Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung
zusammen, feindselig und zögernd zugleich. Ein größer gewachsener Elf drängte sie zur Seite, sprengte die kleine Gruppe und stürzte sich auf ihn, so schnell, dass er ihn kaum wiedererkannte.
»Du!«, schrie Till mit hassgeweiteten Augen und gefletschten Zähnen. »Du wirst mir bezahlen!«
Tsimmi wich zurück und versuchte ungeschickt, nach dem Streithammer zu greifen, der in seinem Rücken hing. Dabei stieß er gegen den gebückten Kopf Frehirs, der eben aus der unterirdischen Hütte heraustrat.
Im selben Augenblick stach Till mit einem Wutschrei zu. Die Spitze seines langen Dolches fuhr durch das dicke Leder von Tsimmis Harnisch und hinein ins Fleisch, dass das Blut hervorschoss. Der Zwerg stieß einen Schmerzensschrei aus. In seinem Arm klaffte eine tiefe Wunde, und er fiel zu Boden, direkt unter die Füße des Fährtenlesers, der wie ein Wahnsinniger erneut zustach.
Im nächsten Moment warf Frehir sich kopfüber und mit sei nem ganzen Gewicht gegen ihn und schleuderte ihn mehrere Klafter weit fort.
Der Barbar warf einen Blick auf den Zwerg, der sich gegen die Hütte kauerte, verletzt, aber lebendig, und zog seinen riesigen Zweihänder. Gerade rechtzeitig, um den Angriff der Grauen Elfen abzuwehren, die Till zu Hilfe eilten.
Unter der Erde hatten Lliane und Uther Tsimmis Schrei gehört. Einen Moment lang blieben sie mit angehaltenem Atem perplex stehen. Dann hörten sie, dass gekämpft wurde, und stürzten gleichzeitig hinaus.
Frehir stand hoch aufgerichtet und hielt mit weiten Streichen seines Schwerts, dessen Klinge gefährlich pfeifend wie eine Sense hin- und herschwang, die Gruppe der Elfen in Schach. Tsimmi, gegen die Hütte gelehnt, torkelte wie ein Betrunkener und versuchte vergeblich, seinen Streithammer hochzuheben.
»Haltet ein!«
Die Königin hatte mit ihrer Kommandostimme gerufen, in einem gebieterischen Ton, der Respekt einflößte und zwang zu gehorchen. Die Elfen wichen zurück und warfen ihr ängstliche Blicke zu. Selbst Frehir konnte nicht anders, als über die Schulter nach der Königin zu sehen. Lliane schwankte. Ohne Uthers Arm wäre sie zusammengebrochen. Er, der sie aus der Nähe sah, konnte das Zittern ihrer Glieder und die Schweißbäche, die ihr Gesicht hinabliefen, vage erkennen. Dieser Schrei schien sie ihre letzten Kräfte gekostet zu haben.
Uther spürte, noch bevor er ihn sah, wie ein Elf auf sie zurannte und streckte seine Schwertspitze aus, um ihm den Weg zu versperren. Es dauerte einen Moment, bis er Till wiedererkannte, so außer sich wirkte der Fährtenleser.
»Königin Lliane!«
Er schien unfähig, ein weiteres Wort zu sagen und verschlang die Königin der Hohen Elfen mit einem fiebrigen, wahnsinnigen Blick. Lliane fasste ihn am Arm und drückte mit derselben Bewegung seinen von Tsimmis Blut geröteten Dolch nach unten.
»Ich freue mich, dich wiederzusehen, Till«, murmelte sie.
»Meine Königin, ich war sicher, dass Ihr heute Morgen den Tod gefunden hättet. Ich habe ... Ich wusste ...«
Der Grüne Elf warf einen Blick auf den Meister der Steine, der noch immer an Gaels Hütte lehnte, sah dann wieder die Königin an; er war überwältigt und völlig verstört.
»Es ist vorbei«, sagte Lliane.
Sie dankte Uther mit einem Nicken und ging dann, gestützt auf Till, auf die Grauen Elfen zu, als wäre nichts geschehen. Als Uther ihren Blick auffing, hatte er den Eindruck, sie habe bereits wieder frische Kraft geschöpft und stütze sich nur auf den Arm des Spurensuchers, um ihn unter Kontrolle zu haben.
»Wir sind alle getäuscht worden«, sagte sie laut. »Yelessa eh anna kolotialo. D’hya ne etio lassaleo. Den Zwerg trifft keinerlei Schuld!«
Uther gab Frehir mit vorgeschobenen Kinn zu verstehen, er solle die Elfen überwachen, und ging dann zu Tsimmi, um ihm erste Hilfe zu leisten. Gegen das Zweiggeflecht der Hütte gelehnt, klemmte der Meister der Steine mit schmerzverzogenem Gesicht seine Wunde ab. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor. Sein ganzer Lederharnisch war voll, und es floss seinen Arm hinab und bildete einen dunklen Fleck zu seinen Füßen, der schnell in den Torfboden eingesickert war.
»Lass sehen«, sagte der junge Mann.
Tsimmi gehorchte. Uther zog eine Grimasse.
Unter dem blutigen Fleisch, das Tills spitzer Dolch durchschnitten hatte wie einen Schinken, war der Knochen sichtbar. Der Ritter riss mit einem heftigen Ruck den Ärmel seiner grünen Tunika ab. Dann stopfte er das Tuch in die Wunde und knotete die Enden zusammen, um den
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