Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
ebenfalls hier auf dem Felsen der sechs Steindornen bleiben würdet, wären meine Sorgen geringer.«
»Ihr könnt Euch auf mich verlassen. Aber sollte nicht wenigstens ein Teil meiner Krieger in den umliegenden Wäldern nach Steinen des Magischen Feuers suchen?«
Doch da war Sandrilas anderer Meinung. »Die Möglichkeit, dass wir dort noch Steine finden, ist meiner Ansicht nach so gut wie ausgeschlossen. Außerdem sollten wir uns nicht in noch weitere Gruppen zersplittern, was uns nur angreifbarer macht.« Er machte eine weit ausholende Handbewegung. »Die Ouroungour überfliegen diese Wälder zum größten Teil einfach nur – warum sollten sie dort diese wertvollen Steine hinterlassen? Aber in den Wohnhöhlen ihrer ehemaligen unterirdischen Stadt werden wir vielleicht noch welche finden.«
»Nur werden die Ouroungour sie nicht freiwillig hergeben«, ergänzte Thamandor mit einem grimmigen Unterton, wobei er den Sitz seiner frisch geladenen und gespannten Einhandarmbrüste überprüfte.
7
IN DEN AUGEN DES BÖSEN
Wochen waren vergangen, seit König Keandir nach Naranduin aufgebrochen war, und Ruwen, die lange in den düsteren Atmungen gefangen war, die ihre eigene Zukunft und die ihres ungeborenen Sohnes Eobal betrafen, begann sich ernsthaft Sorgen zu machen. Dass die geistige Verbindung zu ihrem über alles geliebten Gemahl zwischenzeitlich abgerissen war, wunderte sie kaum, denn niemand wusste genau zu sagen, wie stark der dunkle Zauber noch war, der das einstige Eiland des Augenlosen Sehers umgab.
Aber andererseits konnte sich Ruwen auch nicht vorstellen, dass es länger als einige Tage – vielleicht ein oder zwei Wochen – dauern konnte, um ein paar der Steine des Magischen Feuers dort in Besitz zu nehmen und sie zum Festland zu schaffen. Die einzige Erklärung für das Ausbleiben jeglicher Nachricht konnte ihrer Ansicht nach nur sein, das etwas nicht nach Plan gelaufen war.
Nachdem sie sich lange mit ihrem eigenen Schmerz und ihrer Zukunftsangst auseinandergesetzt hatte, wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder der Gegenwart zu, was ihrem Gemüt sichtlich guttat. Nathranwen äußerte zudem, dass die Ursache dafür, dass die geistige Verbindung zu Keandir nicht mehr bestand, auch bei ihr selbst liegen konnte und möglicherweise in ihrer starken Beschäftigung mit ihren finsteren Träumen und Zukunftsahnungen lag.
»Vielleicht reicht Eure geistige Kraft dadurch einfach nicht mehr aus, um die Verbindung aufrechtzuerhalten«, meinte die Heilerin. »Was kein Wunder wäre, denn es gibt nichts Lähmenderes und Kraftraubenderes als düstere Ahnungen.«
»Ihr sagt das fast so, als hätte ich mir diese Ahnungen herbeigewünscht oder wäre irgendwie an ihrer Entstehung beteiligt«, erwiderte Ruwen etwas trotzig.
Doch die Heilerin schüttelte daraufhin entschieden den Kopf.
»So habe ich das durchaus nicht gemeint, meine Königin. Es war lediglich meine Absicht, Euch die möglichen Zusammenhänge aufzuzeigen. Und die sind durchaus wechselseitig.«
»Was meint Ihr damit?«
»Wenn ich beispielsweise die Vorahnung habe, an Schwäche zu sterben, so macht diese Ahnung mich ihrerseits schwach und lähmt Gedanken und Muskeln. Vielleicht sogar in einem Ausmaß, dass dadurch erst die Erfüllung der Vorahnung ermöglicht wird.«
»Eine Ahnung, die ihrer eigenen Erfüllung Vorschub leistet?«
»So ist es.«
»Ehrlich gesagt, mir ist das zu hoch«, entgegnete die Königin. »Ich halte in dieser Hinsicht ohnehin wenig von irgendwelchen metaphysischen Argumenten einer spirituellen Theorie, sondern achte vielmehr auf mein schlichtes Gefühl und das, was mir meine Sinne sagen – denn jede Logik scheint mir bei diesen Dingen letztlich nur eine Pseudo-Logik zu sein.«
»Mit Verlaub, aber ich hoffe inständig, dass Ihr Euch da irrt, meine Königin. Denn der Großteil unserer theoretischen Überlieferung wäre dann die Überlieferung von Pseudo-Logikern.«
Ein Lächeln, das Ruwens innere Mattheit mehr widerspiegelte als jedes ihrer Worte, spielte um ihre Lippen.
»Auch wenn wir da unterschiedlicher Ansicht sind, ist es wohltuend, mit Euch über diese Dinge zu sprechen, werte Nathranwen.«
Ruwen nahm daraufhin die Hilfe von Brass Shelian in Anspruch. Der Obere des Schamanenordens sollte ihr durch besondere Methoden der Geisteslenkung helfen, vielleicht doch die Verbindung zu König Keandir wiederherzustellen, sodass sie zumindest wusste, ob es ihm gut ging und er unversehrt war. Aber auch Brass Shelian konnte der Königin
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