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Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung

Titel: Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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Mundwinkel.
    »Schon gut«, meinte er und nickte. »Du hast Recht... Wir brauchen uns gegenseitig. Ich habe meine Beherrschung verloren, entschuldige. Wird nicht wieder Vorkommen.«
    Er ging zu seinem offenen Bündel zurück und hielt das von Gael unter dem Schwarzen Berg gestohlene silberne Kettenhemd ins bleiche Mondlicht hoch.
    Oisin starrte es sprachlos an, hingerissen von der makellosen Schönheit des Panzers. Blade ging auf ihn zu und schob wie ein Tuchhändler die Hand unter das Wams.
    »Hier, fühl mal! Die Gelegenheit kriegst du so schnell nicht wieder ... Schön, nicht wahr? Wie gefällt es dir? Weißt du, ich habe wirklich geglaubt, diese verwünschten Elfen würden mich in Stücke schneiden. Na ja, du siehst, ich bin durchgekommen, einmal mehr ... Hör zu, was ich dir vorschlage: Wir fahren sofort ab und bei unserer Ankunft schenke ich dir ein Stück davon. Genug, um dir deine kühnsten Träume zu finanzieren, in Kab-Bag oder woanders. Was hältst du davon?«
    Aber wieder hörte Oisin nicht mehr zu. Der Wollmantel, der als Beutel diente, hatte sich vollständig geöffnet und lag ausgebreitet auf den Stämmen. Es war kein Zweifel möglich: Außer diesem verfluchten Kettenhemd enthielt er nichts.
    »Und die Fläschchen!«, brüllte er den Dieb an. »Und das Gegengift?«
    Blade war eine Sekunde lang perplex.
    »Ach ja ... Das Gegengift. Nun ja, die Elfen, du kannst dir ja vorstellen ...«
    Er suchte mit den Augen nach einer Waffe, aber seine Axt lag am ändern Ende des Floßes, hinter Oisin.
    »... sie haben mir alles abgenommen. Ich musste fliehen. Aber sei unbesorgt. Du hast noch genug davon für mindestens zwei Tage. Was übrigens ein weiterer guter Grund ist, sofort loszufahren, meinst du nicht?«
    »Aber die Überfahrt dauert drei Tage!«, quietschte der Gnom mit einer vor Verzweiflung und Wut erstickten Stimme.
    Blade wich zurück. Der Gnom hatte plötzlich einen Dolch in der Hand. Sein groteskes Gesicht, tränenüberströmt und wutverzerrt, konnte einem Angst machen. Einen Moment lang verlor der Dieb seine Kaltblütigkeit. Das wertvolle Kettenhemd gegen die Brust gedrückt, wich er Schritt für Schritt vor dem Gnom zurück, bis an den Rand des Floßes. Um ein Haar wäre er rückwärts ins schwarze Wasser gefallen, hielt aber gerade noch das Gleichgewicht und wich mit einem Satz zur Seite. Oisin stach ins Leere, fuhr herum, und sein Nasenbein zersplitterte unter dem Tritt des Meisterdiebs. Er ließ seinen Dolch fallen, der zwischen zwei Stämmen stecken blieb, ging dann wieder zum Angriff über und erhielt einen Handkantenschlag, der ihm den Adamsapfel eindrückte.
    Er brauchte zwei Minuten, um zu sterben, rang vergeblich nach Luft und wand sich auf den rauhen Holzbohlen seines Floßes wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    Blade sah zu, wie er verendete, und streichelte dabei den sil bernen Kettenpanzer. Sein Kopf war leer, seine Züge hassverzerrt. Als alles vorbei war, packte er den knotigen kleinen Körper und warf ihn wie einen Sack schmutziger Wäsche ans Ufer.
    Es war Nacht geworden, ohne dass sich die Sonne an diesem Tag ein einziges Mal gezeigt hätte. Es hatte auch keine richtige Dämmerung gegeben, gerade nur eine immer schwächer werdende Helligkeit, bis der Sumpf dann schließlich in Düsternis versank. Er blieb noch eine ganze Weile regungslos stehen, umgeben vom Quaken der Frösche und den anderen nächtlichen Geräuschen, sein starrer Blick ging ins Leere. Es war ihm klar, dass er flüchten musste, bevor die Grauen Elfen sich aufmachten, Gaels Tod zu rächen, aber die Gefahren der Überfahrt, die ihm bevorstand, schienen ihn zu lähmen.
    Plötzlich sprang etwas auf das Floß und Blade verlor das Gleichgewicht und fiel zu Boden. Er hatte keine Zeit mehr, wieder aufzustehen. Rogors ungeheure Axt pfiff mit unheilvollem Zischen durch die Luft und schlug dann in seine Schulter ein, zerhackte die Knochen, durchschnitt das Fleisch und blieb schließlich in den blutbespritzten Holzbohlen stecken. Der Dieb brüllte, dass ihm die Luft wegblieb, aber der Thronerbe unter dem Schwarzen Berg würdigte ihn nicht mal eines Blickes. Am Ende des abgehackten und zuckenden Arms umklammerte Blades Hand noch immer das wertvolle Kettenhemd. Rogor beugte sich ehrerbietig nieder, hob das metallene Wams hoch, riss den blutigen Arm los und warf ihn ins Wasser.
    »Wie bist du da drangekommen?«, fragte er dann, sich neben dem verstümmelten Körper niederknieend.
    Wahnsinnig vor Schmerzen und in seinem Blute liegend,

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