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Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Titel: Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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und Magier aus Elbenhaven? Brass Elimbor? Oder war es eine Stimme, die aus den Untiefen seiner eigenen Seele kam?
    Er entschied, dass dies keine Rolle spielte. Während der Kriegsheiler Eónatorn seine Behandlung fortsetzte, indem er nun die stärksten Heilformeln rezitierte, die jemals in der alten Heilersprache formuliert worden waren, und damit versuchte, den größten aller Elbenmagier im Reich der Diesseitigen zu halten, trat Keandir von der anderen Seite an das Lager seines Sohnes.
    »Nimm meine Kraft!«
    »Nicht deine Finsternis!«
    An diesen Gedanken, den Andir seinem Vater während der Schlacht um den Elbenturm übermittelt hatte, erinnerte sich Keandir. Worte, die wie ein Dolchstoß in die Seele des Königs drangen. Nicht deine Finsternis… Dutzendfach hallte dieser Gedanke in Keandirs Kopf wider und wurde dort zu einem schrillen Klangteppich höchster Dissonanz.
    Einen Moment lang zögerte Keandir noch, dann nahm er Andirs Hand. »Nimm meine Finsternis, auf dass du das Licht des Lebens bewahrst…«
    Die Augen des Königs, die während der Schlacht um den Elbenturm vollkommen schwarz gewesen waren, sich aber längst wieder in ihren Normalzustand gewandelt hatten, wurden erneut von Dunkelheit erfüllt, und pure Finsternis drang in Form winziger Teilchen aus den Poren seiner Hand.
    Sie wirkten zunächst wie aufsteigender schwarzer Rauch, dann sammelten sie sich zu einem Schwarm, der sich verdichtete und schließlich auf Mund und Nase des Elbenmagiers zustrebte.
    Für einige der anwesenden Elben war dieses Phänomen außerordentlich schockierend. Selbst der Kriegsheiler Eónatorn erschrak und unterbrach vor Entsetzen sogar sein Heilungsritual.
    In diesem Moment öffnete Andir die Augen und fuhr hoch, hob abwehrend die Hand und murmelte einen Abwehrzauber.
    »Nein!« Es klang entsetzlich schwach und wie die brüchige Stimme eines uralten Elben, der an der Grenze seiner natürlichen Lebensspanne stand wie einst Brass Elimbor.
    »Finsternis, weiche von mir! Es ist schlimm genug, die eigenen Seelenschatten zu ertragen – die deinen wären selbst für mich zu viel, Vater!«
    Die Wolke der dunklen Teilchen kehrte zu Keandirs Hand zurück, und die magischen Partikel drangen wieder durch die Poren der Elbenhaut.
    »Du lebst«, stellte Keandir fest, die nachtschwarzen Augen auf seinem Sohn gerichtet. »Und auch wenn es der Schrecken vor der Finsternis in mir war, der deine Seele daran hinderte, in Eldrana einzugehen, so soll es mir recht sein.«
    Andir begegnete ruhig dem Blick seines Vaters, aus dessen Augen die Schwärze wieder verschwand. »Ich war keineswegs an der Grenze nach Eldrana«, erklärte er nach einer längeren Zeit des Schweigens, in der niemand im Raum wagte, das Wort zu ergreifen. »Auch wenn es den Anschein gehabt haben mag…«
    »Es spielt keine Rolle, wo du warst«, erwiderte Keandir.
    »Hauptsache, du lebst, mein Sohn!« Er ahnte, was wirklich geschehen war, wo sich der Geist Andirs befunden hatte.
    Andir hob die Augenbrauen. Eine Unzahl von Falten hatte sich in seiner pergamentartig gewordenen Haut gebildet, und es schien, als würden sich durch jede Bewegung der Gesichtsmuskulatur neue Falten bilden.
    »Ich hatte gegen Ende der Schlacht um den Elbenturm so wenig Kraft, dass ich drauf und dran war, als Verblassender Schatten nach Maldrana einzugehen. Und ich war so schwach, dass ich nicht einmal Bedauern darüber empfand. Aber jetzt bin ich wieder zurück.«
    »Den Namenlosen Göttern sei Dank!« Keandir stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ich werde dich nach Elbenhaven bringen, mein Sohn, wo du dich erholen kannst.«
    Andir überlegte kurz. Dann schwang er die Füße aus dem Bett und erhob sich. Er wirkte etwas wackelig auf den Beinen, aber seine Kräfte schienen wieder auszureichen, um das Lager zu verlassen.
    Eónatorn bot ihm an, ihn zu stützen, aber Andir schüttelte den Kopf, ohne einen weiteren Kommentar abzugeben.
    Offenbar vertraute er den eigenen Kräften.
    Dann trat er auf Keandir zu. Die Blicke beider Männer trafen sich, und Andir sagte schließlich: »Ich weiß genau, was jetzt zu tun ist. Am Gipfel des Horns von Eldrana begegnete mir der Geist Brass Elimbors, und er hat mir die Augen geöffnet…«
    »Ich sah Brass Elimbors Erscheinung, als wir um dein Leben kämpften«, antwortete König Keandir. »Da stand eine durchscheinende Gestalt am Kopfende des Lagers.«
    »Er wird mein ständiger Begleiter in meinen Gedanken und in meiner Seele sein, bei allem, was ich mir vorgenommen

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