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Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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man noch etwas warten sollte, Magolas?«
    »Die Lage im Süden spitzt sich zu, Mutter. Und vor allem ist zu bedenken, dass der König von Aratan inzwischen ein für die Verhältnisse der Rhagar sehr hohes Alter erreicht hat und sich kaum noch mehr als ein paar flüchtige Augenblicke vom Leben erhoffen darf.«
    »So schließen wir das Bündnis mit seinem Nachfolger«, erklärte Ruwen.
    »Seine männlichen Erben sind alle im Krieg gegen den Kaiser der Südwestlande gefallen. Wenn der jetzige König stirbt, wird es Thronstreitigkeiten geben, und mit demjenigen, der als Sieger aus diesen Streitigkeiten hervorgeht, werden wir vielleicht kein Bündnis schließen können.«
    Ruwen hatte an den Zusammenkünften des Thronrates, bei denen dieses Thema besprochen worden war, durchweg teilgenommen und sah die sachliche Notwendigkeit einer schnellen Entscheidung durchaus ein. Aber ihr Gefühl sträubte sich dagegen. »Ich weiß, dass du im Grunde recht hast, Magolas, aber… gib mir noch etwas Zeit.«
    »Was erhofft Ihr, Mutter? Ihr wisst, dass das Bündnis mit Aratan eine Notwendigkeit ist – warum also das Unvermeidliche aufschieben und damit wertvolle Zeit vergeuden?«
    »Für uns Elben war die Zeit nie wertvoll.«
    »In diesem Falle aber ist sie es. Warum warten?«
    »Aus Respekt vor dem König!«
    »Bezeugen wir nicht unseren Respekt vor dem König, indem wir alles tun, um sein Reich zu erhalten?«
    »Natürlich, Magolas…«
    »So wären wir keineswegs respektlos, wenn wir in dieser Sache eine Entscheidung träfen. Das Reich der Elben ist von allen Seiten bedroht. Mein Vater kämpft gegen die Trorks, und ich gebe es zu, dass ich wütend darüber war, hier zur Untätigkeit verdammt auf Burg Elbenhaven bleiben zu müssen. Aber vielleicht hat es das Schicksal genau so gewollt.
    Vielleicht ist jetzt der Fall eingetreten, für den ich mich hier in den Mauern dieser Burg bereitzuhalten hatte. Denn schließlich wies mich der König an, in seiner Abwesenheit notwendige und unaufschiebbare Entscheidungen zu treffen. Er hätte also keinerlei Grund, gegen mich Groll zu empfinden, so wie auch Ihr keinen Grund habt, mir Respektlosigkeit vor meinem König und Vater vorzuwerfen.«
    Die Entschiedenheit, mit der Magolas seiner eigenen Mutter gegenüber auftrat, imponierte ihr insgeheim. Vielleicht war er inzwischen tatsächlich fähig, das zu tun, wozu er geboren wurde, überlegte sie, nämlich im Namen seines Vaters Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu fällen.
    Und möglicherweise tat sie ihm Unrecht, indem sie immer noch den kleinen Jungen in ihm sah, den sie einst in ihrem Arm gehalten hatte…
    »Wir werden später noch einmal darüber reden«, bestimmte Ruwen.
    »Später?«, echote Magolas. Eine gewisse Schärfe in seinem Tonfall konnte er nicht unterdrücken.
    »Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber ich galt einst als eine Elbin schneller, um nicht zu sagen übereilter Entschlüsse«, entgegnete sie, und mit einem milden Lächeln fügte sie hinzu: »Damit dürfte klar sein, von wem du deine Hast geerbt hast.«
    »Übereilte Entschlüsse?« Magolas schien verwundert.
    »Wovon sprecht Ihr, meine Königin?«
    »Zum Beispiel davon, dass ich mich schon nach kaum einer halben Jahrhunderthälfte dafür entschied, die Gemahlin Keandirs zu werden. Man empfand das innerhalb meiner Familie als unschicklich.«
    »Du entstammst dem Haus Torandiris, und das gilt nun mal als besonders traditionell. Oder sollte ich sagen – extrem konservativ?«
    Ruwen lächelte und erinnerte sich jenes Augenblicks, da sie Keandir zum ersten Mal begegnet war. »Wir – dein Vater und ich, Magolas – wuchsen auf verschiedenen Schiffen auf und trafen uns das erste Mal auf dem Schiff von Fürst Bolandor, wo ein Fest für die Mitglieder hoher Adelshäuser abgehalten wurde.«
    »Ich dachte, die Seereise von Athranor ins Zwischenland wäre eine eher traurige Angelegenheit gewesen, während der sich unzählige Elben über Bord stürzten, weil sie der Reihe nach dem Lebensüberdruss verfielen.«
    »Ja, aber bevor wir uns im zeitlosen Nebelmeer verirrten, versuchte sich zumindest ein Teil der Elben durch rauschende Festlichkeiten abzulenken. Nicht zuletzt glaubte man, durch derartige Geselligkeiten den grassierenden Lebensüberdruss abwehren zu können. Erst allmählich hörte das auf, als sich die Tristesse des Nebelmeers wie Mehltau auf unsere Gemüter legte; es fanden kaum noch Feierlichkeiten statt.«
    »Ihr habt mir nie davon erzählt,

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