bestreben, das eigene Schicksal zu schaffen, das sich eigenständig entwickelt.«
    »Niemandes Schicksal entwickelt sich unabhängig von dem der anderen«, widersprach Andir.
    Magolas zuckte daraufhin nur mit den Schultern und wandte sich zum Gehen. Doch dann drehte er sich noch einmal zu Andir herum. »Zwischen uns wird es nie wieder so sein wie früher, nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Vielleicht zwang uns letztlich die Tatsache dazu, dass wir uns so ähnlich sind, so völlig verschiedene Wege zu gehen.«
    »Das ist gut möglich.«
    »Verabschiede dich von mir, bevor du gehst«, verlangte Magolas.
    »Ich möchte zuvor das Wissen der vielen Bücher, die in meiner Bibliothek stehen, auf Kristalle bannen, die ich mitnehmen kann«, erklärte Andir. »Voraussichtlich werde ich dazu noch bis Ende des nächsten Jahres brauchen. Bis dahin bin ich noch hier.«
    Während Magolas vom Westturm hinabstieg und dann den inneren Burghof betrat, gingen ihm viele Gedanken durch den Kopf. Andir hatte also beschlossen, die Burg zu verlassen, und so stellte sich Magolas die Frage, ob nicht auch er eines Tages

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