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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Cirrus ihren Hieben Schnelligkeit verlieh, konnte sie sich im Schwertkampf nicht mit ihm messen.
    Das Schwert blieb also für die Wasserhexe, obwohl Amara ihr
lieber einen Pfeil verpasst hätte. Obwohl Odiana im offenen Kampf keine solche Bedrohung darstellte wie die beiden anderen, war sie dennoch gefährlich. Falls es der Frau gelang, Amara zu erreichen und sie zu berühren, war die Kursorin erledigt. Von den dreien war sie allerdings die Einzige, die Amara auch mit dem Schwert besiegen könnte.
    Die Aussichten waren schlecht. Ein armseliger Plan. Vermutlich würde sie noch nicht einmal einen zweiten Pfeil abschießen können, immer vorausgesetzt, der erste fällte Aldrick ex Gladius überhaupt, einen Mann, der bereits gegen die besten Krieger der Welt angetreten war - gegen Araris persönlich! - und sich gegen sie durchgesetzt hatte oder zumindest nicht zu Tode gekommen war. Aber wenn sie ihnen erlaubte, den Jungen einzuholen, würden sie ihn töten - und der Junge war der einzige Zeuge, der den Grafen in Kaserna überzeugen konnte.
    Amara starrte in die Dunkelheit, dem Jungen und dem Sklaven hinterher, die längst verschwunden waren, und begriff, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit bald sterben würde. Und zwar gewiss unter großen Qualen. Ihr Herz begann wieder zu klopfen.
    Sie bückte sich und hob zwei Pfeile vom Boden auf. Einen schob sie in den Gürtel, den anderen legte sie auf die Sehne. Sie überprüfte den Griff des Schwertes mit der freien Hand und war ziemlich sicher, dass sie es ziehen konnte, ohne sich damit ins Bein zu schneiden oder den Gurt zu durchtrennen, der ihre gestohlene Kleidung daran hinderte, wild im Wind zu flattern wie eine Fahne.
    Ihr Blick schweifte nach Norden, und dort spürte sie die Sturmelementare oben an dem Unheil verkündenden Berg, dessen Gipfel nach Sonnenuntergang noch einen Hauch Rosa zeigte. Die Wolken zogen herunter ins Tal und verdeckten schließlich den Blick auf die Bergspitze, und Amara spürte die eisige Wucht des Sturms, eines richtigen Winterorkans. Selbst wenn der Junge in diesem Wetter nicht ums Leben kam, würde sie ihn unmöglich aufspüren
können. So gesehen war ein Sieg gegen die drei Gegner gar nicht notwendig, es genügte schon, sie für eine Weile aufzuhalten.
    Und solange sie diese Verzögerung erreichte, war sie durchaus bereit zu sterben.
    Ihre Hände zitterten.
    Jetzt konnte sie nur noch warten.
    Die Erdbeschwörung, die sich unter ihr hindurchbewegte, konnte sie nicht fühlen, aber sehen - eine kaum wahrnehmbare Welle im Boden, eine gekräuselte Bewegung, ein kurzes Aufwölben wie bei Wasser. Die Woge fuhr unter ihr hindurch und bewegte sich weiter. Ihre Füße waren mit der Erde nicht in Berührung gekommen, daher konnte sie nicht entdeckt worden sein.
    Sie holte tief Luft und blies sich auf die Finger der Hand, mit der sie die Sehne spannen und den Pfeil halten würde. Dann hob sie den Bogen, ohne das Stechen im Arm zu beachten, und schwebte langsam den Hang vor ihr ein Stück hinunter, damit sich ihre Umrisse nicht vor dem Himmel abzeichneten.
    Als sie eine Bewegung bemerkte, drängte sie Cirrus, still zu halten. Eine zweite Woge kroch durch die Erde, stärker diesmal und näher. Fidelias hatte solche Suchen früher schon gewirkt, und sie wusste, wie schnell und sicher er jemanden aufspüren konnte, der nicht klug genug war, vom Erdboden zu verschwinden.
    Der Schemen näherte sich. Amara konnte nicht genau erkennen, um wen es sich handelte oder wie viele Personen es waren. Sie zog den Bogen so stramm, wie sie ihn bequem halten konnte, und richtete den Pfeil auf den Boden. Jetzt hörte sie Schritte und sah einen großen Mann. Metall glitzerte in der Dunkelheit. Der Schwertkämpfer.
    Sie holte tief Luft, zog die Sehne durch, zielte und ließ los, alles aus einer einzigen Bewegung heraus. Die Sehne summte, der Pfeil zischte in die Dunkelheit davon.
    Die Gestalt erstarrte und hob dann eine Hand in ihre Richtung,
noch während der Pfeil in der Luft war. Plötzlich hörte sie den hölzernen Schaft knacken. Sofort griff sie nach dem zweiten Pfeil in ihrem Gurt, doch der Mann in der Dunkelheit stieß ein leises Zischen aus, und etwas schlang sich fest um ihren Unterarm.
    Amara schaute an sich herab. Der Pfeilschaft hatte sich um ihr Handgelenk und den Gurt gewickelt und schnürte den Arm in der Mitte des Körpers fest. Sie fuhr herum, wollte dem Angreifer den Bogen entgegenschleudern und gleichzeitig ihre Hand befreien und das Schwert ziehen. Doch

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