Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
diese Rituale durchgeführt. In den Jahren nach dem Krieg gegen den Eisenfürsten Comrrm war diese Aufgabe bereits weitgehend an die anderen Magier delegiert worden. Schon damals waren sie offenbar geistig zu schwach gewesen, um die entsprechenden Rituale tatsächlich auf eine Weise durchzuführen, wie es der magischen Kunst entsprochen hätte. Im Bewusstsein der eigenen Wirkungslosigkeit hatte man dann zunehmend auf die Durchführung der Rituale verzichtet und sich darauf verlassen, dass der Zauber stark genug war, um die Jahrhunderte zu überdauern. Doch das war er nicht, wie sich herausstellte.
Die Riesenskorpione mit den käferartigen Reitern bildeten nur die Vorhut und wurden dabei von der Armada der Katzenkrieger auf ihren Riesenfledertieren unterstützt.
Unüberschaubare Massen von Rhagar und Stierkriegern bildeten jedoch den Hauptteil der Angriffswelle.
Während des Kampfes sah Herzog Branagorn auch Magolas, der mit seinem Gefolge auf einen Hügel auf der aratanischen Seite der Mauer geritten war, um das Schlachtgeschehen zu beobachten. Ein Rhagar hätte den ehemaligen Elbenprinzen sicherlich nicht auf diese Entfernung erkannt, aber für Branagorns Elbenaugen war es kein Problem, ihn zu identifizieren.
Einsam wirkte der Großkönig jenes Reichs, dem er seinen Namen gegeben hatte, obwohl sich zwei vierhörnige Paladine an seiner Seite befanden, bei denen sich Branagorn nicht sicher war, ob sie Magolas beschützen oder ihn überwachen sollten.
Die Überlegenheit der Angreifer war so überwältigend, dass den Elben bald jeder Mut abhanden kam. Dann wurde auch noch Herzog Ygolas von Nuranien von drei der mit messerscharfen Klingen ausgestatteten Bumerangs der Stierkrieger getötet. Herzog Branagorn sah keine andere Möglichkeit, als zum Rückzug zu blasen, denn die Reihen der Verteidiger waren längst nicht mehr fest geschlossen.
Magolas sah mit dem kalten Blick seiner pechschwarzen Augen auf das Schlachtgeschehen. Sein Gesicht war zur Maske erstarrt. Alle möglichen Gedanken und Gefühle tobten in seinem Inneren und stritten dort gegeneinander. Freude über den Sieg seines Heeres konnte er nicht empfinden.
Nachdem man König Keandir über die Ereignisse an der Aratanischen Mauer in Kenntnis gesetzt hatte, war ihm klar, dass die Herzogtümer Nuranien und Elbara nicht zu halten waren, abgesehen vielleicht von den befestigten Städten an der Küste. Aber Keandir ging davon aus, dass Magolas die Burgen von Candor, Albaree oder Hadlanor einfach links liegen lassen und in Richtung der Brücke von Minasar ziehen würde – das andere große Bauwerk, das Andir einst im Verbund mit den Magiern und Schamanen Elbianas durch den Zauber Riboldirs geschaffen hatte. Sie überspannte den bei Hochwasser einem Meeresarm gleichenden Strom Nur und war die wichtigste Verbindung zwischen Nuranien und Elbiana.
Also segelte der König mit seiner von Admiral Ithrondyr kommandierten Flotte den Nur hinauf bis in den Flusshafen von Minasar, der es mit jedem Seehafen an Größe und Anzahl der Liegeplätze aufnehmen konnte.
Isidorn von Nordbergen und Asagorn von Meerland trafen mit ihren Schiffen dort ebenfalls ein. Über den Hafen Turandir am Quellsee des Nur schiffte sich außerdem ein Kontingent von Kriegern des Herzogs Mirgamir von Noram ein. Der Herzog führte seine Krieger selbst an, und so sah Keandir seinen ehemaligen Leibwächter endlich einmal wieder, auch wenn die Umstände alles andere als erfreulich waren.
»Es sind nicht viele Krieger, mit denen ich gekommen bin«, sagte Herzog Mirgamir von Noram, »denn Noram ist nicht sehr bevölkert.
Aber sie sind zu allem entschlossen und kämpfen für Euch –
gleichgültig, ob sie Elben oder Rhagar sind!«
»Ich weiß Euren Beistand wohl zu schätzen«, versicherte Keandir.
Sandrilas hatte schon seit Wochen die Befestigungen am elbianitischen Ufer des Nur instandsetzen lassen und Truppen nahe Minasar zusammengezogen, nämlich alle Krieger Elbianas, die er hatte mobilisieren können.
»Wenn es das Schicksal gut mit uns meint, wird der Nur die neue Grenze Elbianas«, äußerte sich der einäugige Prinz dem König gegenüber. »Aber ich fürchte, dass wir auch diese Grenze nicht lange halten können. Auch wenn der Fluss viele Meilen breit ist, so kann er von Magolas’ Schattenkriegern doch leicht überwunden werden. Es sollen viele Riesenfledertiere den Heerzug begleiten, und die werden zumindest einen Teil der feindlichen Kämpfer über den Nur bringen, wenn die Brücke bei
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