Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
habe«, erklärte Andir.
»So besteht Hoffnung für unser geliebtes Elbenreich«, meinte Siranodir mit den zwei Schwertern, »denn ich wüsste nicht, wie wir uns in Zukunft ohne die magischen Kräfte des größten Magiers der Elbenheit wirksam gegen die Geschöpfe des einstigen Herrn des Dunklen Reichs verteidigen könnten.«
Andir gab darauf keine Antwort. Aber Keandir kannte seinen Sohn gut genug, um zu wissen, dass da noch ein paar Gedanken im Kopf des weißhaarig gewordenen Magiers schwirrten, die dieser bisher noch nicht geäußert hatte.
Gedanken, die sich vielleicht nur bedingt mit den Zielen des elbianitischen Königtums in Übereinstimmung bringen ließen.
»Ich werde nicht einfach nur ein weißmagisches Schwert in deinen Händen sein!«
Als dieser Gedanke Andirs den Elbenkönig erreichte, war dieser nicht einmal überrascht.
»Ich weiß«, sprach Keandir laut und zur Verwirrung aller anderen, die sich mit dem König und seinem uralt erscheinenden Sohn im Raum befanden.
Die Gefallenen der Schlacht um die Manufaktur wurden von Lirandil und seinen Kriegern bestattet. Der Rauch der Totenfeuer stieg zum immer heller werdenden Himmel empor.
Es war beinahe vollkommen weißer Rauch, den man auch in Elbenhaven noch sehen konnte.
9
RÜCKKEHR NACH ELBENHAVEN
Keandir kehrte mit seinem Sohn und dem Rest des Elbenheers nach Elbenhaven zurück. Mit ihnen ritten auch alle elbischen Überlebenden der Schlacht um den Elbenturm, darunter der erblindete Rhiagon, dessen Schmerzen Eónatorn mit Heilkräutern linderte. Dass er kaum länger Hauptmann der Einhandgarde bleiben konnte, war ihm klar, auch wenn er im Umgang mit seiner Waffe selbst als Erblindeter noch erstaunliche Treffsicherheit bewiesen hatte.
»Man wird möglichst schnell eine neue Aufgabe für ihn finden müssen«, sagte Siranodir mit den zwei Schwertern leise zu Lirandil, mit dem er Seite an Seite ritt.
Thamandor wäre am liebsten oben in der Manufaktur geblieben, um nach den unbeschreiblichen Verwüstungen der Katzenkrieger und ihrer Flammendämonen mit dem Wiederaufbau zu beginnen. Dem Erfinder hatte es fast das Herz gebrochen, als er die Schäden sah, die auch in den Werkstattbereichen angerichtet worden waren. Eine rasende Zerstörungswut hatte sich dort ausgetobt, aber vielleicht war dabei auch ein gewisses Kalkül zum Tragen gekommen.
Mochte den einzelnen Katzenkriegern die Bedeutung der Manufaktur für das Elbenreich auch nicht in voller Tragweite bewusst gewesen sein, für denjenigen, der diese Geschöpfe ausgesandt hatte, galt dies gewiss nicht.
Thamandor hatte schließlich schweren Herzens eingesehen, dass es sinnvoller war, sich zunächst nach Elbenhaven zu begeben und sich dann planvoll an den Wiederaufbau der Manufaktur zu machen, wozu er auch die Hilfe Elbischer Handwerksmeister in Anspruch nehmen würde.
Dieser Punkt war der schmerzlichste von allen: Die Spezialisten, die Thamandor im Laufe der Zeit ausgebildet hatte, waren allesamt getötet worden. Für sie Ersatz zu finden war vermutlich die schwerste Aufgabe, die in nächster Zukunft vor ihm lag.
Doch Thamandor war bereits voller Pläne. Die Produktion von Bolzen für die Einhandarmbrüste musste so schnell wie möglich wieder aufgenommen werden. Durch die verheerende Schlacht waren diese Bolzen so knapp wie seit Langem nicht mehr. Darüber hinaus hatte sich die Entscheidung, die Einhandgarde zahlenmäßig aufzustocken, als richtig erwiesen.
Thamandor nahm sich vor, den König davon zu überzeugen, dass man diesen Weg weiter beschreiten musste.
Aber am wichtigsten war es, König Keandir zu überreden, nach Naranduin zurückzukehren oder zumindest eine Expedition zur Insel des Augenlosen Sehers zu gestatten, um endlich Nachschub zu erhalten von jenen Steinen, aus denen sich das »Naranduinitische Steingewürz« herstellen ließ. Den einzigen funktionierenden Flammenspeer führte Thamandor in seinem Sattelfutteral mit sich. Er hoffte, dass zumindest diese Waffe bald wieder einsatzfähig sein würde.
Nach den Ereignissen rund um den Elbenturm hatte Thamandor eigentlich keinen Zweifel daran, dass der König in dieser Frage früher oder später über seinen Schatten springen würde.
Als Keandir mit seinem Gefolge in die Hauptstadt seines Reichs zurückkehrte und die Elbenhavener Andir und dessen erbleichtes Haar erblickten, schauderten sie. Erst nach und nach erkannten sie in dem Greis auf dem Elbenross den größten Magier der Elbenheit, und sie ahnten, welche Opfer in diesem
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