Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung
Büßerkleid, der sich an einem riesigen Kreuz festklammerte, Verwünschungen ausstieß. Weder der König noch irgendjemand aus seinem Gefolge vermochte die hitzigen Flüche des Mönchs zu verstehen, so laut brüllte die Menschenmenge um ihn herum.
»Was geht hier vor sich?«, fragte Blorian im Näherkommen. »Ich weiß nicht ...«
Instinktiv hatten die Elfen sich zu einer Gruppe zusammengeschlossen und die Hände auf ihre Waffen gelegt. Kevin hatte langsam einen Pfeil aus seinem Köcher gezogen, hielt sich bereit, ihn in den Bogen zu spannen, und sicherte ihnen den Rücken. Hamlin, aus dessen Gesicht alle Sanftmut verschwunden war, ging um den König herum und stellte sich vor ihn, um ihn mit dem eigenen Körper zu decken. Dann setzten die Elfen sich wieder in Bewegung und gingen, die Menge, die sich vor ihnen teilte, nicht aus den Augen verlierend, langsam bis zu der bewachten Pforte, die aus der Stadt hinausführte.
Plötzlich steigerte das Geschrei sich zu einem ohrenbetäubenden Konzert aus Beifallsrufen, Gebuhe, Gepfeife, Lachen und Anfeuerungen. Dann ertönte ein spitzer Schrei, ein panischer Hilferuf, der den Elfen das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Denn es war einer von ihnen, der da schrie.
Llandon sah schreckensstarr, wie zwei Kapuzen tragende Gestalten einen Elf aus den Sümpfen auf den Scheiterhaufen zerrten, dessen Füße gefesselt waren und der in seinen zerlumpten Kleidern erbarmungswürdig aussah. Er zappelte wie ein Wilder unter ihrem eisernen Griff. Die Scharfrichter banden ihn an einen Pfahl, der aus dem Reisig ragte und grüßten dann gut gelaunt die Menge, bevor sie wieder hinunter auf den Boden sprangen. Der Mönch predigte noch immer kreischend, die Adern an seinen Schläfen traten vor Anstrengung hervor und er schwenkte das riesige Kreuz wie eine Standarte. Schwarzer Rauch qualmte empor, und das Feuer flammte auf, so dass die Menge erschrocken zurückwich. Der Elf stieß ein verzweifeltes Kreischen aus, als seine Kleider Feuer fingen, aber seine schrecklichen Schreie wurden schnell vom Gelächter und Gespött der ausgelassenen Masse übertönt, die das Grauen erregende Spektakel weidlich genoss.
Llandon, der einen Moment lang vor Entsetzen erstarrt war, fasste sich und wandte sich mit einem wahnsinnigen Blick zu Kevin.
»Schieß !« , schrie er. »Töte ihn!«
Der Bogenschütze spannte die Sehne, und sein Pfeil traf den Gemarterten mitten in die Stirn und beendete mit einem Schlag sein furchtbares Geschrei, zugleich aber auch den obszönen Beifall der Bevölkerung von Loth.
Vollkommene Stille herrschte mit einem Mal auf dem Platz, und man konnte das Geprassel des brennenden Holzes hören. Dann erhob sich ein dumpfes Murren, der Hass machte sich Laut, und die Menschenmasse wälzte sich auf die Gruppe der Elfen zu wie eine Woge gegen ein Schiff.
Llandon und die Elfen zogen ihre Dolche und der Silber glanz der Schneiden bewog die ersten Reihen zurückzuweichen. Aber von hinten drückten die anderen zu stark nach, und beinahe augenblicklich hatte sich der Kreis des Pöbels wieder auf Armeslänge um sie geschlossen. Da richtete sich Llandon zu voller Größe auf. Mit weißen, hervorquellenden Augen stieß er einen herrischen Befehl aus, und seine Stimme hallte bis in die Herzen der Menschen wider und stürzte sie in Panik.
»Bregean! Bregean earmfiras! Hael hlystan!«
Alle, die nahe genug standen, um sein Gesicht sehen zu können, stießen einen Schreckensschrei aus und wichen angstvoll zurück. Die Elfen nutzten den Augenblick, um sich nach vorn zu stürzen und die letzten Meter bis zur Pforte zurückzulegen, wo die Wachen in Pellehuns Uniform auch nicht einen Finger gerührt hatten.
»Wer gibt hier die Befehle?«
Die Wachen zögerten, bis ein Sergeant sie zur Seite stieß und sich vor dem König der Hohen Elfen aufbaute.
»Herr, ich ...«
»Weißt du, wer ich bin?«, fragte Llandon.
»Gewiss, Herr.«
»Wie ist es möglich, dass ein Elfenkönig in der Stadt des Großen Rats bedroht werden kann?«
Er deutete mit einer harschen Geste auf den immer noch brennenden Scheiterhaufen.
»Und das da? Was soll das bedeuten?«
»Ich habe nichts tun können, Herr«, stotterte der Sergeant. »Ich habe hier nur eine Handvoll Bewaffneter ... Aber ich habe einen um Verstärkung geschickt!«
»Zu spät!«
Der Soldat senkte, ohne zu antworten, den Kopf. Und was hätte er auch sagen sollen? Llandon stieß ihn zur Seite und verschwand, gefolgt von der Elfengruppe, durch die Pforte.
Als
Weitere Kostenlose Bücher