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Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung

Titel: Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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von Scâth jetzt in seiner Rüstung schier erfror, bemerkte, dass sie kaum bekleidet war und dennoch überhaupt nicht unter der Kälte zu leiden schien.
    »Das Böse, verehrter Ritter, ist nicht auf die Schwarzen Lande beschränkt. Es ist auch in uns selbst, es existiert in jedem unserer Völker, als hätte der Krieg uns alle angesteckt... Ihr wisst, dass es unter den Menschen Diebe, Mörder und Vergewaltiger gibt, und das erstaunt Euch nicht weiter. Aber bei uns ist es nicht anders. Die Elfen sind keine perfekten Wesen, allerdings auch nicht die blutrünstigen Ungeheuer aus Euren Kindermärchen. Die Elfen sind ein Volk mit guten und bösen Angehörigen, ganz wie bei euch. Oder den Zwergen, nicht wahr?«
    Miolnir zuckte die Achseln, aber Tsimmi nickte der Königin bestätigend zu.
     
    »Na gut, Gael hat gemordet, er hat gestohlen ... Das bedeutet noch nicht, dass alle Elfen Mörder und Diebe sind. Und außerdem wissen wir nicht, was genau passiert ist. Keiner von uns ... Vielleicht hat er auf eigene Faust gehandelt, vielleicht aus Geldgier, vielleicht um sich zu verteidigen, vielleicht sogar auf Geheiß des Unnennbaren ... All das werden wir nur erfahren, wenn wir ihn wiederfinden und ihm eine Gelegenheit geben, sich zu erklären.«
    »Ja, ja!«, knurrte Miolnir. »Das möchte ich gerne hören!«
    »Und doch, Herr Miolnir, ist das Böse nicht die Regel, weder bei den Elfen noch bei den Zwergen oder irgendeinem anderen der freien Völker!«
    Sie hatte laut gesprochen, mit einer weithin vernehmbaren Stimme, die alle zwang, zu schweigen und sie anzusehen. Tsimmi fragte sich, ob sie sich eines Zaubers bedient hatte oder ob diese unbekannte Stimme ihre natürliche war.
    »Wir werden in die Sümpfe gehen«, begann sie wieder und setzte sich hin, wobei sie ihren Mantel um sich schlug. »Wir werden Gael finden, koste es, was es wolle. Und wir werden es weder um der Ehre der Elfen willen tun, noch für das Gedenken des Königs unter dem Schwarzen Berg ...«
    Bei diesen Worten biss Rogor die Zähne zusammen.
    »Sondern um Gerechtigkeit zu üben und den Frieden zu wahren ... Und wenn es nötig ist, gehen wir bis ins Land Gorre, bis in die Schwarzen Lande.«
    Tsimmi schüttelte den Kopf. Allein in die Sümpfe einzudringen war für einen Zwerg schon ein selbstmörderischer Wahnsinn. Die Grauen Elfen verfolgten sie mit tödlichem (und vermutlich gerechtfertigtem] Hass, seit der Zeit vor dem Zehnjährigen Krieg, als die Zwergensoldaten sich einen Spaß daraus gemacht hatten, sie von ihren Hügeln bis in die Moore hineinzujagen. Aber wenn man außerdem tatsächlich die Marken würde durchqueren müssen und sich in die Schwarzen Lande wagen ... Der Zwerg ließ seinen Blick über die kleine Truppe gleiten. Sie waren gerade eine Handvoll. Was konnten sie gegen die Dämonenlegionen ausrichten?
     
    »Es ist Wahnsinn«, murmelte er in seinen Bart. »Kaum einer von uns wird zurückkehren ... Der helle Wahnsinn ...«
    Kopfnickend, wie um seine Worte zu unterstreichen, verließ er mit auf dem Rücken gekreuzten Händen den Kreis und lief bis zu einem kleinen Hügel, von wo aus das riesige Loch, in dem die Stadt Kab-Bag lag, zu sehen war.
    Der Schnee war nur an wenigen Stellen liegen geblieben, und die ganze Landschaft wirkte gleichförmig schmutzig und traurig, wüst und flach wie ein Teller.
    Ein bedrücktes Schweigen hatte sich von neuem unter den Reisenden ausgebreitet. Es war Wahnsinn und manch einer von ihnen würde ihn womöglich mit seinem Leben bezahlen. Andererseits hatte die Königin Recht. Würden sie es aufgeben, Gael weiterhin zu verfolgen und mit leeren Händen nach Loth zurückkehren, dann wäre alles noch schlimmer. Niemand würde je die Unschuld des Elfen aus den Sümpfen beweisen können, noch seine Schuld, und der Mord an König Troin bliebe unaufgeklärt und ungesühnt. Bis die Zwerge unter dem Berg sich dann entschließen würden, selbst ihr Recht einzufordern. Und es war klar, was das hieße.
    »He!«
    Alle drehten sich zu Tsimmi um, der mit der Hand in Richtung Stadt deutete.
    »Da ist er! Ich glaube, das ist unser Mann!«
    Nachdem Uther und der Barbar fort waren, hatte Mahault ihren Hofstaat weggeschickt, um mit Blade unter vier Augen die Einzelheiten seiner Expedition besprechen zu können. Der Meisterdieb hatte zugegeben, noch nie einen Fuß in die Sümpfe gesetzt zu haben, was es ihm nicht erleichtern würde, die Gesandten des Großen Rats bis zu Gaels Versteck zu führen. Umso weniger, als Blade, den angesichts

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