Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
Gefolgsleute erwartet. »Ich danke Euch sehr für die Gunst, meine Königin.«
»So setzt Euch. Ihr habt Euch verspätet.«
»Nur weil mir anfangs der Mut fehlte, mich hierher zu begeben. Und vielleicht auch, weil ich nach den richtigen Worten suchte, um Euch noch um eine weitere Gunst zu ersuchen. Es wäre vielleicht angebrachter, die Frage mit Eurem Gemahl zu erörtern, aber er ist schon so lange außer Landes.«
»Tragt Eure Bitte vor, werter Hauptmann«, forderte Ruwen ihn auf. »Und habt keine Scheu, zu äußern, was immer Ihr auf dem Herzen habt. Schließlich habt Ihr Elbiana mehr gegeben, als unser Reich Euch jemals zurückgeben könnte.«
Rhiagon hatte noch immer nicht Platz genommen. Er stand da und atmete einmal tief durch, bevor er seine Bitte äußerte:
»Ich möchte wieder dem aktiven Dienst der Schützengarde überstellt werden. Teilt mich meinetwegen den Burgwachen zu oder am liebsten der persönlichen Bewachung des Königs und der Königin. Ich bin mit meinen neuen Augen wieder voll einsatzfähig.«
»So setzt Euch erst und nehmt zunächst von den Speisen unseres Banketts. Wir können dann gern darüber sprechen.«
Rhiagon deutete noch einmal eine Verbeugung an und nahm der Königin gegenüber Platz.
»Es machen wahre Wundergerüchte über Eure Augen die Runde«, meldete sich Admiral Ithrondyr zu Wort. »Glaubt Ihr wirklich, dass Ihr mit diesen Kristallen wieder über die nötige Sehschärfe eines Einhandschützen verfügt?«
»Ich habe in der Schlacht um den Elbenturm Angreifer getötet, ohne überhaupt etwas sehen zu können«, erwiderte Rhiagon, der sich in einer Art Hochstimmung zu befinden schien, was nicht ganz unverständlich war.
»Ich denke, dann spricht nichts dagegen, den Hauptmann entsprechend einzusetzen.« Ruwen wandte sich an Admiral Ithrondyr. »Oder seht Ihr das anders?«
Der Befehlshaber der Elben-Kriegsflotte zeigte einen leicht skeptischen Gesichtsausdruck, stimmte aber nach kurzem Zögern zu. »Der Hauptmann wird die Leistungsfähigkeit seiner neuen Augen gewiss am besten einzuschätzen wissen –
schließlich hat er als Einziger den Vergleich und kann beurteilen, ob sie dem Vermögen natürlicher Elbenaugen entsprechen.«
»Selbst wenn es nicht so wäre, so könnte man dem Hauptmann deswegen kein aktives Kommando verweigern«, war Nathranwens Meinung. »Ich möchte nur daran erinnern, dass der werte Siranodir mit den zwei Schwertern nur noch wie ein tauber Rhagar zu hören vermag, und auch der werte Prinz Sandrilas verfügt nicht mehr über die Sehschärfe, die ein Elb mit zwei Augen hat. Trotzdem begleiten beide den König auf seiner gefährlichen Mission zur…« Die Heilerin brach mitten im Satz ab und biss sich auf die Lippen. Das Mitgefühl, das sie Hauptmann Rhiagon entgegenbrachte, hatte sie in unbedachter Weise sprechen lassen, und dies ganz gegen ihre sonstige Gewohnheit, denn normalerweise wusste sie ihre Worte sehr wohl zu wägen. Sie hatte ein Thema angesprochen, von dem sie doch wusste, wie sehr es die Königin bedrückte, schließlich hatte Ruwen noch immer nichts von ihrem Gemahl und seiner Expedition nach Naranduin gehört.
Ruwen bemerkte diese Peinlichkeit. Ihr Blick bekam jenen Ausdruck von Traurigkeit und Melancholie, den Nathranwen in letzter Zeit viel zu häufig bei ihr bemerkt hatte, allerdings bemühte sich Ruwen, diesem Eindruck mit einem Lächeln entgegenzuwirken. Einem Lächeln, das jedoch wie gefroren wirkte.
»Es ist schon gut, Nathranwen«, beschwichtigte sie. »Dass es noch immer keine Nachricht vom König gibt, soll kein Tabuthema an dieser Tafel sein, denn in Gedanken bin ich ohnehin fast die ganze Zeit bei ihm, auch wenn er im Moment nicht in der Lage zu sein scheint, dies zu bemerken.« Der Blick Ruwens schien für einige Augenblicke ins Nichts gerichtet, und selbst Branagorn, der hinsichtlich König Keandirs Naranduin-Fahrt eigentlich ein ganzes Bündel von Fragen gehabt hätte, beschloss, diese erst einmal zu verschieben, bis er vielleicht im Verlauf des Abends mit Admiral Ithrondyr unter vier Augen sprechen konnte.
Ein Ruck ging durch die Königin, und sie wandte sich erneut an Rhiagon, um dieses Thema wieder zu verlassen: »Berichtet uns darüber, wie Ihr Eure neuen Augen erworben habt, werter Hauptmann. Möglicherweise wäre ein solches Auge auch Prinz Sandrilas zu empfehlen, dem – wie die weise Nathranwen anmerkte – seit undenklichen Zeiten ein Auge fehlt.«
»Ich nehme an, dass sich Prinz Sandrilas an den Verlust
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