Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung

Titel: Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
Vom Netzwerk:
das Musterstück aus der Hand und schlug es sorgfältig in das Seidentuch ein. Der Ritter sah ihm feindselig zu. Mit seinem braunen und der Mode im Palast von Loth gar nicht entsprechenden kurz geschnittenen Haar, der grauen Haut und der stämmigen Figur war der Mann jemand, der kein Aufsehen erregte und in jeder Masse unterging. Nur seine glühenden schwarzen Augen und die entsetzliche Narbe quer über seine Kehle ließen auf seine wahre Natur schließen: Er war ein Dieb oder ein Mörder. Aber was war denn auch anderes zu erwarten, in Scâth?
    »Das ist Blade«, sagte Mahault. »Ein Dieb natürlich. Ein Gauner. Aber du musst ihm vertrauen, doch, doch, doch ... Er wird dir alles erklären, mein Süßer 1 .«
    Uther sah das kurze Aufblitzen einer bösen Freude in den Augen des Diebs, das sofort darauf von einer unterwürfigen Miene abgelöst wurde.
    »Ich weiß, wo Gael zu finden ist«, sagte er. »Und ich kann dich zu ihm führen. Was Mahault dir vorschlägt ...«Er unterbrach sich, um sich feierlich vor der alten Hehlerin zu verneigen, die ihm mit vor Gier glitzernden Augen zunickte und ihm auf diese Weise bedeutete weiterzureden.
    »... ist also, ihr das Kettenhemd im Gegenzug für unsere Hilfe zu überlassen«, sagte Blade.
    Uther sah ihn auf eine Weise an, die dem Dieb deutlich machte, dass er sich etwas genauer ausdrücken musste.
    »Ich führe dich zu Gael unter dem Vorwand, ihm das Kettenhemd abzukaufen. Ich erkläre ihm, dass Mahault einen Kunden gefunden hat und gebe ihm das Geld ... Dein Geld. Du lässt mich das Kettenhemd kaufen und damit verschwinden. Und danach machst du mit ihm, was du willst.«
    »Aber ... Ich habe kein Geld!«, sagte Uther.
    »Oh, kein Geld!«, krächzte Mahault von ihrem Thron herunter. »Kein Geld, kein Geld, der arme kleine Ritter. Kein Geld, die schöne Königin Lliane, kein Geld, die kleinen Zwerge, kein Geld auf den Packpferden, kein Schmuck, keine Ketten, nichts, gar nichts! Kein Geld im Großen Rat! Armer König Pellehun ...«
    Sie unterbrach sich brüsk und änderte ihren Ton. 
    »Wie du siehst, kennen wir dich, Uther, der Braune.«
    Der Ritter zuckte zusammen. Mit einem Schlag hatten der Blick und die Stimme der alten Mahault jeden Anschein von Wahnsinn verloren.
    »Mir ist es ganz egal, was du von Gael willst. Aber wenn du ihn finden möchtest, hast du keine Wahl. Du musst der alten Mahault folgen ... Und ich, ich brauche das Panzerhemd. Vom Gold des Königs bezahlt. Das würde mir Freude machen ... Also, was meinst du, süße Unschuld?«
    »Ich bin keine ...«
    »Und was soll es denn schließlich!«, sagte Blade neben ihm. »Du kannst dir dein Gold immer noch zurückholen, wenn die Sache erledigt ist. Schließlich willst du Gael ja festnehmen. Oder etwa nicht, verehrter Ritter?«
    »Ha! Das stimmt ja überhaupt!«, prustete Mahault. »Was für ein schöner Handel! Ganz genau! Im Endeffekt wird es dich ja gar nichts kosten, mein hübscher Sire! Du kriegst den Elf, und Mahault den Panzer! Das Panzerhemd der Zwerge unter dem Berg!«
    Andere Lacher stimmten in ihr unerträgliches Gegluckse mit ein. Uther versuchte, kühl abzuwägen. Aber was gab es schon für einen anderen Weg, um den Grauen Elf wiederzufinden? Frehir stand noch immer regungslos da und war ihm überhaupt keine Hilfe.
    »Einverstanden«, sagte er. »Ich akzeptiere den Vorschlag.«
    Er verbeugte sich kurz vor Mahault und wandte sich dann zu Blade, der ihn mit einem unterwürfigen Lächeln ansah.
    »Seid in zwei Stunden am Ausgang der Stadt«, sagte der Dieb. »Nehmt Pferde und Proviant mit. Wir werden nach Norden reiten müssen, bis in die Sümpfe, bis in die Marken ... Bis in die Wüsten Lande.«
    Blade lauerte mit einem überlegenen Lächeln auf die Reaktion seines Gegenübers, als erwarte er, dass Uther die simple Erwähnung der Schwarzen Lande ebenso erschrecke wie alle anderen Menschen vom See. Aber vergebens.
    Uther begnügte sich damit, sein Einverständnis mit einem Nicken zu verstehen zu geben, und verließ, gefolgt von Frehir, den Raum.
    Die laue und süßliche Luft draußen auf der Straße erfrischte ihn wie eine eiskalte Dusche.
    Es hatte die Nacht über geschneit und den Gesandten des Großen Rats schlug eine klirrende Kälte entgegen, als sie Kab-Bag verlassen hatten. Sie saßen rund um ein Strohfeuer, und jeder hing seinen Gedanken nach. Uther und der Barbar hatten die Geschichte König Baldwins bestätigt. Gael hatte also tatsächlich das silberne Kettenhemd gestohlen. Niemand, selbst die

Weitere Kostenlose Bücher