Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
Minasar zerstört ist.«
Keandir sah den Prinzen überrascht an. »Ihr sprecht von der Zerstörung der Brücke?«
»Genau das ist es, was wir wahrscheinlich tun müssen, wenn wir die Flut der Angreifer aufhalten wollen«, sagte Sandrilas.
Und dann gab er dem König einen Überblick über die neuesten Nachrichten, die aus dem Süden eingegangen waren.
Täglich trafen Flüchtlinge ein, die über die Brücke von Minasar nach Elbiana strömten. Die Elbenheere von Nuranien und Elbara waren zerschlagen; die Krieger waren entweder tot oder hatten sich in die Festungen an den Küsten gerettet, wo sie nun festsaßen, oder sie flohen ebenfalls über die Brücke nach Elbiana.
»Die Hälfte der Magier und Schamanen, die Brass Shelian um sich geschart hat, um dem Feind mit Riboldirs Zauber zu begegnen, ist verschollen. Nur ein kleiner Teil traf inzwischen hier in Minasar ein. Wo die anderen sind, wissen wir nicht, aber es müssen etliche von ihnen durch den Feind erschlagen worden sein. Der klägliche Rest wird uns kaum noch eine Hilfe sein.«
»Was ist mit Brass Shelian? Hat er es nach Minasar geschafft?«, erkundigte sich Keandir.
»Er befindet sich in einem der Zelte unseres Feldlagers und ist halb wahnsinnig durch das, was er hat mit ansehen müssen.
Einer unserer Kriegsheiler kümmert sich um ihn.«
»Und habt Ihr etwas von Lirandil gehört?«
Prinz Sandrilas schüttelte den Kopf. »Offenbar ist es nicht einmal in den Tiefen des Waldreichs für uns leicht, Verbündete zu finden!«
Waffenmeister Thamandor und Siranodir mit den zwei Schwertern ritten rechts und links des Königs, als Keandir mit seinem Gefolge die Brücke von Minasar überquerte. Die Herzöge Asagorn, Isidorn und Mirgamir ritten gleich hinter ihnen.
Nie hatte man ein Bauwerk gesehen, das imposanter die Vision des Elbenreichs hätte darstellen können. Die Rundbögen der Brücke wirkten wie ein Sinnbild der Harmonie. Ein Sinnbild, das durch Magie erhalten wurde und nicht durch die Kunst Elbischer Baumeister.
Prinz Sandrilas blieb schweren Herzens auf der elbianitischen Seite der Brücke. Falls dem König etwas zustieß, hatte er die Pflicht, dessen Nachfolge anzutreten.
Minasar hatte zwar eine Burg und eine Stadtmauer, so wie die anderen Elbenstädte auch, aber diese Stadtmauer platzte aus allen Nähten, seit die Flüchtlinge so zahlreich nach Elbiana strömten. Es waren Elben und Rhagar aus Nuranien und Elbara und natürlich auch Reste jener Heere, die von Elbiana aus zur Unterstützung in den Süden geschickt worden waren. Es fanden sich sogar vereinzelte Zentauren darunter, die aus irgendeinem Grund über den Nur wollten, anstatt sich nach Nordwesten ins Waldreich zu wenden.
Als der König die ungeheuer breite Brücke überquerte, auf der sicherlich fünfzehn Gespanne nebeneinander Platz gehabt hätten, kamen ihm noch immer Flüchtlinge entgegen.
»Ihr solltet sie nicht alle ins Land lassen«, meinte Herzog Mirgamir. »Unter den Rhagar befinden sich gewiss auch Spione. Vielleicht sogar unter flüchtenden Elben, denn wer weiß schon, was man mit ihnen angestellt hat, wenn sie zwischenzeitlich in Gefangenschaft gerieten. Vielleicht ist ihr freier Wille mit schwarzer Magie unterdrückt worden und sie handeln nun im Auftrag des Xaror.«
»Ich glaube nicht, dass unsere Feinde eine Notwendigkeit sehen, uns auf diese Weise zu bekämpfen«, widersprach Keandir. »Ihre Überlegenheit ist auch so schon groß genug.«
»Aber das Risiko besteht dennoch.«
»Ich werde niemandem in Not das Asyl verweigern, nur um solch einem Risiko zu entgehen«, stellte der König klar.
Schließlich erreichten sie das nuranische Ufer. Der Großteil des Elbenheers erwartete dort den Feind. Bogenschützen, Einhandschützen und Schützen mit konventionellen Armbrüsten waren in Stellung gegangen. Einige kleinere, transportable Katapulte standen ebenfalls bereit. Außerdem waren notdürftig Schanzen ausgehoben und Wälle aufgeworfen worden.
Der Strom der Flüchtlinge würde irgendwann versiegen, und dann war der Zeitpunkt gekommen, die Brücke zu vernichten.
Zu diesem Zweck hatten sich die noch verfügbaren Schamanen und Magier auf dem Südturm der Burg von Minasar postiert.
Die Brücke basierte auf Magie, und so war es naheliegend, diese Magie durch Zauber aufzulösen, um die Brücke zum Einsturz zu bringen. Keandir hoffte, dass den Schamanen und Magiern wenigstens dies gelang, wenn ihre Bemühungen, den Feind geistig zu bekämpfen, ansonsten schon so kläglich
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