Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung

Titel: Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
Vom Netzwerk:
fortlaufend unter den Kälteschauern. In diesem Augenblick hätte er sein Schwert für ein weiches Federbett gegeben ...
    Plötzlich wich das laute Stimmengewirr der Herberge überraschtem und angstvollem Gemurmel. Ein neuer Gaukler hatte die Bühne betreten. Der Mann war alt, aber kräftig, hatte eine Glatze, und sein Gesicht war von Narben übersät. In seinem Gürtel steckten eine mit Bleikugeln beschwerte Peitsche und ein breiter Dolch, der nur eine Schneide hatte und einem Schlachtermesser ähnelte. Mit einer etwas theatralischen Geste zog er ein schwarzes Tuch von einem Eisenkäfig weg, und die Zuschauer erstarrten, als sie dessen Inhalt erblickten.
    »Und hier der Höhepunkt meiner Attraktionen’«, schrie er mit lauter, heiserer Stimme. »Ein Dämon aus den Schwarzen Landen, den ich unter größter Lebensgefahr selbst gefangen habe!«
    Uther fuhr jäh herum. Er hatte noch nie einen Dämon gesehen, einen von diesen scheußlichen Kämpfern von unbezwing- licher Stärke, die im Kampf von entsetzlicher Grausamkeit waren, nur blutrünstige Götter anbeteten und ausschließlich ihrem Herrn gehorchten, Dem-der-keinen-Namen-haben- darf...
    Das Ungeheuer, das gebückt in dem engen Käfig hockte, hatte mehrere primitive Verbände auf dem Körper, die von seinen zahlreichen Verletzungen zeugten. Gewiss war es bewusstlos gewesen, als der Tierbändiger es entdeckt hatte. Andernfalls wäre es ihm, trotz seiner Peitsche mit den Bleitroddeln und seines Messers nie gelungen, es lebendig zu fangen ... Frehir war in blinder Wut aufgesprungen, sobald er eines dieser Monster erblickt hatte, von denen sein Dorf zerstört worden war. Bevor Uther ihn noch zurückhalten konnte, war er auf die Bühne gesprungen, hatte sein Schwert gezückt und versuchte, durch die Käfigstäbe den gefangenen Dämon abzustechen.
    »Bist zu verrückt geworden, Barbar?«, brüllte der Tierbändiger und fiel ihm in den Arm.
    Frehir antwortete nicht, aber seine linke Faust schoss plötzlich los und traf den Mann genau unter der Nase mit einer solchen Wucht, dass der Schlag diesen von der Bühne fegte. Der Dämon in seinem Käfig kläffte wie ein Hund und brüllte wie ein Löwe, er stieß in der scheußlichen Sprache der Schwarzen Lande Flüche aus und schüttelte die Gitterstäbe mit beängstigender Kraft.
    Die Tische, die am nächsten an der Bühne standen, hatten sich bereits geleert und mehr als einer der Trinker suchte den Ausgang, so sehr machte ihnen die Auseinandersetzung zwischen diesen beiden Riesen Angst.
    »Frehir!«, schrie Uther, der dazugekommen war. »Er kann sich nicht verteidigen! Du kannst keinen hilflosen Feind ermorden!«
    »Lass mich!«, grollte der Barbar und versetzte ihm einen Stoß mit dem Ellbogen, der seine Rüstung einbeulte.
    Uther hielt sich aufrecht und schaffte es, den rechten Arm des Kriegers zu packen.
    »Lass mich! Lass mich!«
    Auch Lliane war auf die Bühne gesprungen. Sie war unbewaffnet, streckte aber den linken Arm aus, dessen offene Handfläche nur ein paar Zentimeter von Frehirs Gesicht entfernt war. Und der vermochte mit einem Mal, ohne zu verstehen, warum, seinen Blick nicht mehr von dieser Hand abzuwenden, die sanfte Wellenbewegungen vollführte.
    »Beruhige dich«, murmelte die Magierin mit kaum hörbarer Stimme. »Anmod eorl hael hlystan stylle ... Anmod eorl hael hlystan stylle ...«
    Aber die Worte hallten so unglaublich heftig im Hirn des Barbaren wider, dass er glaubte, der Kopf müsse ihm zerspringen. Man erzählte sich, dass die magischen Befehle gewisser Hoher Elfen, wenn sie laut geschrien wurden, einem auf immer den Verstand rauben konnten.
    Lliane senkte die Hand. Frehir spürte, wie der Schmerz nachließ und einer ungeheuren Müdigkeit Platz machte. Er taumelte. Der Waffenarm, den Uther bis dahin nur mit größter Mühe hatte festhalten können, wurde schlaff und schwer.
    »Ihr könnt ihn zurückbringen, Herr Ritter«, sagte die Königin, ohne ihr rätselhaftes Lächeln aufzugeben.
    Frehir schüttelte den Kopf, als wäre er halb bewusstlos und ließ sich gehorsam von Uther wegführen. Die drei Gesandten des Großen Rats durchquerten den Saal in einer Stille, in der sich Respekt und Furcht die Waage hielten. Und jetzt verließ noch ein weiteres Dutzend Gäste die Herberge.
    Auf dem Tisch stehend hatte Tsimmi alles genau mitver folgt. Nun zündete er seine Pfeife neu an und betrachtete nachdenklich die Silhouette der Königin, die wieder herankam, ohne auf die lüsternen oder beunruhigten Blicke zu

Weitere Kostenlose Bücher