Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
gen Süden und machte in Westgard Zwischenstation.
Der Stadtverwalter von Westgard war mit großem Gefolge gekommen, um den König zu empfangen, was Keandir wohlwollend zur Kenntnis nahm. Agomir der Gewissenhafte führte seit drei Jahrhunderthälften im Namen des Königs die Amtsgeschäfte über Westgard – ein noch recht junger Elbianiter, der die große Seereise nur aus Erzählungen seiner Eltern und Großeltern kannte. Aber seine Einsetzung als Stadtverwalter hatte sich als klug und richtig erwiesen, wie Keandir fand. Jedenfalls waren ihm im fernen Elbenhaven keinerlei Klagen über Ungerechtigkeit oder Willkür zu Ohren gekommen; eher schon sagte man Agomir einen gewissen Hang zur Pedanterie nach.
»Seid gegrüßt, mein König«, sagte Agomir der Gewissenhafte etwas zu überschwänglich, um wirklich stilvoll zu sein.
»Seid ebenfalls gegrüßt, werter Agomir. Man hört nur Gutes über Euch und Eure Amtsführung«, erwiderte König Keandir.
Dann begrüßten Isidorn von Nordbergen und Asagorn von Meerland ihren König.
»Was führt Euch in den Süden?«, fragte Keandir. »Die Feier zur Landung der Elben kann es ja nicht sein, denn bis dahin ist es noch etwas hin.«
Die Ankunft der Elben im Zwischenland wurde alle zehn Jahre in Elbenhaven groß gefeiert, doch das letzte Mal war erst zwei Jahre her, daher war es kaum denkbar, dass die Herzöge aus diesem Grund Richtung Süden segelten. Sie mussten einen wichtigen Anlass für die lange Reise haben, denn die Botschafter, die König Keandir nach dem Angriff auf den Elbenturm in alle Reichsteile entsandt hatte, um die Herzöge zu einer großen Beratung zusammenzurufen, konnten Nordbergen und Meerland noch gar nicht erreicht haben.
Doch Herzog Isidorn wusste dennoch schon von den jüngsten Ereignissen in Elbenhaven. »Die Kunde davon, was am Elbenturm geschah, eilt Euch voraus, mein König«, sagte er.
»Und ich bedauere es sehr, Euch auch noch ernste Nachrichten aus den nördlichen Herzogtümern überbringen zu müssen.«
»Von welchen Nachrichten sprecht Ihr?«, erkundigte sich Keandir besorgt. Eigentlich war er davon ausgegangen, dass die Lage dort nach dem Wilderlandfeldzug und dem Ende des Axtherrschers der Trorks für lange Zeit befriedet wäre.
»Sowohl die Geschöpfe des Eislandes als auch die Trorks sind in große Unruhe geraten, und wir vermögen nicht zu sagen, was die Ursache dafür ist.«
»Ist ›in Unruhe geraten‹ eine Umschreibung für kriegerische Raubzüge?«, fragte Keandir.
»In Bezug auf die Trorks trifft dies jedenfalls zu. Kleinere Gruppen greifen inzwischen regelmäßig die Siedlungen von Elben und Elben-Rhagar im Herzogtum Noram an, das Ihr seinerzeit eigens als Bollwerk gegen das Wilderland gegründet habt. Deshalb war es auch nicht möglich, dass uns Herzog Mirgamir bei unserer Fahrt begleitete.«
»So muss die Lage bedrohlich sein, denn sonst würdet Ihr deswegen nicht den weiten Weg auf Euch nehmen.«
Doch da hatte Keandir den Herzog Nordbergens missverstanden. Isidorn schüttelte entschieden den Kopf. »Die Trorks haben seit dem Ende des Axtherrschers wieder jeglichen Zusammenhalt verloren; sie bilden nur noch Gruppen von wenigen hundert Kriegern, und von zentaurischen Kundschaftern wurde berichtet, dass sie sich auch gegenseitig bekämpfen. Als wir zusammen mit den Kriegern Herzog Mirgamirs ins Wilderland vorstießen, um die Trorks von unseren Grenzen zu verscheuchen, fanden wir einen Trupp erschlagener Agenten des Magolasischen Reichs.«
»Seid Ihr sicher?«, fragte Keandir überrascht.
»Sie trugen das Zeichen der Sonnenscheibe auf ihrem Oberarm«, bestätigte Asagorn von Meerland.
»Das Zeichen des Ordens der Assassinen«, murmelte Keandir.
Der König hatte von diesem kriegerischen Orden innerhalb der Norischen Garde gehört, der Magolas als angeblichem Sohn des Sonnengottes auf besondere Weise verbunden war.
Manche behaupteten sogar, Magolas habe durch magische Rituale die Loyalität dieser Krieger noch gestärkt.
»Die Assassinen sind Mörder, die Magolas seinen Gegnern in fremde Länder hinterherschickt«, sagte Prinz Sandrilas.
»Sollten Feinde des Magolasischen Reiches etwa bis ins Wilderland geflohen sein?«
»Ehrlich gesagt, ich nehme eher an, dass die Magolasier aus einem anderen Grund den Weg ins Wilderland fanden«, sagte Isidorn.
König Keandir hob die Augenbrauen. »Und? Wie lautet Eure Theorie?«
»Ich fürchte, dass sie ausgeschickt wurden, um ein Bündnis mit den Trorks zu schmieden. Allerdings
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