Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung
Esels. Als er in einer grimmigen Grimasse die Lefzen hochzog, wurden seine langen, speicheltriefenden Reißzähne sichtbar, die spitz wie Dolche waren. Mit zum Zeichen der Unterwerfung zwischen die Schultern gezogenen Köpfen und tief hängenden Schwänzen kamen noch weitere Wölfe aus der Grotte, näherten sich ihm einer nach dem ändern und leckten ihm die Lefzen oder versetzten ihm kleine Nasenstüber. Mit aufgestellten Ohren und aufgerichtetem Schwanz stand der Anführer der Meute da und rührte sich nicht. Der Ritter, der ihn gefordert hatte, schien ihn gar nicht zu interessieren, und manchmal, wenn einer seiner Wölfe die Demutsgebärde nicht deutlich genug vollführte, stieß er ein Knurren aus, bis der Unterlegene sich vor ihm auf den Rücken warf, alle viere von sich streckte und jaulte wie ein Hund.
Während er den großen Wolf nicht aus den Augen ließ, hörte Uther das Geräusch von Pfoten zu seiner Linken. Er fasste sein Schwert fester, kniff die Augen zusammen, um von den Bächen geschmolzenen Schnees, die seine Stirn hinabliefen, nicht behindert zu werden, und begann dann, sich nach rechts zu bewegen. Die Reaktion des Rudelführers der Schwarzen Wölfe bestand darin, sich nun seinerseits in Bewegung zu setzen und sich endlich vom Eingang der Höhle und von seiner Meute zu entfernen.
Seit dem frühen Morgen hatte es nicht aufgehört zu schneien. Tsimmi, bis auf die Knochen durchweicht und am ganzen Körper zitternd vor Fieber, Nervosität und Kälte, hockte zusammengekrümmt hinter einem Dornbusch. Plötzlich musste er laut niesen und das wirkte wie das Signal für den Beginn des Kampfes.
Die Meute, bis dahin still, brach unvermittelt in erregtes und ohrenbetäubendes Geknurr und Gebell aus. Uther wandte den Blick eine Sekunde lang ab, und als seine Augen wieder seinen Gegner fixierten, galoppierte der große Schwarze Wolf lautlos auf ihn zu, mit starrem Blick und über die monströsen Reißzähne hochgezogenen Lefzen. Dann sprang er, Krallen voraus, und Uther empfing ihn mit einem Rundschlag des in beiden Händen gehaltenen Schwerts, den er mit voller Kraft ausführte. Die Klinge fuhr in die Schnauze, dass das Blut spritzte, und klirrte gegen die Zähne des Ungeheuers, ohne auch nur eine Scharte in sie zu schlagen. Uthers Arme bebten von dem Schlag und er verlor das Gleichgewicht und stürzte beinahe zu Boden, während das Tier bereits wieder auf ihn losging. Mit seiner krallenbewehrten Pfote schlitzte es den Panzer des Ritters auf und zerriss das Kettenhemd. Uther entging dem Angriff, indem er sich gegen den riesigen Leib des Raubtiers rollen ließ. Blindlings stach er ein weiteres Mal in das Gezottel aus grauer Mähne und schwarzem Fell und durchbohrte das Fleisch, so dass ihm das warme Blut ins Gesicht spritzte. Dann wich Uther zurück, bebend vor Angst, zerkratzt und halb bewusstlos von den Schlägen der riesigen Wolfspranke. Er taumelte, wich noch weiter zurück und versuchte mit Sensenschlägen durch die Luft, den Wolf auf Distanz zu halten, als mehrere Rufe an sein Ohr drangen, die er nicht verstand. Uther erkannte nicht einmal Llianes Stimme, die ihm zurief, er solle ausweichen, damit er aus der Schusslinie wäre. Der Wolf öffnete seinen gigantischen Rachen, den das blutige, speichelumflockte Fleisch noch scheußlicher erscheinen ließ, und stieß ein Fauchen aus, das aus den tiefsten Tiefen seines Leibs zu kommen schien. Wie ein heißer Luftstrahl blies sein Atem dem Ritter ins eiskalte Gesicht, dann machte der Wolf einen Satz, prallte mit den Vorderpfoten gegen die Schultern des Ritters und stieß ihn zu Boden.
Uther fühlte nichts anderes mehr als das Gewicht des Tiers, die rauhe und vom gefrorenen Urin steife Behaarung seines Bauchs, die auf sein Gesicht drückte und den bestialischen Gestank, der ihm beinahe den Atem nahm. Er empfand keinen Schmerz, sondern hatte einfach nur das beruhigende Gefühl, dass jetzt alles vorüber war, empfand nichts als die Gewissheit zu sterben.
Und dann spritzte ein heißer, klebriger Strahl auf seinen Harnisch und seine Tunika und floss über seinen Oberkörper und sein Gesicht. Von Übelkeit geschüttelt, Nase und Mund voll vom Blut des Tiers, strampelte Uther sich frei, so dass er wieder Luft bekam.
Der Wolf war tot.
Hatte er ihn etwa getötet?
Er befreite sich von dem schweren Körper der Bestie und kroch auf allen vieren zu einem schneebedeckten Busch, um sich mit fiebrigen Händen das Gesicht zu waschen.
Erst dann blickte er sich um.
Das
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