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Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung

Titel: Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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Erste, was er sah, war sein Schwert, das zu Boden gefallen war, als der Wolf ihn angesprungen hatte, dann den silbernen Pfeil, der im Rückgrat des Ungeheuers steckte. Es war der Pfeil gewesen, der ihn erledigt hatte ... Dann endlich entdeckte er Lliane und seine Kameraden, die am Waldrand standen, angespannt, kampfbereit, die Augen auf die Höhle gerichtet. Er kroch bis zu seinem Schwert und rappelte sich dann mit schmerzverzerrtem Gesicht auf.
    In einer endlosen Prozession verließen die Schwarzen Wölfe ihren Bau am Rande der Marken. Sie liefen hintereinander im Gänsemarsch und achteten sorgfältig darauf, in die Fußspuren des Vordermanns zu treten, so dass sie nur eine einzige Fährte hinterließen. Schon war ein neuer Anführer an ihrer Spitze, und während sie ihre Behausung verließen, schielten sie argwöhnisch zu dem Mann hinüber, der ihr Rudeloberhaupt getötet hatte, und zu der Gruppe der Krieger, die ihre Höhle in Besitz nehmen würde.
    Ihre langsame, lautlose Parade schien gar nicht mehr enden zu wollen. Uther zählte fünfzig Wölfe, dann verlor er den Faden und kehrte vorsichtigen Schrittes zu seinen Gefährten zurück, ohne die Meute aus den Augen zu lassen.
    Lliane warf ihm einen flüchtigen Blick zu, bei dem ihm warm ums Herz wurde und in dem Liebe, Erleichterung und vielleicht sogar ein klein wenig Bewunderung sich mischten, dann aber verzog sie angewidert das Gesicht und wandte den Kopf ab.
    »Uther, mein Freund, dein Anblick kann einem Angst machen!«, sagte Tsimmi leise, als wolle er die Wölfe nicht provozieren.
    Der Ritter hob die Klinge des Schwerts vor sein Gesicht und betrachtete sich in dem blanken Metall. Er sah die verwischten Konturen eines wilden und blutverschmierten Waldmenschen.
    »Und außerdem stinkst du!«, brummte Frehir und prustete dann vor Lachen.
    »Seid still!«, zischte die Königin.
    Die letzten Wölfe waren stehen geblieben und blickten zögerlich zu ihnen herüber, mit angelegten Ohren und halb aufgerichteter Rute, alles Zeichen, die die Elfe zu deuten wusste. Uther wandte sich der Meute zu, und da er noch immer vom Blut ihres Anführers triefte, von seinem Geruch imprägniert war und seine Haare in alle Richtungen abstanden, wirkte er so unmenschlich, dass die Wölfe wieder in ihre Demutsgebärde verfielen, den Spuren ihrer Genossen folgten und die Höhle aufgaben. Regungslos folgten die vier ihnen mit Blicken, bis sie alle in der Hügellandschaft verschwunden und vom noch immer fallenden Schnee verschluckt worden waren.
    »Glaubst du, sie kommen wieder?«, fragte Tsimmi, ohne sich an jemand Bestimmten zu wenden.
    Zum größten Erstaunen Uthers antwortete niemand. Lliane, die neben ihm stand, war voll konzentriert, das Verschwinden der Wölfe hatte keineswegs zu ihrer Entspannung beigetragen. Wieder konnte er sehen, wie sie ihre leicht spitz zulaufenden Ohren ausrichtete, und wieder hatte er angesichts dieses Phänomens recht gemischte Gefühle: halb amüsiert und halb missbilligend. Um seine Verlegenheit zu verbergen, wandte er sich Frehir zu. Die Haltung des Riesen alarmierte ihn: Mit in den Wind gerichteter Nase und geblähten Nüstern schnupperte Frehir die aus der Höhle kommende Witterung und trug dabei dieselbe misstrauische Miene zur Schau wie die Königin.
    »Was ist denn?«, wollte Uther wissen.
    Frehir drehte sich zu ihm herum, und ausnahmsweise einmal war sein Gesicht sehr ernst.
    »Kobolde.«
    Und kaum hatte er gesprochen, rannte er auch schon mit wildem Geschrei und sein langes Schwert hinter sich herschleifend auf die Grotte zu.
    Im selben Augenblick schossen kleine Gestalten aus der Höhle und stoben in alle Richtungen davon. Mit ihrer niedrigen, fliehenden Stirn, der spitzen Schnauze und den abgerundeten Ohren, dem kurzen und grauen Fell, das lediglich das Rückgrat entlang eine Art Bürste formte, sahen die Kobolde aus wie Hyänen. Im Gegensatz zu diesen allerdings gingen sie aufrecht und kleideten sich in Lumpen, manche trugen sogar Waffen, die klein genug waren, um in ihren fötalen Händchen Platz zu finden, Schwerter oder Dolche. Frehir packte in vollem Lauf einen der Hundemenschen am Kragen seines Umhangs und zerquetschte ihn gegen die Felswand. Dann fuhr er mit gezücktem Schwert herum, aber keiner der Kobolde war so verrückt gewesen, in Reichweite des Barbaren zu bleiben. »Tötet siel«, brüllte Frehir, während er einem hinterherjagte. »Tötet sie alle!«
    Lliane ließ, beinahe ohne zu zielen, einen ihrer wertvollen Pfeile von der

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