Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
seines Auges längst gewöhnt hat«, äußerte Admiral Ithrondyr.
»Schließlich wurde ihm diese schreckliche Wunde noch in der Alten Heimat Athranor beigebracht.«
»Nein, da möchte ich Euch ganz entschieden widersprechen, werter Admiral«, erklärte Rhiagon in einem Tonfall, der an der Grenze der Gereiztheit lag. Man spürte, wie sehr den Hauptmann die Worte Ithrondyrs innerlich aufwühlten. »An so etwas kann man sich nie gewöhnen, und ich weiß auch von Siranodir mit den zwei Schwertern, dass er sich bis heute nicht wirklich damit abfinden konnte, taub wie ein Rhagar zu sein.
Daher kann ich mir auch nicht vorstellen, dass Prinz Sandrilas es inzwischen als normal empfindet, mit einem Auge auskommen zu müssen, mag auch noch so viel Zeit seit seinem Verlust vergangen sein.«
Admiral Ithrondyr erkannte, dass er bei Rhiagon einen sensiblen Punkt berührt hatte. Um die Situation nicht weiter zu komplizieren, schwieg er.
Branagorn jedoch wiederholte den Wunsch der Königin, von Rhiagon mehr über die Herkunft seiner neuen Augen zu erfahren.
»Ich bekam sie von einem Händler namens Zerolas, der aus Nordbergen stammt«, berichtete Rhiagon.
»Hier auf dem Markt von Elbenhaven?«, fragte Branagorn.
»So ist es. Er sprach mich an und erklärte, dass es sich bei den Augen um das Werk eines begabten Erfinders aus Berghaven handle, dessen Talent an jenes von Thamandor heranreichen würde.«
»Hat er den Namen dieses Erfinders genannt?«, hakte Branagorn nach. »Denn wenn dieser Erfinder solch ein Genius ist, dann müsste sein Name doch bekannt sein.«
»Vielleicht hat der Händler ihn genannt, vielleicht auch nicht.
Ich erinnere mich nicht mehr so genau, und Ihr mögt es mir zugute halten, dass ich einfach zu sehr davon überwältigt war, mein Augenlicht wiederzuhaben, als dass ich mich noch besonders für den Namen des Erfinders interessiert hätte.«
»Nordbergen ist fern und sehr unwegsam«, sagte Nathranwen. »Es könnte schon sein, dass man hier noch nie etwas von diesem Erfinder aus dem Land von Herzog Isidorn gehört hat. Erzählt uns mehr – wie kommt Ihr mit den Augen zurecht, werter Rhiagon?«
»Ich gebe zu, dass ich mich erst an sie gewöhnen musste.
Aber inzwischen scheinen sie mir ebenso Teil meines Körpers zu sein wie meine Arme und Beine. Die Augen haben sich perfekt eingepasst, und ich denke manchmal, dass sie schon immer Bestandteil meines Kopfes waren, obwohl mir natürlich bewusst ist, dass das nicht stimmt.«
In der folgenden Zeit wuchs die Sorge Ruwens ins Unermessliche, und sie überredete schließlich Admiral Ithrondyr, mit einem Schiff nach Naranduin zu segeln, um nach dem Schicksal des Königs zu forschen und eventuell eine Botschaft von ihm zurück nach Elbenhaven zu bringen.
Branagorn bot an, den Admiral zu begleiten, doch Ruwen antwortete auf sein Angebot: »Eine lange Seereise von Elbara hierher liegt hinter Euch, und da wäre es unzumutbar, Euch gleich noch einmal in See stechen zu lassen.«
Zumindest ein Teil von Branagorn war erleichtert über die Antwort der Königin, denn tatsächlich verspürte der Herzog von Elbara keinerlei Neigung, jemals wieder den Fuß auf jene Insel zu setzen, auf deren Boden er seinerzeit innerhalb weniger Tage mehr Schrecken erlebt hatte als in vielen langen Jahren danach, vom Tod Cherenwens einmal abgesehen.
»Ihr müsst mir von allem berichten, was es Neues aus Elbara gibt«, fuhr die Königin fort. »Zum Beispiel darüber, ob sich bei Euch die Elbaran und die Elbaraner noch immer so gut vertragen, oder ob es inzwischen Konflikte zwischen beiden Bevölkerungsgruppen gibt.«
»Nein, es ist erstaunlich friedlich«, erwiderte Branagorn.
»Allerdings muss ich zugeben, dass es auch der ständige militärische Druck ist, den das Magolasische Reich von Süden her ausübt, der die Bewohner Elbaras, ob Elben oder Menschen, so sehr zusammenschweißt. Wollen sie weiter wie bisher in ihrem Land leben, sind sie gezwungen, jedwede Streitigkeiten zu unterbinden und zusammenzuhalten.«
Herzog Branagorn berichtete davon, wie immer wieder Truppen des Magolasischen Reichs in der Nähe von Cadd an Land gingen, dort hingeschafft von Schiffen aus den Südwestlanden und dem eroberten Soria. Außerdem wurden in den Werkstätten rings um Cadd Kampfmaschinen für eine Belagerung gebaut.
»Ihr wisst, dass ich das Königshaus Elbianas niemals im Stich lassen würde«, sagte Branagorn bei einem gemeinsamen Spaziergang, der ihn und Ruwen an den Zinnen des äußeren
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