Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
er es doch nur geschafft hätte, die Fangarme, die Keandir umschlungen hatten, zu durchtrennen und den König zu retten. Aber er hatte kläglich versagt!
Das Schweigen, das nach dem Kampf unter den Elben herrschte, wirkte gespenstisch; keinem der Krieger, die ihren König bis auf das Plateau begleitet hatten, erging es besser als Sandrilas, alle wurden sie von düsteren Gedanken beherrscht und machten sich die schlimmsten Vorwürfe. Das Elbenreich war nun ohne König, ein Nachfolger nicht in Sicht. Durch ihr Versagen hatten sie die Zukunft des ganzen Reichs verspielt.
Schließlich war es Siranodir mit den zwei Schwertern, der das Schweigen brach. »Diese Kreatur schien es ganz gezielt auf den König abgesehen zu haben«, glaubte er. Und auch Herzog Isidorn von Nordbergen und sein Sohn Asagorn von Meerland äußerten sich in dieser Weise.
»Wir sind in eine Falle getappt«, stellte Thamandor fest.
»Offenbar hat man uns hier erwartet.«
»Wenn Xaror die Möglichkeiten des Schicksals überblickt, war er tatsächlich in der Lage, hier auf uns zu warten«, stimmte Kriegsheiler Eónatorn zu.
Sandrilas schwieg noch immer und gab sich seinem Schmerz über den Verlust des Königs hin; daran, dass Keandir ein Opfer der Finsternis geworden war, zweifelte er nicht. Welche Rettung konnte es noch für jemanden geben, der in diesen mit magischer Finsternis gefüllten Schlund hineingezogen worden war?
Herzog Isidorn trat neben den Prinzen. »Es ist jetzt an Euch, das Volk der Elben zu führen, Prinz Sandrilas«, stellte er fest.
»Ich bin überzeugt davon, dass der König Euch dafür zu Lebzeiten vorgesehen hatte, und Ihr habt ihn ja auch früher schon bei verschiedenen Gelegenheiten würdig vertreten.«
Sandrilas nickte. »Ja, Ihr habt recht, Isidorn – für Trauer ist jetzt keine Zeit. Wir werden tun, weswegen wir hierher gekommen sind!« Er drehte sich zu den anderen Kriegern um.
Alle Blicke waren nun auf ihn gerichtet. »Wir brauchen die Steine des Magischen Feuers – und zwar so viele, wie wir finden können. Es scheint selbst unter den Ouroungour große Knappheit daran zu bestehen, wie der Zustand ihrer Waffen beweist. Aber das soll uns nicht hindern, die ganze Insel abzusuchen. Notfalls wäre schon ein Einziger dieser Steine eine große Hilfe, denn dann könnte man zumindest die bisher fertiggestellte und funktionsfähige Flammenlanze wieder einsetzen gegen die Horden des Schreckens.«
»Ich schlage vor, dass wir uns aufteilen, um die Suche abzukürzen«, sagte Herzog Asagorn.
Prinz Sandrilas deutete in die Ferne, wo der Affenkopfgipfel deutlich zu sehen war. »Der Hauptteil von uns wird sich dorthin wenden, zur Zitadelle der Ouroungour, wo sie damals die Gebeine ihres letzten Königs verehrten. Ein paar Krieger möchte ich allerdings hier am Schlund zurücklassen, obgleich mir bewusst ist, dass es vielleicht keine ungefährliche Aufgabe ist, ihn zu bewachen.«
»Ihr wollt doch nicht etwa sagen, dass Ihr noch Hoffnung im Hinblick auf das Schicksal unseres Königs hegt?«, fragte Herzog Asagorn skeptisch.
Sandrilas schüttelte den Kopf. »Ich spüre keine geistige Verbindung mehr zu ihm, was allerdings an einem Ort wie diesem nicht unbedingt etwas zu bedeuten haben muss. Aber das ist nicht der Grund, werter Herzog.«
»Sondern?«
»Was hier, an diesem Ort geschieht, kann für uns alle von großer Bedeutung sein. Ich weiß nicht, was dieser Schlund der Finsternis letztlich ist, aber er könnte Xaror als ein vorgeschobener Ausgangspunkt dienen, um Elbiana erneut von seinen Schattengeschöpfen heimsuchen zu lassen, wie es bereits am Elbenturm geschah.« Der Prinz wandte sich an Pasadanir den Durchdringenden. »Euch würde ich bitten, dass Ihr Euch an dieser Aufgabe beteiligt. Falls sich hier etwas ereignet, das Ihr für mitteilenswert haltet, dann blast die entsprechenden Signale auf Eurem Horn, sodass der Rest von uns darüber unterrichtet ist.«
Pasadanir deutete eine leichte Verbeugung an. »Ich werde tun, was Ihr verlangt, Prinz Sandrilas.«
»Ihr dient damit Elbiana. Und seid gewiss, dass diese Aufgabe ebenso wichtig ist wie die eines Spähers direkt an der Aratanischen Mauer.«
»Daran habe ich keinen Zweifel.«
Einige Augenblicke des Schweigens folgten. Eine tiefe Furche bildete sich auf der Stirn von Prinz Sandrilas; er schien angestrengt nachzudenken. Dann richtete er den Blick seines einzigen Auges auf Asagorn. »Ich kenne Euch als mutigen Krieger, Herzog Asagorn. Wenn Ihr mit Euren Männern
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