Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
warf ihn aufs Ufer, wobei ein hässliches Grinsen sein hübsches Gesicht verzerrte. »Los, raus, du Missgeburt.«
    Tavi zitterte wegen der Nässe, als der Wind über ihnen zu heulen begann. Der Sturm, dachte er benommen. Der Sturm hatte sie erreicht. Tavi ging zu Faede. Der Sklave atmete zwar, rührte sich aber nicht. Auf der Narbenseite seines Gesichts glänzte Blut.
    Bittan folgte Tavi nach oben, gab ihm einen Tritt und stieß ihn wieder zu Boden. »Anscheinend hast du Recht, Vater.«
    Kord grunzte. »Ich habe mir doch gedacht, dass sie Graem berichten wollen, was gestern Abend vorgefallen ist. Habe mir allerdings nicht träumen lassen, dass sie die Missgeburt und den Idioten schicken.«
    Aric meldete sich zu Wort. Der große schlanke Mann stand ein wenig abseits von ihnen. »Der Junge ist schlau. Er kann schreiben. Man muss schreiben können, wenn man jemanden anklagen will.«
    »Das leuchtet mir nicht ein«, meinte Kord. »Vielleicht hätten sie ihn bei gutem Wetter geschickt, aber doch nicht bei dem Sturm, der aufzieht.«
    »Doch, wenn Bernard tot ist, dann schon, Vater«, meinte Bittan gehässig. »Vielleicht ist diese Hure auch gestorben, als sie ihn retten wollte. Der war doch schon so gut wie tot.«

    Kord wandte sich zu Tavi und gab dem Jungen einen Stoß mit dem Fuß. »Was denn nun, Missgeburt?«
    Tavi dachte hektisch nach. Er musste Zeit schinden, damit Amara sie einholen konnte oder damit sein Onkel ihn fand - aber wovon sprachen die eigentlich? Ein Vorfall gestern Abend? War etwas passiert, als sein Onkel verwundet nach Hause gekommen war? Das musste es sein. Hatten sie versucht, Bernard umzubringen? Machten sie sich deshalb Sorgen, dass jemand bei Graem Anklage erheben wollte?
    Kord stieß ihn erneut. »Rede schon, Bursche. Oder du kannst was erleben.«
    Tavi nahm seinen ganzen Mut zusammen. »Wenn ich alles erzähle, lasst ihr uns dann laufen?«
    »Uns?«, fragte Kord misstrauisch.
    Aric antwortete: »Er meint den Idioten, Vater.«
    Kord grunzte. »Hängt davon ab, was du mir erzählst, Missgeburt. Und ob ich dir glaube.«
    Tavi nickte und sagte, ohne aufzuschauen: »Ein Maratkrieger hat Onkel Bernard verwundet. Er wurde verletzt, als er mich beschützen wollte, und ich konnte entkommen. Einer der Kursoren des Ersten Fürsten ist nach Bernardhof gekommen, und nun versuche ich, zu Graf Graem zu gelangen, um ihn vor dem Überfall der Marat zu warnen. Er muss Kaserna in Alarmbereitschaft versetzen.«
    Verblüfftes Schweigen folgte, dann lachte Kord schallend auf. Er packte Tavi an den Haaren. »Sogar eine Missgeburt wie du sollte schlauer sein. Hältst du mich für so beschränkt?«
    »A-aber«, stammelte Tavi. Das Herz schlug ihm vor Panik bis zum Hals. »Es ist die Wahrheit! Ich schwöre es bei allen Elementaren, es stimmt!«
    Kord zerrte ihn hinunter zum Ufer. »Ich habe deine Lügen satt, Missgeburt.« Dann drückte er Tavis Kopf ins kalte Wasser und hielt ihn mit aller Kraft fest.

20
    Amara versuchte, ihr Herzklopfen und ihren Atem zu beruhigen. Cirrus wirbelte unter ihren Füßen, trotzdem fühlte sich die Luft unter ihr fast so fest an wie der Boden selbst. Das änderte nichts daran, dass sie, obwohl der Windelementar sich äußerste Mühe gab, leicht von einer Seite zur anderen schwankte, mal stärker, mal schwächer. So konnte sie kaum einen sicheren Schuss abgeben.
    Auch die Schmerzen im Knöchel und im Arm setzten ihr weiterhin zu. Sie prüfte, ob sie die Sehne durchziehen konnte, und spürte deutlich die Wunde am linken Arm, mit dem sie die schwere Holzwaffe hielt. Lange würde sie ihn nicht gespannt halten können - was sie nicht weiter überraschte, denn natürlich war der Bogen auf die Kraft des riesigen Wehrhöfers abgestimmt.
    Da sie also nicht richtig zielen konnte, musste sie warten, bis ihre Gegner nahe genug herangekommen wären - und den Schwertkämpfer musste sie sich als Ersten vorknöpfen. Im Zweikampf würde sie ihn niemals besiegen. Seine Erfahrung und seine Elementarkräfte machten ihn zu einer lebenden Waffe, gegen die niemand bestehen konnte, der nicht ebenso begabt war.
    Wenn ihr dann noch Zeit bliebe, konnte sie auch auf Fidelias schießen. Cirrus würde verhindern, dass ihr alter Lehrer, ein hervorragender Bogenschütze, der noch dazu mit Holzkräften gesegnet war, sie traf. Sein Erdwirken hingegen verlieh ihm eine Stärke, gegen die zu bestehen sie kaum hoffen durfte. Sobald er einmal ihre Verteidigung durchbrochen hätte, würde er sie sofort besiegen. Selbst wenn

Weitere Kostenlose Bücher