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Die Elefanten Hannibals

Die Elefanten Hannibals

Titel: Die Elefanten Hannibals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Nemirowski
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Verstanden?"
     
     
Die Schlacht an der Trebia
     
    Ein römischer Legionär war nicht sehr gesprächig. Wenn man ihn fragte, wo er gekämpft und wofür er seine Kriegsmedaillen erhalten hatte und wo er verwundet worden war, erhielt man höchstens ein Gebrumm zur Antwort. Erkundigte man sich dagegen, welche Speisen er in bestimmten Ländern zu sich genommen hatte, wurde er plötzlich ungeheuer lebhaft und entwickelte eine ausgesprochene Rednergabe. Er konnte eine in Milch und Honig gedämpfte Gänseleber, marinierte Oliven oder einen Schweinebraten mit knuspriger Kruste so anschaulich beschreiben, daß seinem Zuhörer das Wasser im Munde zusammenlief. Das war übrigens kein Wunder. Denn woraus bestand das Leben eines Legionärs? Aus den Flüchen des Zenturios, aus Rutenstreichen, Verwundungen, Gefahr für Leib und Leben. Und dieses harte, mühselige Dasein wurde nur durch das Essen verschönt.
    Auch an jenem kalten Morgen, als die Krieger des Konsuls Sempronius frierend aus ihren Zelten krochen, dachten sie ans Essen. Was würde ihnen der Koch Mummius - möge Jupiter ihn mit seinem Blitz treffen - heute zum Frühstück geben? Seitdem sie aus dem sonnigen Sizilien in dieses rauhe, unwirtliche Land gekommen waren, hatte er ihnen nur Bohnensuppe vorgesetzt.
    „Mummius kocht uns schon bei Lebzeiten den Totenschmaus", sagten die Legionäre. 
    Denn in Rom war es Sitte, den verstorbenen Ahnen an bestimmten Gedenktagen gekochte Bohnen aufs Grab zu legen. 
    Aber diesmal roch der dampfende Kupferkessel nicht nach Bohnen, sondern nach Fleisch, und Mummius zwinkerte den Legionären verheißungsvoll zu, als sie sich mit ihrem Kochgeschirr bei ihm einstellten.
    Im selben Augenblick erklang das Alarmsignal. 
    „Antreten!" schrien die Zenturionen.
    Wahrhaftig! dachte Sempronius. Die Karthager werden immer unverschämter! Ihre Reiterei treibt sich bereits dicht vor unserem Lager herum, und ihre Speere fliegen bis vor mein Feldherrnzelt. Offensichtlich will mich Hannibal zur Schlacht herausfordern. Kann ich mir diese Gelegenheit entgehen lassen? Zwar ist es noch reichlich früh am Morgen, und meine Legionäre haben noch nicht gefrühstückt. Doch das ist nicht so wichtig, dann werden sie eben nach der Schlacht mit um so größerem Appetit zu Mittag essen!
    Und der Konsul gab das Zeichen zum Angriff. Die Kavallerie und die Infanterie verließen das Lager. Auf Helmen wippten schwarze und rote Federbüsche. Speere und Schwerter blitzten. In Bewunderung betrachtete der Konsul sein eindrucksvolles Heer. Die Karthager hatten sich inzwischen bis zur Trebia zurückgezogen.

    Nachts hatte es in den Bergen geregnet. Der Fluß war angeschwollen. Die Legionäre wateten bis zum Gürtel im Wasser. Der Konsul befahl ihnen, sich an den Händen zu halten, damit sie von der starken Strömung nicht fortgerissen wurden; ihre Waffen und Rüstungen ließ er auf Packpferden übersetzen. Als die ganze Legion den Fluß überquert hatte, war es Mittag geworden. Die Sonne schien durch die Regenwolken. Aber sie hatte nicht die Kraft, die Krieger zu trocknen, die von der Kälte und obendrein vom Hunger wie erstarrt waren. Mummius, wo ist deine Bohnensuppe? Die Legionäre sehnten sich nach ihr wie nach dem Vaterhaus. Aber Mummius war mit seinem Kupferkessel am anderen Ufer dieses scheußlichen Flusses zurückgeblieben.
    Zur selben Zeit verließ Hannibal mit seinem Heer das karthagische Lager. Seine Krieger waren gesättigt und ausgeruht, sie hatten ihre Pferde gefüttert und sich am Lagerfeuer mit Öl gesalbt. 
    Sie bildeten eine gerade Reihe. Die Reiterei besetzte die Flanken. Vor dem Heer marschierten die Kampfelefanten auf. Im Zentrum standen die balearischen Schleuderer, dahinter schlossen sich die Afrikaner, Iberer und Gallier an. Die Balearer empfingen die römischen Schützen mit einem so wohlgezielten Steinhagel, daß diese hinter ihrer schweren Infanterie Zuflucht suchten. Diese war durch ihre Helme und Schilde geschützt. Die Balearer konnten ihr nur wenig anhaben. Deshalb setzte Hannibal die Schleuderer gegen die römische Kavallerie ein, die in Verwirrung geriet, als sie mit den Steinen überschüttet wurde, und sich zur Flucht wandte.

    Die römischen Infanteristen im Zentrum widerstanden trotz Kälte und Erschöpfung dem Angriff der Elefanten. Sie ließen sie vorbei und stürzten sich dann von beiden Seiten mit Speeren und Wurfspießen auf die erschrockenen Tiere. Diese machten kehrt, und ohne das Können Richads und der anderen Treiber

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