Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung

Titel: Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
Vom Netzwerk:
Natur eingeweiht war. Dennoch verspürte Lliane eine Warnung, eine nahende Gefahr. Sie fuhr mit pochendem Herzen aus dem Schlaf hoch. Als sie Blades Gesicht dicht über sich sah, stieß sie einen Schreckensschrei aus.
     
    »Nein, nein«, sagte Blade, der von ihrem plötzlichen Erwachen genauso überrascht war. »Ich wollte nur ...«
    Die Elfe hielt ihm die offene Handfläche vor die Augen.
    »Bregean! Bregean hael hlystan ! .«
    Der Meisterdieb verdrehte die Augen, sein Herz zog sich schreckensstarr zusammen. Die Elfe erschien ihm mit einem Mal Furcht erregend, so hässlich, dass es einem Angst machte, so abstoßend wie die Vampire aus den Legenden, diese Nachtmahre, die die Kinder in der Wiege fressen. Er zog hastig seine Hand zurück, als fürchtete er sich davor, sie zu berühren, und kroch weg, wobei er die Augen abwandte, um sie nicht sehen zu müssen und das Gesicht vor Ekel verzog.
    Lliane erhob sich und murmelte, die Handfläche noch immer in seine Richtung ausgestreckt, mehrere Worte in ihrer seltsamen Sprache, so leise, dass der Dieb sie kaum hören konnte. Aber das war genug. Unvermittelt wurden ihm die Glieder schwer, und er sank in Schlaf, wie von einer Keule getroffen.

Das Gift

    Eine seltsame Wahrnehmung riss die Königin Lliane aus dem Schlaf empor. Etwas wie ein durchdringender Schrei, heiser und zugleich rein, bedrohlich und dennoch
    irgendwie bekannt. Sie setzte sich auf und schob mit dem Handrücken die Plane weg, die sie bedeckte. Ihr Gesicht ver- zog sich vor Schmerz. Es kam ihr vor, als sei jeder einzelne ihrer Knochen, jeder einzelne ihrer Muskeln wund, eiskalt und zerschlagen. Einen Moment lang legte sie ihre Stirn auf die rau- hen Holzbohlen des Floßes, dann ging sie in die Hocke. Die bei- den Männer neben ihr schliefen, schlaff wie Betrunkene, in der Brackwasserpfütze zwischen den Stämmen. Uther zitterte vor Fieber und stöhnte leise, sein Gesicht war von Schweißtropfen übersät.
    Von draußen ertönte wieder der Schrei. Ein Falke ... Gewiss der Jagdfalke Tills. Aber was Lliane vor allem auffiel, war die Stille, die dieser Schrei zerrissen hatte.
    Das Gesurr war nicht mehr zu hören ...
    Eine ganze Weile horchte die Königin der Hohen Elfen regungslos. Kein Zweifel ... Das unaufhörliche Gesumm des Stechmückensumpfes war verstummt.
    Sie spürte ihren Herzschlag schneller werden, sie war wir benommen vor Hoffnungsfreude. Ein weiterer Ruf des Falken überzeugte sie und mit einer ausladenden Bewegung öffnet  sie die Plane.
    Die Luft war frisch und kalt und ihr erster Atemzug schnitt ihr in die Lungen. Sie stand taumelnd auf ihren verkrampften Beinen und blickte entzückt um sich. Das Moor lag still und friedlich da, nur noch einige zarte Nebelschleier hingen darüber. Die Flöße trieben sanft durch ein Meer aus Schilf und Sumpfpflanzen. Sie deckte ihre lang hingestreckten Gefährten auf, indem sie mit einem Schwung die Plane fortriss, die mit toten Insekten gesprenkelt war und sie ins Wasser warf.
    Blade erwachte auf der Stelle, blinzelte und klapperte mit den Zähnen, aber er trug ein Lächeln zur Schau wie ein Kind, das aus einem Alptraum erwacht ist. Als sein Blick auf Lliane fiel, erstarrte das Lächeln, und ihn überkam ein ungutes Gefühl. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund war ihr bloßer Anblick ihm unerträglich geworden ...
    Am Himmel, der fast wolkenlos war, schwebte immer noch Tills weißer Falke und kreiste über den Flößen. Von Zeit zu Zeit stieß er seinen durchdringenden Schrei aus.
    »He da!«, rief die Königin. »Die Luft ist rein! Ihr könnt rauskommen!«
    Sofort rührte sich etwas unter der Wachstuchplane des ersten Floßes und Frehirs gigantische Gestalt kam zum Vorschein. Der Krieger betrachtete eine Zeit lang die neue Umgebung, durch die sie glitten, sog genüsslich die eisige Luft ein und brach dann in ein triumphierendes, donnerndes Gelächter aus, das nach und nach alle Mitglieder ihres Trupps ansteckte.
    Aber das Lachen verstummte ebenso plötzlich, wie es begonnen hatte. Auf dem zweiten Floß war Uther, der Braune, liefen geblieben und wurde von Fieberkrämpfen geschüttelt. Nein Gesicht war von beängstigender Blässe, und sein ganzer Körper, den Hunderte von Insekten zerstochen hatten, war von kleinen Schwellungen übersät.
    »Wo sind die Pferde?«, rief Blade und deutete auf das dritte floß
    Alle wandten die Köpfe nach dem Gefährt von Till und dem Zwergenpagen um, wo unter der glänzenden Plane nur eine flache, unbestimmte und regungslose

Weitere Kostenlose Bücher