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Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Titel: Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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mir der Gedanke sonderlich gefällt.«
    »Und weshalb nicht, wenn Ihr diese Frage gestattet, werter Branagorn?«, fragte Ruwen den Herzog.
    Erinnerungen an die erste Landung auf Naranduin stiegen in Branagorn auf. Erinnerungen an verzweifelte Kämpfe gegen die Ouroungour und den Augenlosen Seher, dem er zusammen mit dem König begegnet war. Doch eigentlich hatte Branagorn nicht vor, diese Erinnerungen wieder wachzurufen, und er hatte Glück: Der Auftritt eines Mannes mit dem Ehrenzeichen eines Hauptmanns der Einhandgarde an seinem Wams sorgte dafür, dass zunächst die Aufmerksamkeit aller von dem Gast aus Elbara abgelenkt wurde.
    »Rhiagon!«, stieß er unwillkürlich und etwas lauter als beabsichtigt hervor.
    Das tragische Schicksal Rhiagons hatte sich in Windeseile herumgesprochen. Mit den ersten Schiffen war die Geschichte nach Süden und Norden die Küsten von Elbiana entlanggezogen und hatte dann auch in Nuranien und Elbara Verbreitung gefunden. Der Verlust des Augenlichts wurde als besonders tragisch empfunden und wäre für viele Elben ein Grund gewesen, sich dem Lebensüberdruss hinzugeben und der eigenen Ankunft in Eldrana tatkräftig nachzuhelfen.
    Doch voller Verwunderung sah Branagorn, dass die Augenhöhlen des Hauptmanns mit zwei trüben Kristallen gefüllt waren. Sie schienen ein wenig von innen heraus zu leuchten und wirkten ansonsten wie glasige Augäpfel ohne Pupillen.
    Königin Ruwen hatte Hauptmann Rhiagon zum Bankett geladen. Normalerweise hätte Rhiagon nicht zu dem erlauchten Kreis gehört, aber die Heilerin Nathranwen hatte sich nachdrücklich dafür eingesetzt und Ruwen darauf hingewiesen, dass Rhiagon sein Augenlicht schließlich bei der Verteidigung Elbianas verloren habe, während er heldenhaft den König schützte – und außerdem sei es unbedingt notwendig, dass dieser Held des Elbenreichs wieder häufiger in Gesellschaft käme, damit nicht der Lebensüberdruss von ihm Besitz ergriff. Da hatte Ruwen ein Einsehen gehabt.
    Hinsichtlich der neuen Augen des Rhiagon gab es bislang nur Gerüchte, denn der Hauptmann war damit kaum in der Öffentlichkeit gesehen worden; auch seit er sie von dem Händler Zerolas erworben hatte, verließ er selten sein Quartier, und einzig Nathranwen hatte er hereingelassen, nachdem sie an seine Tür geklopft hatte, um nach ihm zu sehen. Nathranwen glaubte, dass es die Scham war, die Rhiagon daran hinderte, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Schließlich entsprachen diese unpersönlich und seelenlos wirkenden Kristallaugen nun wirklich nicht dem elbischen Schönheitsideal; sie waren von einer kalten Perfektion und erinnerten eher an die starren Augen eines Toten als an die eines lebenden Elben. Selbst der stumpfsinnige Blick eines Rhagar-Barbaren war ausdrucksstärker als das glatte, farblose Grau, das Rhiagons neue Augen kennzeichnete.
    Aber in Wahrheit war es nicht die Scham eines Kriegsversehrten gewesen, die Rhiagon dazu bewogen hatte, sein Quartier nicht zu verlassen. Es war vielmehr die Furcht, den Händler noch einmal zu treffen, von dem er die Augen erhalten hatte. Er fürchtete sich davor, dass Zerolas einen Preis verlangte – worin auch immer der bestehen mochte –, den er nicht zahlen konnte. Denn schon nach der relativ kurzen Zeit, da ihm die Augen eingesetzt worden waren, konnte sich Rhiagon nicht mehr vorstellen, auf sie zu verzichten. So sehr sich seine anderen Sinne auch geschärft hatten, er war sich wie nie zuvor darüber im Klaren, dass sie niemals den Ersatz für den wichtigsten aller Sinne bieten konnten – den Gesichtssinn.
    Er würde die Augen behalten, und es erschreckte ihn selbst, wenn er darüber nachdachte, dass er dafür bereit war, jeden Preis zu zahlen, wenn er die Summe nur irgendwie würde aufbringen können.
    Rhiagon wandte den Kopf. Er spürte die Blicke der Anwesenden. Aber mit den neuen Augen konnte er sie erwidern und war nicht nur ein Objekt des Mitleids.
    »Setzt Euch zu uns, werter Rhiagon«, bat die Königin. »Dank der Fürsprache Eurer Heilerin ist hier ein Platz für Euch reserviert.«
    Rhiagon trat vor. Er verneigte sich tief – fast so tief, wie es am Hof des Großkönigs des Magolasischen Reichs üblich war, und ganz gewiss tiefer, als es sich normalerweise für einen Hauptmann der Königin gegenüber geziemte, denn es entsprach zwar der elbischen Art, Respekt zu bezeugen, nicht aber Unterwürfigkeit in irgendeiner Art. Und weder der Elbenkönig noch seine Gemahlin hätten dies auch je von einem ihrer

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