Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
und Yintaril, die ihre Einhandarmbrüste nachgeladen hatten, nachdem sie vor wenigen Augenblicken noch auf sich nähernde Riesenfledertiere geschossen hatten.
»Wollt Ihr mit Eurer Frage irgendeinen Zweifel kundtun, dass ich weiterhin in der Lage bin, das Reich der Elben zu regieren, Prinz Sandrilas?«, brachte Keandir gereizt hervor.
»Ich fragte Euch lediglich nach Eurem Befinden, mein König«, erwiderte Sandrilas ruhig.
»Wie soll sich ein Krieger fühlen, der eine Schlacht führt, die er nicht gewinnen kann?«, entgegnete Keandir. »Ich fürchte, diese kurze Verschnaufpause dient nur dazu, dass wir erkennen, dass wir dem Untergang geweiht sind!«
»Ich habe gerade die letzten Bolzen in meine Einhandarmbrüste gespannt«, erklärte Thamandor der Waffenmeister und hob dann den Flammenspeer. »Und diese vortreffliche Waffe wird sich leider erst wieder einsetzen lassen, wenn wir auf Naranduin waren und ein paar Steine des Magischen Feuers gesammelt haben, die ich dann zu Pulver zerkleinern kann und…«
»Euer Optimismus ist geradezu naiv, wenn Ihr denkt, dass wir je noch einmal Gelegenheit haben werden, unseren Fuß auf Naranduin zu setzen«, fiel ihm Sandrilas ins Wort, was eine äußerst unelbische Art war und mehr den Gepflogenheiten der Rhagar entsprach. »Im Augenblick sieht es so aus, als würde dieses Felsmassiv, dem man den Namen Elbenturm gab, zu unserem Grabmal werden.«
Keandir wandte sich an Yintaril und Shorindorn. »Wie viele Bolzen tragt ihr noch in Euren Gürtelschärpen?«
»Einen!«, erklärte Hauptmann Yintaril. Der Kommandant der elbischen Wachmannschaft, die zum Schutz der Manufaktur abgestellt war, strich mit der linken Hand über die leeren Schlaufen seiner Schärpe.
»Zwei!«, antwortete der Wachmann Shorindorn.
»Mein König – seht dort!«, rief auf einmal Uéndorn der Starke und streckte seine für Elbenverhältnisse sehr ungeschlacht wirkende Hand aus.
Die triumphierenden Katzenkrieger auf den anderen Türmen hatten ihre letzten Feuerdämonen freigelassen, und diese tanzten die Wehrgänge entlang auf den Hauptturm zu, während gleichzeitig aus Süden ein paar weitere Riesenfledertiere auf die Manufaktur zuflogen.
König Keandir trat an die Zinnen, stieg auf die Wehrmauer des Turms, die fast zwei Schritt breit war, und blickte in die Tiefe. Im Hof der Manufaktur herrschte eine grausige Stille.
Der Kampflärm war verstummt. Die abgetrennten Körperteile von niedergemetzelten Elben lagen verstreut auf dem Pflaster.
Die Katzenartigen spießten sie auf ihre Rapiere und trieben grobe Scherze damit.
7
KAMPF DER ELEMENTE
Die Flammendämonen kletterten die Mauer des Hauptturms empor, wo Keandir stand und sie mit wuchtigen Hieben seines Schwerts Schicksalsbezwinger empfing. Immer wieder tauchte er seine Klinge in die Flammenkörper, woraufhin sich sein Schwert mehr und mehr mit der Kraft der Feuerwesen auflud.
Keandir befürchtete schon, dass es irgendwann schmelzen würde, wie es bisher bei allen anderen Klingen der Fall gewesen war, die von diesen unheimlichen Flammen der Feuerdämonen umhüllt worden waren. Aber noch war dies nicht der Fall.
Keandir wehrte den Angriff der heraufkriechenden Flammengeister beinahe im Alleingang ab. Viele dieser flackernden Wesen hatten nach dem Aufstieg die Mauer empor zur Turmspitze bereits die Hälfte ihrer Ausdehnung verloren, sodass er relativ leichtes Spiel mit ihnen hatte. Schließlich verebbte der Angriff und ebenso das Triumphgeheul der Katzenkrieger auf den anderen Wachtürmen.
Keandir hielt inne. Hoch aufgerichtet stand er auf der Brüstung des Hauptturms, den Griff des glühenden Schicksalsbezwingers mit beiden Händen umfasst. Er ließ den Blick seiner vollkommen schwarzen Augen schweifen, sah die Armada der herannahenden Riesenfledertiere, sah die blutigen Spuren des grausigen Gemetzels im Hof der Manufaktur und spürte, dass da noch etwas war. Etwas Bekanntes. Eine vertraute und doch gleichzeitig so fremde Seele.
»Andir!«, murmelte er.
Thamandor schoss seine beiden letzten Giftbolzen ab und traf damit jeweils eines der Riesenfledertiere, die daraufhin samt ihrer Besatzung vom Giftbrand zerfressen wurden. Die unförmigen, gallertartigen Klumpen fielen in die Tiefe und zerplatzten, als sie auf die scharfen Felskanten aufschlugen.
Yintaril hinderte mit seinem letzten Schuss ein Riesenfledertier an der Landung im Hof der Manufaktur.
Shorindorn verwendete seine beiden verbleibenden Bolzen dafür, einen erneuten Angriff auf den
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