Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
Reichs.«
»Ihr vergesst die Riesen Zylopiens«, gab Siranodir zu bedenken, aber Prinz Sandrilas machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Sie taugen nichts als Verbündete. Ihnen ist gleichgültig, was um sie herum geschieht. Sie sind nicht gegen uns, aber für uns sind sie auch nicht. Und was das Seekönigreich und die Staaten der Tagoräer betrifft, so verharren sie in einer Art Neutralität, die sie faktisch zu Verbündeten Magolas’ macht.«
»Man kann es ihnen nicht verübeln«, meinte König Keandir.
»Sowohl in Ashkor als auch in Perea und Tagora geht die Angst um, dass es diesen Ländern genauso ergehen könnte wie Soria, von dem niemand geglaubt hat, dass Magolas es seinem Reich einverleiben wird. Aber Ihr habt Recht, wir brauchen Verbündete.«
»Schickt Botschafter zu den Blaulingen von Maduan«, schlug Prinz Sandrilas vor. »Wir hatten zwar nie viel Kontakt zu ihnen, aber vielleicht ist dies ja die Stunde, das endlich zu ändern. Und vielleicht bekommen wir über die Blaulinge auch eine Verbindung zu ihren Nachbarn, den Whanur.«
Das Reich der Whanur, diesen grünhäutigen, schuppigen Echsenmenschen, deren Gebiet nördlich von Maduan und südlich von Wilderland und Estorien lag, war wenig erforscht, sodass man nicht viel über seine Bewohner wusste.
»Was ist mit den Halblingen von Osterde, werter Lirandil?«, richtete sich Keandir wieder an den Fährtensucher. »Ihr habt lange unter Ihnen gelebt…«
»Ja, aber inzwischen mussten sie sich dem Herrschaftsanspruch Magolas’ unterwerfen. Sie zahlen bereitwillig ihren Tribut, weil sie erkannt haben, dass ihr Reich andernfalls untergehen würde. Das gilt auch für das einst so stolze Rhagar-Reich Kossarien, dessen Bewohner sich in der Vergangenheit immer viel auf ihre Freiheit und Unabhängigkeit einbildeten.«
»Diese Einstellung ist offenbar einem höheren Maß an Realismus gewichen«, stellte Prinz Sandrilas sarkastisch fest.
Er wandte sich an Keandir. »Was ist mit Estorien, mein König? Können wir von Fürst Bolandor Hilfe erwarten? Wie schätzt Ihr dies ein?«
»Estorien ist wahrhaft zu einem Reich der Geister geworden, und es schien mir, dass die dortigen Elben nicht mehr sonderlich interessiert an den Geschicken der diesseitigen Welt sind.«
»Damit würden sie sich den Eldran angleichen, mit denen sie ihr Land in Ermangelung genügender Einwohner bevölkern«, warf Siranodir mit den zwei Schwertern ein. »Ein natürlicher Prozess, wie ich finde. Nur wäre das Leben dort nichts für mich.«
»Außerdem macht die Zeit, die im Reich von Estorien weit langsamer verläuft als im Rest des Zwischenlands, aus ihnen schlechte Bündnispartner«, meinte der König. »Wenn wir einen Botschafter zu ihnen schicken mit einem Ersuchen um Unterstützung, würde es für unser Zeitempfinden eine Ewigkeit dauern, bis sich diese Unterstützung überhaupt in Bewegung setzt; ihr Heer würde aus Estorien ausrücken, wenn die Schlacht längst geschlagen ist.«
Die Diskussion wurde noch eine Weile fortgeführt, man kam aber vorerst zu keinem Ergebnis, und schließlich sprach man über andere, weniger wichtige Themen.
Am Abend erreichte die »Tharnawn« den Hafen Westgard, eine der frühesten Gründungen an der elbianitischen Küste.
Die Burg, die man inzwischen über der Hafenstadt errichtet hatte, konnte sich durchaus mit der von Elbenhaven messen.
Im Hafen selbst lagen Dutzende von Schiffen, die meisten davon elbische, aber es gab auch Segler aus dem Seekönigreich Ashkor und Dreimaster aus Tagora und Perea darunter. Sehr selten – und aufgrund der Vereisung im Norden auch nur während der Sommermonate – schafften es inzwischen auch Schiffe der Blaulinge aus Maduan oder der Halblinge aus Osterde bis zu den elbianitischen Häfen; sie benutzten dafür die Nordroute, an der estorischen und meerländischen Küste entlang und am Eisland vorbei. Aber während die Schiffe aus Maduan noch recht regelmäßig anlegten, war der Kontakt zu den Halblingen aus Osterde sehr sporadisch geworden, seit deren Herrscher dem Großkönig des Magolasischen Reichs tributpflichtig geworden war.
Keandir entdeckte unter den Schiffen im Hafen auch zwei, deren Flaggen die Wappen der Herzogtümer Nordbergen beziehungsweise Meerlands trugen. Als er schließlich über das Fallreep an Land ging, erblickte er Herzog Isidorn von Nordbergen im Gefolge des Stadtverwalters und auch Isidorns Sohn Asagorn, den Herzog von Meerland; beide befanden sich offenbar mit ihren Schiffen auf dem Weg
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