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Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung

Titel: Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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fand Blade noch die Kraft, ihm ins Gesicht zu spucken.
    »Du wirst sterben«, sagte Rogor und wischte sich nicht einmal ab. »Aber du kannst zuvor auch noch sehr viel leiden ... Sprich, und du wirst einen raschen Tod haben. Wo hast du dieses Kettenhemd gestohlen?«
    Blade, atemlos und schweißgebadet, betrachtete das grobe Gesicht des Zwergs. In der Dunkelheit glich er eher einem Bären als einem menschenähnlichen Wesen. Und dann ver spürte er einen noch unerträglicheren Schmerz, der ihm den Atem nahm, so dass er nicht einmal mehr schreien konnte. Rogor hatte seinen Dolch in das blutige Fleisch seines Schulterstumpfs gebohrt.
    »Sprich, und alles ist vorbei.«
    Blade schloss seine tränennassen Lider zum Zeichen des Einverständnisses und Rogor zog seinen Dolch aus der Wunde. Der Dieb ließ seinen Kopf auf die Holzbohlen fallen und nahm die letzten Kräfte zusammen:
    »Gael ... Ich habe Gael ermordet«, flüsterte er.
    Die dichten Brauen des Zwergs hoben sich und sein Blick leuchtete auf.
    »So ist der Gerechtigkeit Genüge getan«, murmelte er, mit dem Anflug eines Lächelns, »König Troin ist gerächt...«
    Gerächt durch die Hand eines Menschen, eines Diebes noch dazu, eines unwürdigen Halunken, aber trotz allem gerächt ... So war denn doch noch nicht alles verloren.
    Rogor wandte sich dem Kettenhemd zu, das offen auf den schlammigen Bohlen des Floßes lag und lächelte etwas ungezwungener. Er würde das Kettenhemd zurückbringen, den Beweis für Gaels Verbrechen und für seine Bestrafung ... Aber dann schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf und er wurde wieder zornig.
    »Und das Schwert?«, donnerte er und packte Blade von neuem am Kragen. »Wo ist das Schwert von Nudd?«
    Blade antwortete nicht. Er hatte zu viel Blut verloren und röchelte nur mehr, schon im Banne des Todes.
    »Rede!«, brüllte Prinz Rogor. »Wo ist das Schwert?«
    Mit seiner riesigen Faust schüttelte er den leblosen Körper des Diebes frenetisch, und dessen hintüber gesackter Kopf baumelte in alle Richtungen, so dass der Hals mit der alten Narbe bloß lag. Rogor biss grimmig die Zähne zusammen. Dann setzte er die scharfe Schneide seines Dolches an den Hals der Leiche und schnitt ihr langsam und sorgfältig die Kehle durch, wobei er genau die dunkelrote Linie nachfuhr, die sein Vorgänger hinterlassen hatte.
     
    Als das Blut auf seine Hände spritzte, ließ Rogor den Körper angeekelt los und blieb lange Zeit neben dem Kadaver hocken. Seine Gedanken überschlugen sich förmlich. Caledfwch, das Goldene Schwert von Nudd ... Womöglich war es hier irgendwo ganz in der Nähe und zugleich vollkommen außer Reichweite. Womöglich hatte dieser Blade es sogar zu Gesicht bekommen ...
    Rogor blickte ans Ufer, das in der nächtlichen Dunkelheit kaum auszumachen war. Dahinter erstreckte sich das Gebiet dieser verfluchten Sumpfelfen. Allein in dieses Alptraum- Moor zurückzugehen, um das Schwert zu suchen, wäre einem Selbstmord gleichgekommen.
    Er wandte sich zu den nebligen Sumpfgewässern um. Drei Tage Überfahrt, dann wäre er in den Marken und bald auch bei den ersten zwergischen Vorposten in den Hügeln. In weniger als einer Woche konnte er wieder hier sein, an der Spitze einer Armee, und diese Sümpfe verwüsten, bis man ihm den Talisman der Zwerge aushändigte ...

Die Flucht

    Der Jagdfalke schwebte lautlos durchs erste Morgen- rot. Tief unter seinen Schwingen grüßte die kleine Welt der Sümpfe die aufgehende Sonne. Er erblickte
    im schlammigen Wasser einen riesigen Wels mit schwarzem Rücken, über zwei Meter lang, der seine nächtliche Jagd beendete, indem er im kurz aufstrudelnden Wasser einen Frosch verschlang, bevor er zu seiner Ruhestätte tief unter der Wasseroberfläche zurückkehrte. Er sah, wie Ratten, Sieben- schläfer und Hasen den Schutz des Gebüschs oder der Wei- denhecken verließen und hastig die Grassprossen knabberten, mit gespitzten Ohren und zitternden Schnurrhaaren und ohne etwas von der Gefahr zu ahnen, die über ihnen durch die Luft segelte. Wie leicht wäre es jetzt gewesen, sie zu fan- gen! Aber stattdessen schlug der große Vogel mit den Schwin- gen und setzte seinen Flug bis ins Innere der Insel fort, wo Till, sein Herr, ihn erwartete.
    Der Elf hatte sich verändert, ohne dass der Vogel genau verstehen konnte, warum. Gewiss, der Hund war tot, erschlagen von dieser Erdlawine, die sich plötzlich erhoben hatte, und jedes Mal wenn er daran dachte, empfand der Vogel Schmerz. Auch Till war überspült worden,

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