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Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung

Titel: Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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kommen könne, das Jenseits der Krieger. Nun hätte Tsimmi sich wahrscheinlich niemals selbst einen Krieger genannt, aber Uther fiel keine andere Art der Ehrbe- zeugung ein. In jenem Moment hätte er gern mehr von den Bestattungsriten der Zwerge gewusst und seinem Gefährten die letzte Ehre auf eine Art erwiesen, die seines Ranges, seines Wertes und ihrer Freundschaft würdig war ... Aber wozu war das alles jetzt noch gut... Er bemerkte, dass Gaels Ring vom kleinen Finger seiner linken Hand gerutscht war und gerade noch auf dem ersten Fingerglied saß. Für diesen Ring hatte Tsimmi im Sumpf von Gwragedd Annwh beinahe sein Leben gelassen. Uther zog ihn vorsichtig vom Finger seines Kameraden und schob ihn dann unter sein Wams, ohne ihn noch einmal anzusehen. Was hatte er jetzt noch für einen Wert?
    Und indem er um seinen Gefährten weinte, weinte Uther auch um ihre letzten dahingeschwundenen Hoffnungen.

Die Angst
      
    Über Loth hatte es begonnen zu schneien, und mit dem Schnee zog eisige Kälte ein. Über Nacht hatten sich weder die Gemüter beruhigt, noch hatte die Angst sich ge-
    legt. Die Mönche hatten ihre Kirche mit riesigen bemalten Draperien ausstaffiert, die die Mysterien des Glaubens darstell- ten, aber die bibbernde Menschenmenge, die sich zur Messe drängte, wagte nicht, zu ihnen aufzuschauen und rang verzwei- felt die Hände: Der Erzengel Gabriel glich mit seiner schim- mernden Rüstung und seinem langen Schwert eher einem Elf als einem menschlichen Ritter.
    Straßen, Tavernen und Plätze lagen wie ausgestorben da.
    Nur Soldaten in Rüstung und der blau-weißen, breit gestreiften Uniform des Königreichs von Logres marschierten umher sowie Gruppen von Zwergen, Krieger, Höflinge und Händler, die lautstark herausposaunten, sie würden die Elfen nicht fürchten.
    Bald bemerkte man, dass auch die Gnomen aus Loth geflohen waren, wie Ratten das sinkende Schiff verlassen, aber niemand hatte bemerkt, wie sie sich davongemacht hatten. Nicht dass sie irgendjemand vermisst hätte, aber langsam begannen die Menschen, sich allein zu fühlen.
    Am zweiten Tag nach der Verbrennung auf dem Scheiterhaufen war die Kirche zur Messe nur mehr halb voll. Jemand hatte über Nacht Feuer an die Draperie mit dem Erzengel gelegt. In dieser Nacht war ein Mönch zu Tode gekommen ... Sei- ne blutleere und gefrorene Leiche wurde im Morgengrauen von einer Patrouille gefunden, und Gerüchten zufolge hatte er keinerlei Verletzung aufgewiesen, aber sein Gesicht war angeblich vor Schrecken verzerrt gewesen. Es hieß, er sei dem Geist des Grauen Elfs begegnet, und das Gespenst habe ihm mit seinen langen Fingern das Herz aus dem Leib gerissen und dann wie ein Vampir sein Blut ausgesaugt. Andere schworen Stein und Bein, die Elfen hielten sich nach wie vor in der Stadt versteckt und kämen nachts aus ihren Löchern, um Rache zu üben. Die Leute erzählten allen möglichen Unsinn ... Es gab sogar welche, die behaupteten, der Mönch sei betrunken gewesen und habe sich lediglich den Schädel an einem Balken eingerannt ...
    Jedermann riegelte sich zu Hause ein, verheizte das Holz im Kamin und horchte in die drückende Stille hinein, die sich über die Stadt gelegt hatte. Und es dauerte nicht lange, da kam ihnen auch diese Stille übernatürlich vor.
    Als alles Holz aufgebraucht war, fand sich niemand, um den Schutz der Stadtmauern zu verlassen und sich bis zum Wald zu wagen. Am Abend des zweiten Tags war die Stadt von einem weißen Leichentuch bedeckt. Der Schnee lag auf den Dächern und in den Straßen, die Fenster waren vereist, und ein bitterkalter Wind drang durch die Kamine und die Ritzen unter den Türen. Die Familien wärmten sich in ihren Alkoven oder verbrannten ihre Möbel.
    Am dritten Tag schlugen die Soldaten die Türen ein und holten die Männer mit Gewalt aus ihren eisigen Häusern. Die Läden und Tavernen wurden auf Anordnung von oben geöffnet, und ein Trupp von Fischern und ein weiterer von Holzfällern zog im Schutz einer Eskorte aus der Stadt, aber der See war gefroren, und die Karren, die mit Holzkloben beladen waren, blieben in den vereisten Schlaglöchern stecken. Pellehun ließ die königlichen Kornspeicher öffnen und Brot verteilen. Zwei Männer wurden öffendich gehängt, weil sie versucht hatten, aus der Stadt zu fliehen, deren Tore mittlerweile von der königlichen Armee bewacht wurden.
     
    Der König und sein Seneschall wussten nichts von Blades Tod und hatten keine Nachricht von irgendeinem der Mittelsmänner der

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