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Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung

Titel: Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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befestigt war. Roter Ring: Exklusivbotschaft für den König oder den Seneschall. Drei Glockenzüge: Höchste Wichtigkeit. Genau das war heute der Fall gewesen.
    Gorlois war erst eine Stunde später benachrichtigt worden, und als er den Taubenturm betrat, waren die beiden Taubstummen außer Rand und Band. Seit Monaten warteten sie auf die Gelegenheit, ihn zu sehen, um ihm ihre Klagen und Bitten vorzutragen, und endlich war dieser Moment gekommen.
    »Also«, sagte Gorlois. »Wo ist die Botschaft?«
    Der Größere der beiden Männer, genauer gesagt derjenige, der weniger gebückt ging, hielt ihm das rote Ledersäckchen hin, das er vom Fuß der Taube gelöst hatte, und in dem ein langer Pergamentstreifen steckte. Gorlois griff danach, rollte ihn aus und sah, dass die mit der Rune von Beorn gezeichnete Nachricht von Mahault stammte, der verrückten Alten aus Scâth ... Er stopfte das Pergament in eine Tasche und ging wieder auf die Tür zu, aber der Gefangene stieß ein gutturales Gekrächze aus, um ihn auf sich aufmerksam zu machen.
     
    »Was gibt es?«
    Der Mann prallte zurück, blinzelte mehrmals und verzog seinen Mund zu einem zahnlosen und dümmlichen Lächeln.
    Gorlois zuckte die Achseln und schlug mit der Faust gegen die schweren Eichenbohlen. Sogleich antwortete ihm von der anderen Seite der Tür das Klicken eines Schlüssels. Als er hinaus wollte, merkte er, wie er an seinem Umhang nach hinten gezogen wurde und verlor beinahe das Gleichgewicht. Die silberne Schnalle, die seinen Mantel zusammenhielt, zerbrach dabei, fiel zu Boden und landete in einer widerwärtigen Mischung aus Stroh, Körnern und der schlammigen Masse aus über Jahrzehnte angehäuftem Taubenmist.
    »Was fällt euch ein, ihr dreckigen Bauern?«, brüllte Gorlois und riss ihnen seinen Mantel aus den Händen. Die beiden armen Teufel wichen erneut zurück, angesichts der wütenden Miene des einäugigen Seneschalls wurden sie starr vor Schreck. Der Größere der beiden wagte dann, ihm die Botschaft hinzuhalten, die er mühevoll auf die Rückseite eines Pergamentfetzens gekritzelt hatte und auf die sie all ihre Hoffnungen setzten.
    »Was ist denn jetzt noch?«
    Gorlois griff mit einer entnervten Geste nach dem Fetzen und versuchte, die ungelenken Buchstaben zu entziffern.
    »>Ge... Gefängnis vorbei ...< Also wirklich, wie kann man nur so miserabel schreiben! Obwohl, immerhin bemerkenswert, dass zwei solche Drecksbauern wie ihr überhaupt schreiben könnt... Habt ihr das beim Lesen der Pergamente gelernt?«
    Der Größere schüttelte mit hoffnungsvoll strahlenden Augen den Kopf und strich sich über sein schmutzverkrustetes Haar, als wollte er, dass man ihn wiedererkenne.
    »Stimmt ja, du standest früher in Diensten des Königs ... Vogt oder Kämmerer, war’s nicht so etwas? Aber wer soll sich daran erinnern? Muss mal mit dem König darüber reden, das wird ihn amüsieren.« 
    Er begann wieder zu lesen, wobei ein Lächeln seine Lippen umspielte, er kniff sein Auge zusammen und drehte den Pergamentfetzen in alle Richtungen, um das Gekritzel zu entziffern.
    »>Wir ... will ... Hina ... Hinaushinaus    Gorlois deutete hinter sich auf die offene Tür und gab dem Posten ein Zeichen, zur Seite zu treten. Dazu hob er die Brauen und grinste, um seine Worte zu unterstreichen.
    »Ihr möchtet fortgehen von hier?«
    Endlich begriffen die Unglücklichen ihn, begannen eifrig zu nicken und produzierten dazu ziemlich abstoßende Kehllaute; das war ihre Art zu lachen.
    Der Seneschall wandte sich dem Posten zu.
    »Wie lange sind die beiden schon hier?«
    »Äh ... ich weiß es nicht, Sire. Ich habe diesen Posten hier seit zehn Jahren, und sie waren schon lange vorher hier drin.«
    »Tja ...«
    Er spielte gedankenverloren mit dem schmuddeligen Pergament, neigte den Blick zu den dumpfen und abstoßenden Gesichtern der beiden Verurteilten, und plötzlich amüsierte ihr dummes Grinsen ihn überhaupt nicht mehr. Im Übrigen war der Lärm in diesem Taubenturm nicht auszuhalten, und außerdem war es zu kalt hier.
    »Nein!«, sagte er kopfschüttelnd, damit sie ihn verstanden.
    Und deutete mit ausgestrecktem Finger auf die zerbrochene Spange am Boden.
    »Ihr habt ein wertvolles Schmuckstück kaputtgemacht, das ist böse!«
    Und wie um sie zu schelten, fuchtelte er mit dem erhobenen Zeigefinger und wand sich, Bestätigung heischend, dem Posten zu.
    »Stimmt’s?«
    Der Soldat lächelte zögerlich, er wusste nicht

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