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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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zugebracht, zu essen, zu trinken, in den Hügeln zu jagen sowie einer rekordverdächtigen Zahl zwergischer Dienerinnen und Kurtisanen in ihrem Palast in Ghâzar-Run nachzustellen, während sein älterer Bruder Rogor vom alten Troin und ihrem Vater in die Geheimnisse des Herrschens eingeweiht worden war. Als lubdan Opfer eines Jagdunfalls wurde und starb, war Bran tief bekümmert, seine Lebensweise änderte er gleichwohl nicht. Von dem Moment an war Rogor der Erbe des Königstitels, und seinen Segen hatte er.
    Doch dann war der schreckliche Tag gekommen, an dem der Elf Gael den alten Troin Langbart tötete und das Heilige Schwert raubte, mit dessen Verwahrung das Zwergenvolk sein Haus betraut hatte. Mit einem einfachen Dolchstoß hatte der Elf Chaos und Schande über das Königreich unter dem Berg gebracht. Während Rogor sich an der Suche nach dem Mörder beteiligt hatte (und man weiß ja, wie Gael den Tod fand), war Bran die Pflicht zugefallen, die Regentschaft zu übernehmen. Das erforderte zwar in den meisten Fällen lediglich eine vorübergehende Machtausübung und brachte durchaus einige Vorteile mit sich. Doch jetzt war Rogor verschollen, und wahrscheinlich war er in der Schlacht unter dem Roten Berg ums Leben gekommen. Nun blieb nur noch er selbst, Bran, zurück, der eine äußerst geringe Neigung verspürte, sich eine solche Bürde aufzuhalsen, um die Ehre des Geschlechts von Dwalin wiederherzustellen und dem Zwergenvolk wieder zu neuer Lebenskraft zu verhelfen ...
    Ulfin, der reglos hinter dem Sitz des Königs stand, lächelte ebenfalls unter dem heruntergeklappten Visier seines Helmes, als er den Aufzug des jungen Prinzen sah. Einige Monate zuvor hatte der Zwerg Uther und ihm noch als Lastesel gedient, und siehe da, nun war er mit Pelzen, Schmuck und Gold beladen, und selbst seine Haare und sein langer roter Bart waren geschmückt! Bran trug einen Kinnbart, der in zwei dicken, eindrucksvoll mit goldenen Bändern durchflochtenen Zöpfen über seinen Bauch herabfiel eine Zierde, die die Menschen mit ihren räudigen Ziegenbärten, welche kaum übers Kinn reichten, kaum zu verstehen vermochten (ganz zu schweigen von den Elfen, deren unbehaarte Gesichter glatt wie Kiesel waren!). Bran legte trotz des Goldes, trotz seiner Pelze und kostbaren Tücher nach wie vor seine gutmütige Miene und seine altgewohnten Manieren eines Wachpostens an den Tag. Und so lief er in Missachtung des Protokolls mit weit ausgebreiteten Armen auf den König zu.
    »Uther, mein Freund!«, sagte er und schlang ihm die Arme um die Taille. »Was für ein großer Tag! Ein wahrhaft großer Tag!«
    Zum ersten Mal seit dem Gespräch mit Frehir zeigte der König ein Lächeln, bezwungen von der Herzlichkeit seines Freundes; als würde er es bereuen, löste er sich jedoch ein wenig zu brüsk aus dessen Umarmung und machte ihm ein Zeichen, sich zu setzen, ohne die zwei Zwerge, die seine Gefolgschaft stellten, auch nur eines Blickes zu würdigen. Es war schwer zu sagen, ob sie Anstoß daran nahmen, so gleichgültig wirkten sie gegenüber allem außer dem goldenen Schwert, das funkelnd auf der bronzenen Tafel lag; sie trugen wie erwartet die gelangweilte, herablassende Miene zur Schau, die man von den zwergischen Würdenträgern gewohnt war. Ihr Alter dagegen war absolut ungewöhnlich. Der Ältere von beiden konnte nur knapp über die hundert sein, was jung war im Vergleich zu den gut dreihundert Jahren des alten Baldwin, des einstigen Königs unter dem Roten Berg, und wahrlich reichlich jung, um die Insignien eines Meisters der Steine zu tragen, wie die Zwerge ihre zauberkundigen Männer nannten. Sudri war in der Tat erst Novize, aber er war der einzige in die Magie der Minerale Eingeweihte, der dem Einsturz des Roten Berges entronnen war. Ebenso verhielt es sich mit dem dritten Zwerg, Onar, einem jungen Krieger mit einem kohlrabenschwarzen Bart und blitzenden Augen, der sich große Mühe gab, Schrecken erregend dreinzublicken.
    »Abt Illtud von Brennockl«, verkündete der Kämmerling.
    Einen vollkommeneren Kontrast hätte man sich nicht vorstellen können: Der Abt hatte zwar ebenfalls einen Bart, von einem ins Rötliche spielenden hellen Braun, doch weitere Ähnlichkeiten zwischen ihm und dem Zwerg, der vor ihm den Saal des Großen Rates betreten hatte, waren nicht auszumachen. Mit der schlichten grauen Kutte der Minoriten bekleidet, war er hager und aufrecht wie eine Buche, trug Tonsur und Kreuz, ohne die geringste Anwandlung von Vornehmheit,

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