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Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung

Titel: Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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und er lag völlig erschlagen da, japsend und starr vor Angst angesichts der Schmerzen oder der Erwartung neuer Schmerzen. Ein einziger Tag nur war seit der Abreise des Trupps vergangen, und er hatte bereits die Hälfte des Fläschchens ausgetrunken, das der Dieb ihm gelassen hatte. Bei jeder neuen Attacke griff er panisch nach dem Antidot und ließ es sich in die Kehle rinnen.
    Genau wie Blade ihm befohlen hatte, war er bei Einbruch der Dunkelheit zurückgekommen und hatte sein Floß am Ponton festgezurrt, in der Hoffnung, ihn zurückkehren zu sehen. Er war sogar ein gutes Stück ins Innere von Gwragedd Annwh, der Insel der Grauen Elfen vorgedrungen, bis an den Rand der von Tsimmis Zauber zerstörten Lichtung. Aber der Anblick dieses ungeheuren Chaos von Erde und Felsen hatte ihn erschreckt, und er war, so schnell ihn seine kurzen Beine trugen, wieder in die Scheinsicherheit seines Floßes zurückgeflohen.
    Oisin fror zu sehr und hatte zu viel Angst, um schlafen zu können. Außerdem hörte sein fiebriger Geist nicht auf, Mordpläne gegen Blade zu schmieden. Aber wie er das Problem auch drehte und wendete, er stieß immer wieder auf dieselbe Schwierigkeit: Solange er nicht das Gegengift in Händen hielt, musste der Dieb am Leben bleiben. Wenn er ihn jedoch durch die Sümpfe zurückbrachte, wie konnte er dann sicher sein, dass der andere Wort hielt?
    Plötzlich vernahm er das Knacken von Zweigen am Ufer und spitzte die Ohren. Da kam jemand. Jemand, der große Schritte machte, allein war und keinen Wert auf Diskretion legte.
    Mit heftig schlagendem Herzen richtete der Gnom sich rasch auf und suchte in der einbrechenden Dämmerung das Ufer ab. Endlich schälte sich eine hoch gewachsene Gestalt aus dem Unterholz. Oisin erkannte ihn erst, als seine Stiefel auf dem Holzponton widerhallten. Trotz seines Hasses und seiner Angst verspürte er ein Gefühl der Erleichterung.
    Ein dickes Bündel in den Armen und eine Streitaxt in der Hand, die denen der Zwergenritter glich, sprang Blade auf das Floß, das so heftig schwankte, dass der Fährmann beinahe das Gleichgewicht verlor.
    »Nun?«, rief Blade heiter. »Immer noch am Leben, Meister Oisin? Freut mich sehr!«
    Der Gnom musste sich ziemlich beherrschen, um ihm nicht an die Gurgel zu springen, ja selbst seinen Hass vermochte er nur mühsam zu verbergen. Er dankte den Göttern, dass der Dieb in der aufkommenden Dunkelheit keinen Blick auf sein Gesicht erhaschen konnte.
    »Nun«, sagte Blade. »Fahren wir?«
    Oisin zuckte die Achseln.
    »Man überquert die Sümpfe nicht nachts. Die Ungeheuer im Wasser ...«
    »Du mit deinen Ungeheuern!«
    Der Dieb ließ sein Stoffbündel fallen, packte den Fährmann brutal am Kragen und zerrte ihn über die Schneide seiner Axt.
    »Lass dir gesagt sein, dass deine Ungeheuer der reinste Witz sind im Vergleich zu dem, was ich mit dir anstellen werde, wenn wir nicht auf der Stelle ablegen!«
    Oisin, hasserfüllt und halb erdrosselt, vermochte nur, einige unverständliche Worte zu stammeln, und schlug dabei verzweifelt auf den Arm des Diebs ein. Da stieß Blade ihn brutal von sich und lachte schallend los.
    »Komm schon, Gnom, sei brav, fahren wir! Das war vielleicht ein Tag ...«
    Er streckte die Arme aus, lächelte und atmete genüsslich die frische Abendluft ein.
    »... ein wundervoller Tag, wirklich! Ich werd dir bei Gelegenheit mal davon erzählen ...«
     
    Aber der andere stand wie erstarrt und hörte nicht mehr hin. Mit weit aufgerissenen Augen inspizierte er die Kleidung des Diebs. Der Mann trug keine Umhängetasche mehr und auch nichts anderes, was ein Gegengift enthalten konnte. Er stieß Blade wütend zur Seite und stürzte sich auf das Bündel.
    »Finger weg!«, brüllte der Dieb in seinem Rücken.
    Er sprang auf ihn drauf und versuchte, ihm den Beutel fortzureißen, aber Oisin ließ nicht locker, und schließlich gelang es ihm, den Knoten zu lösen, der das Bündel zusammenhielt. Im selben Moment schien ein silberner Regen auf das Floß niederzugehen und eine glitzernde Lache zu formen.
    Endlich gelang es Blade, den Gnom wegzustoßen, der bis zum anderen Ende des Floßes rollte. Er drehte sich zu ihm um, schöpfte Atem und drohte ihm mit der Faust. »Mach so was nicht noch einmal, hörst du! Sonst werfe ich dich ins Wasser!«
    Oisin war mit einem Satz auf den Beinen, rot vor Zorn.
    »Versuch es doch, dann wirst du nie wieder aus diesen Sümpfen herauskommen!«
    Blade musterte das kleine Wesen mit einem amüsierten Zug um die

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