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Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung

Titel: Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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ausgestreckten Körper Uthers.
    »Viel zu viele Menschen«, murmelte er.
    »Was?«
    Der Spurensucher wandte sich der Königin der Hohen Elfen zu.
    »Ich sagte mir, das Ganze sei eine Geschichte zwischen den Zwergen und uns, aber es sind die Menschen, die uns geschickt haben, Gael aufzuspüren, es ist ein Mensch, der im Hintergrund die Fäden zieht, und schließlich und endlich sind es auch zwei Menschen, Uther und der große Barbar, die mit dieser Hehlerin aus Scâth gesprochen haben ... Wir wissen ja gar nicht, was sie einander vielleicht erzählt haben. Und sie waren es schließlich auch, die mit diesem Blade zurückgekommen sind. Einem Dieb, im besten Falle ... einem Mörder, im schlimmsten. Und wenn all diese Menschen gemeinsame Sache machen würden?«
    »Du vergisst, dass Blade den Ritter Roderik getötet hat«, sagte die Königin. »Und zweifellos würden sowohl Uther als auch Frehir ihn mit seinem Leben zahlen lassen, wenn sie davon wüssten ... Nein, sie stecken nicht unter einer Decke. Das ist nicht möglich ...«
    Till begann wieder, seinen Hund zu streicheln, der wohlig seufzte und sich schmachtend ausstreckte.
    »Aber, wie du selbst gesagt hast, meine Königin, die Menschen sind nicht wie wir.«
     
    Es war kalt in der Kapelle, kälter noch als in irgendeinem anderen Raum des Palastes. Die Mönche hatten keine Kamine eingebaut, und kein Wandbehang wärmte die nackten Steine des Gemäuers, abgesehen von einem Baldachin in den königlichen Farben Weiß, dem Symbol der Reinheit und des Edelmuts, und Azurblau, der Farbe des Himmels. Auf einem samtgepolsterten Betschemel gegenüber dem Chor kniete Pellehun neben der Königin Igraine und ließ seinen Blick über das bemalte Gewölbe und die hohen Säulen des Schiffs schweifen. Wie jedes Mal, wenn sein Blick auf den Kapitellen haften blieb, musste er angesichts der gehörnten, krallenbewehrten und die Zunge herausstreckenden Ungeheuer, die sie schmückten, lächeln. All diese monströsen Gestalten waren den Dämonen der Wüsten Lande nachgebildet, aber das konnten nur die Veteranen des Zehnjährigen Kriegs erraten. Sonst war die Kapelle sterbenslangweilig ...
    »Sire, Ihr hört ja gar nicht zu«, hauchte Igraine.
    »Aber natürlich«, knurrte Pellehun und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Katechisten zu.
    Der Mönch, den die mangelnde Aufmerksamkeit des Königs zur Verzweiflung brachte, hatte aufgehört zu sprechen und sah ihn derart entmutigt an, dass es schon fast wieder komisch war.
    »Nun! Ihr habt gerade über die Sünden geredet, stimmt’s?«
    »Ja, Sire«, antwortete der Kaplan mit resigniertem Seufzen. »Die sieben Todsünden: Stolz, Neid, Zorn, Faulheit, Geiz, Wollust und Gier.«
    »Na wunderbar«, meinte Pellehun und grinste die junge Königin an. »Ich glaub, ich habe mich aller schuldig gemacht! Was bekomm ich dafür?«
    »Jede dieser Sünden ist ein Ast von demselben Baum und dieser Baum ist das Böse«, fuhr der Prediger fort. »Und jeder dieser Äste gabelt sich selbst wiederum in Zweige. So gebiert der Stolz Treulosigkeit, Trotz, Dünkel, Ehrgeiz, falschen Glanz, Verlogenheit, Schamlosigkeit! Und aus jedem Zweig sprießen Irische Triebe! Treulosigkeit zum Beispiel bringt Undankbare, Besessene und Renegaten hervor. Die kleinste Sünde also ist direkt mit dem Bösen selbst verbunden!«
    Pellehun lächelte nicht mehr. Er stand langsam auf, und das Schaben seiner Schwertscheide auf den Steinplatten hallte lange in der Kapelle wider.
    »Warum redest du von Treulosigkeit?«, fragte er mit tonloser Stimme. »Ein Besessener, hm? Ein Renegat? Wofür hältst du dich eigentlich, Mönch?«
    Der Kaplan geriet ins Stottern und blickte Hilfe suchend zu der jungen Königin, die sich bemühte, ihren Gatten am Ärmel zurückzuhalten.
    »Es war doch nur ein Beispiel, Sire ...«
    »Lasst mich, Madame!«, grollte Pellehun und machte sich frei. »Und außerdem geht jetzt! Das reicht für heute mit dem Pfaffengewäsch!« Der alte König kam dem Katechisten gefährlich nahe, der Schritt für Schritt in den Chor zurückwich, bis er vor dem Altar stand. Hinter sich hörte er das abgehackte Klappern von Igraines Schritten und dann das Quietschen der Tür, als sie die Kapelle verließ.
    »Ich werde Euch heute Abend auf Eurem Zimmer besuchen!«, schrie er. »Wir wollen doch die Sünde der Wollust nicht vergessen!«
    Und dann, ganz leise, zu dem Mönch: »Stimmt’s, Priester?«
    Eine laute Stimme ertönte in seinem Rücken.
    »Sire!«
    Pellehun drehte sich langsam um.

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