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Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Titel: Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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im Gesamtgefüge kann alles in andere Bahnen lenken oder das schon fertig geknüpfte Netz vielleicht zerreißen.«
    »Ihr sagt es, werte Nathranwen.«
    »Und was hat Euch nun so beunruhigt?«
    »Ich folgte in diesem Traum meiner eigenen Schicksalslinie und fand nur Dunkelheit. Vollkommene Schwärze wie in finsterster Nacht. Es war nichts zu erkennen.«
    »Der Traum spiegelt offenbar das wider, was wir alle angesichts der neu aufgetretenen Gefahren empfinden: Unsicherheit.«
    Aber Ruwen schüttelte energisch den Kopf, dann hob sie die Augenbrauen, die ganz nach Elbenart sehr schräg gestellt waren. »Nein, Ihr missversteht mich, Nathranwen. Es war nicht so, dass ich meine Schicksalslinie nicht mehr zu erkennen vermochte. Sie war vielmehr gar nicht mehr vorhanden.«
    »Es war nur ein Traum, meine Königin.«
    »Ja, nur ein Traum. Und doch gehört es zum Grundbestand des uralten Elbenwissens, dass sich in Träumen häufig die Wahrheit und die Zukunft kundtun.«
    Xarors Geist erreichte Naranduin. Überall flatterten die geflügelten Affen vom Volk der Ouroungour aus ihren Höhlen.
    Eine unbeschreibliche Unruhe hatte sie erfasst. Sie schwirrten über den Gebirgen, streiften im niedrigen Gleitflug bis zu den felsigen Küsten auf der Westseite Naranduins und schienen etwas zu suchen. Etwas zu spüren. Sich an etwas zu erinnern, das ihre längst verstorbenen Vorfahren erlebt hatten. Etwas, das ins Gedächtnis ihrer Art übergegangen war.
    »Erkennt ihr noch euren Herrn? Die Aura der dunklen Magie ist fast erloschen, und nicht einmal vom Gestank meines Bruders ist noch viel geblieben, obgleich dieses Eiland für Äonen sein Gefängnis war. Vielleicht sollte ich demjenigen, der ihn tötete, sogar dankbar sein, tat er mir doch einen Gefallen.«
    Die Ouroungour sammelten sich an einem uralten Kultplatz an der Nordwestseite der Insel. Es handelte sich um einen Felsen, dessen Form ebenso erstaunlich war wie der affenkopfförmige Gipfel in der Inselmitte, dessen Inneres vollkommen ausgehöhlt war.
    Der Felsen an der Nordwestküste Naranduins bestand aus einem riesigen Brocken schwarzen Gesteins, das so glatt wie Marmor war, und sechs dornenförmige Steinspitzen ragten aus diesem dunklen Brocken in den Himmel. Dichter Wald umwucherte den Felsen. Er lag an einer Bucht, die man bei der Vorüberfahrt leicht übersehen konnte. Die Pflanzen in diesem Teil der Insel hatten einen stark vergrößerten Wuchs, was auf die Magie des Felsens zurückzuführen war.
    Ein schallendes, schauderhaftes Gelächter ließ die geflügelten Affen in Furcht erstarren. Sie spürten, dass ihr alter Gebieter zurückgekehrt war, auch wenn sie ihn nicht sehen konnten.
    Aber seine Gedanken waren allgegenwärtig. Und es gab keinerlei Zweifel daran, dass sie ihrem Herrn folgen würden –
    so wie ihre Vorfahren. Denn eine Wahl hatten sie nicht; den freien Willen hatte Xaror ihrer Art schon vor vielen Generationen genommen.
    »Erwartet König Keandir, meinen Feind! Und sammelt das Gestein, das er begehrt, und bringt es hierher, an diesen Ort!«
    Daraufhin erhoben sich mit einem Mal Tausende von geflügelten Äfflingen, die zwischen den steinernen Dornen gekauert hatten, in den Himmel und verdunkelten ihn, bevor sich der Schwarm schließlich über das Land verteilte.
    Die Schwäche des Feindes zu finden, verleiht die größtmögliche Stärke, dachte Xaror, dessen dunkler Geist als eine kleine schwarze Wolke über das Zwischenländische Meer zum Tempel der Sechs Türme zurückreiste; man hätte sie für einen Schwarm verirrter Mücken halten können, wäre es nicht völlig unmöglich gewesen, diese mitten auf dem Meer anzutreffen. Er hatte die Schwäche des Elbenkönigs erkannt –
    so wie er bereits die Schwäche dessen Sohnes Magolas erkannt hatte, was diesen zu seinem ergebenen Sklaven machte.
    Aber was König Keandir betraf, hatte sich Xaror noch nicht so recht entschieden. Sollte er ihn tatsächlich auch zu seinem Sklaven machen – oder ihn nicht doch besser vernichten? Der Verlauf der Schicksalslinien, die Xaror deutlicher wahrzunehmen vermochte als jedes Geschöpf des Zwischenlandes, sprach eindeutig für Letzteres.
    Lange war es her, dass er die Herrschaft über das Zwischenland ausgeübt hatte. Aber nun war endlich der Augenblick in greifbarer Nähe, da sich die Verhältnisse wieder zu Xarors Gunsten wandelten. Ein leichtsinniges magisches Experiment hatte ihn einst in den Limbus verbannt, sodass er selbst es gewesen war, der seiner Herrschaft ein

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