Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
gescheitert waren. Aber zerstören war einfacher als etwas entstehen zu lassen, also konnte diese Aufgabe nicht allzu schwierig sein. Ansonsten gab es ja immer noch die beiden Flammenlanzen in den Händen von Thamandor und Siranodir.
Thamandor hatte seinen alten Kampfgefährten Siranodir ausführlich in der Handhabung der Waffe unterwiesen und sich dabei lange nicht entscheiden können, ob er ihm nun die bereits benutzte Waffe geben oder ihm den neuen Prototyp überlassen sollte. Die Eigenschaften waren gleich, vor allem Schussstärke und Reichweite. Etwas unterschiedlich war die Bedienung der Hebel und Schalter, mit denen sich alles regulieren ließ.
Thamandor hatte sich schließlich dafür entschieden, den Flammenspeer, der als Erster gefertigt worden war, zu behalten und Siranodir jenes Exemplar zu geben, das aus Mangel an Naranduanitischem Steingewürz schon so lange unbenutzt dagelegen hatte.
Der König erreichte sein Heer und setzte sich an dessen Spitze. Er wollte seinen Kriegern auf diese Weise etwas von dem Mut zurückbringen, der ihnen im kurzen Verlauf dieses Krieges bereits abhanden gekommen war. Zumindest eine Ahnung von Zuversicht war notwendig, um nicht gleich von der ersten Angriffswelle des Feindes hinweggespült zu werden.
Admiral Ithrondyr war inzwischen mit der königlichen Flotte von Minasar aus aufgebrochen und segelte zurück zur Mündung des Nur. Entlang der nuranischen und elbareanischen Küste sollte sein Weg führen, um zumindest einen Teil jener Elben und Verbündeten an Bord zu nehmen, die in den befestigten Küstenstädten festsaßen. Candor, Albarée und Hadlanor waren auf die Dauer nicht zu halten, und man musste sie schleunigst evakuieren. Wahrscheinlich galt dies sogar für Nurandor auf der nuranischen Seite der Nur-Mündung.
Davon abgesehen mussten die Elben ihre Kräfte konzentrieren. Und der Punkt, an dem das am besten gelingen konnte, war an der Brücke von Minasar.
Hornbläser Pasadanir blies das Signal, das die Anwesenheit des Königs verkündete, woraufhin die Elbenkrieger ihre Waffen in die Höhe schwenkten und in Jubel ausbrachen. Auf einmal schöpften sie neue Hoffnung, zumal sie in Keandirs Gefolge die beiden Flammenspeer-Träger Thamandor und Siranodir ausmachten. Selbst die Flüchtlinge, deren Zug sich noch über die Brücke schob, empfanden neuen Mut. Diese Brücke war das Nadelöhr, an dem man die Horden der Finsternis aufhalten wollte.
Aus dem Osten näherte sich eine Staubwolke. »Ich rieche den strengen Geruch von Zentaurenmist«, sagte Siranodir mit den zwei Schwertern und verzog das Gesicht.
»Wenn auch Euer Gehör stark gelitten haben mag, so sind Eure anderen Sinne dafür wohl um so feiner geworden«, lautete Thamandors Kommentar. »Denn der Wind kommt vom Meer, und ehrlich gesagt, rieche ich kaum etwas.«
»Es ist Lirandil!«, rief Herzog Mirgamir von Noram. »Er bringt mindestens zweitausend Zentauren mit!«
»Ein Tropfen auf den heißen Stein«, meinte Herzog Isidorn angesichts dessen, was an erschreckender Kunde über die Stärke des Feindes bis nach Minasar gedrungen war.
Lirandil ritt auf den König zu. »Ich habe einige Stämme der Zentauren davon überzeugen können, dass auch sie in Bälde ein Opfer des übermächtigen Feindes werden, wenn es uns nicht gelingt, ihn hier und jetzt zurückzuschlagen. Sie werden an unserer Seite kämpfen.«
»Ich danke Euch, Lirandil.«
»Ansonsten war meine Mission leider nicht von Erfolg gekrönt.«
»Das macht Euch niemand zum Vorwurf, werter Fährtensucher!«
Dann verdunkelte sich der Himmel im Osten durch die Flügel unzähliger Riesenfledertiere, und am Boden erstreckte sich ein schwarzes Band quer über den Horizont. Die Erde erzitterte unter den Schritten der Riesenskorpione, der Echsen, welche die Kampfmaschinen zogen, und den Hufen und Stiefeln der Kolonnen von Stierkriegern und Rhagar-Kämpfern. Das Dröhnen ihrer Stimmen ließ der Elbenschar das Blut in den Adern gefrieren.
Neben norischen Söldnern und südwestländischen Kriegern, die früher das Feldzeichen des Kaisers von Rajar vor sich hergetragen hatten und nun jenes ihres Großkönigs Magolas führten, befanden sich bis an die Zähne bewaffnete Stierkrieger im Heer des Grauens und Gestalten mit Wolfsköpfen und solche, welche den Gnomenkriegern ähnelten, die dem Axtherrscher gedient hatten. Die käferartigen Reiter der Riesenskorpione wetzten ihre Waffen, aber auch Katzenkrieger marschierten in diesem furchtbaren Heereszug, wie sie
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