Die Elementare von Calderon
geschehen ist.«
»Oh, Elementare«, entfuhr es Isana traurig. »Aric, warum hast du denn nichts gesagt?«
»Was denn?«, erwiderte Aric und blickte sie vorwurfsvoll an. »Meinem Vater sagen, dass ich ein Mädchen liebe und es heiraten will? Sie hierher bringen?« Er umfasste das Räucherhaus mit einer Geste. »Oder vielleicht hätte ich ehrenhaft handeln und zu ihrem Vater gehen sollen. Meinst du, er hätte mir Gehör geschenkt? Meinst du, Warner hätte mich nicht auf der Stelle erwürgt?«
Isana rieb sich zitternd die Augen. »Tut mir leid, Aric, wirklich leid. Wir haben alle... gewusst, dass dein Vater... dass dein Vater zu weit gegangen war. Aber wir haben nichts dagegen getan. Wir hatten keine Ahnung, wie schlimm es auf diesem Wehrhof zugeht.«
»Jetzt ist es sowieso zu spät.« Aric ließ den Eimer fallen und ging auf die Tür zu.
»Nein«, widersprach Isana. »Warte. Hör mir zu, Aric. Bitte.«
Er blieb mit dem Rücken zu ihr stehen.
»Du kennst ihn«, sagte sie. »Er wird uns töten. Aber wenn du uns hilfst zu fliehen, helfe ich auch dir, das schwöre ich bei den Elementaren. Ich helfe dir, die Sache mit Warner in Ordnung zu bringen. Wenn du das Mädchen liebst, kannst du auch mit ihr zusammen sein, falls du die richtige Entscheidung triffst.«
»Euch beiden helfen? Diese Frau hat gestern Nacht versucht, dich zu ermorden.« Er sah sie an. »Warum willst du ihr helfen?«
»An diesem Ort würde ich keine Frau zurücklassen, Aric«, sagte Isana ruhig. »Nicht bei ihm. Niemals. Ich werde ihn nicht länger damit durchkommen lassen.«
»Du kannst ihn nicht daran hindern.« Aric klang müde. »Kannst du nicht. Hier nicht. Er ist ein Civis.«
»Das stimmt. Aber mein Bruder ist ebenfalls einer. Bernard wird ihn zum Juris Macto auffordern. Und er wird siegen. Das wissen wir doch beide.« Sie stand auf, blickte Aric in die Augen und hob das Kinn. »Durchbrich den Kreis. Bring mir Wasser. Hilf uns bei der Flucht.«
Eine Weile lang herrschte Stille.
»Er wird mich umbringen«, sagte Aric schließlich gleichgültig. »Das hat er mir längst angedroht, und ich glaube ihm. Bittan war sein Lieblingssohn. Er wird mich umbringen, und er wird die ganze Geschichte erfahren und am Ende auch Heddy bekommen.«
»Nicht wenn wir ihn daran hindern, Aric. Es muss nicht dazu kommen. Hilf mir. Und ich helfe dir.«
»Ich kann nicht«, sagte er still. »Isana, ich kann nicht. Es tut mir leid um dich und um dieses Mädchen. Aber ich stamme von seinem Blut ab. Er ist ein Ungeheuer. Trotzdem habe ich nur ihn.« Der junge Mann drehte sich um, ging hinaus und schloss die Tür des Räucherhauses hinter sich. Isana hörte, wie mehrere schwere Riegel vorgelegt wurden. Irgendwo in der Ferne grollte Donner, ein verschlafener Nachzügler des gestrigen Sturms.
Die Kohlen knackten und glühten.
Odiana atmete langsam und gleichmäßig.
Isana betrachtete die Frau und den Ring um ihren Hals. Sie erinnerte sich an Odianas Flehen, sie umzubringen.
Als sie sich die Hände an den eigenen Hals legte, begann sie zu zittern.
Dann ließ sie sich mit gesenktem Kopf wieder auf den Boden sinken.
29
Amaras Knöchel brannte schmerzhaft, und sie bemühte sich mit aller Kraft, dass aus ihrem Schnaufen kein Keuchen wurde. Bernard lief mehrere Schritte vor ihr durch Eis und zwischen schneebedeckten Bäumen hindurch, erreichte einen kleinen Hügel und verschwand auf der anderen Seite. Sie folgte ihm, stolperte und warf sich in den Graben hinter der kleinen Erhebung. Der Schnee und das gefrorene Laub knirschten.
Bernard legte ihr die Hand auf den Rücken, beruhigte sie und hob die andere Hand vor ihren Mund, um den Dunst aufzufangen, der mit jeden Atemzug entwich. Sein Blick wurde leer, und dann spürte sie, wie er den Schleier über sie zog.
Schatten bildeten wirre Muster auf ihrer Haut, die hin und her schwankten, während die Bäume in ihrer Nähe seufzten und raschelten, als würde der Wind hindurchgehen. Die gefrorenen Büsche schienen sich nicht so stark zu bewegen, da sie einfach zu einer dichten Hecke zusammengewachsen waren, und der Geruch von Erde und zerdrückten Pflanzen wallte plötzlich über sie hinweg und verhüllte alle Spuren ihrer Anwesenheit.
Wenige Sekunden später hörten sie Hufschlag im Wald hinter ihnen, und Amara wagte es, über die Erhebung zu spähen.
»Finden die unsere Spuren nicht?«, flüsterte sie heiser.
Bernard schüttelte den Kopf. Er wirkte müde. »Nein«, erwiderte er leise. »An einigen Stellen haben die
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