Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen
Freundliches, und all den jungen Müttern, die wie Igraine gekommen waren, um ein fröhliches Fest zu feiern, und für die dies den ersten Ausgang nach der Entbindung darstellte, war angesichts dieses feierlichen Ernstes zumute, als schlösse sich eine kalte Hand um ihr Herz.
Nach dem Tedeum herrschte ein außergewöhnlich langes Schweigen, bis Illtud schließlich die Augen aufschlug und die Stufen vor dem Portal herunterstieg, um auf das Königspaar zuzugehen. Die Frauen, die gerade einem neuen Erdenbürger das Leben geschenkt hatten, besaßen traditionellerweise nicht das Recht, einen geweihten Ort zu betreten, so dass sich die gesamte Zeremonie zwangsläufig auf dem Kirchenvorplatz abspielen musste. Als er vor ihnen angelangt war, lächelte Illtud, dann nahm er dem König wortlos Artus aus dem Arm und empfahl ihn der Obhut seiner Mutter. Hinter ihm traten die Ältesten der Abtei auf die anderen jungen Väter zu und taten es Illtud gleich. Keiner von ihnen sprach ein Wort, was das Gefühl des Unbehagens, ja fast schon des Schreckens nur noch verstärkte, das von ihrer kleinen Schar ausging. Und doch erteilte Illtud ihnen Anweisungen, indem er sich der linguosi digiti, der Fingersprache, befleißigte, die damals in den Klöstern Usus war. Uther musste lächeln, als er ihn seinen Daumen in den Mund stecken sah, um die Babys darzustellen; dann zog der Abt mit dem Finger einen Strich zwischen den Augenbrauen Gebärde, die die Frauen symbolisierte -, formte mit Daumen, Zeigeund Mittelfinger einen Ring und malte als Letztes einen Kreis in seine Handfläche Zeichen, die keiner zu deuten verstand und bei denen den Anwesenden das Lächeln auf den Lippen gefror.
Uther, der sich unwohl fühlte, suchte nach einem Halt in seiner Nähe. Sein Blick begegnete dem von Léo de Grand, der auf der Tribüne saß. Sein Schwager war in religiösen Dingen jedoch ebenso wenig bewandert wie er, und seine mürrische Miene war Uther kein großer Trost. Hinter ihm saß ein kleiner Trupp Elfen, die in ihre von changierenden Glanzlichtern gesprenkelten Moirémântel gehüllt waren und die Köpfe senkten. Selbst der alte Gwydion blieb stumm, die Augen starr geradeaus gerichtet, ohne dass auf seinem faltigen Antlitz die geringste Regung zu lesen gewesen wäre. Dahinter hatte sich in einiger Entfernung die Stadtbevölkerung gleich einer graubraunen, dichten Hecke versammelt, und auch dort herrschte vollkommenes Schweigen.
In dieser Stille lag eine Kraft. Eine für Uther bis dahin ungeahnte Kraft, die sich eindeutig unterschied von dem wütenden Waffengerassel der Soldaten, von der göttlichen Macht des Pendragon, von jener Kriegsbegeisterung, die er selbst verkörpert und die gleich einer Woge das ganze Land erfasst hatte. Diese Hand voll schweigender Männer, die da schlotternd in ihren Bettelkutten standen, hatten die Menge zum Verstummen gebracht.
Mit langsamen Schritten geleiteten die Ordensbrüder die zum Teil noch geschwächten jungen Mütter die wenigen Stufen zu dem kleinen Platz vor dem Kirchenportal hinauf. Dann luden sie sie ein, um eine Gruppe Novizen niederzuknien, die eine Art großen Käfig aus Weidenruten verdeckten. So fest in ihre Windeln eingewickelt, dass sie sich kein bisschen mehr rühren konnten, weinten jetzt mehrere Babys zum Herzerweichen, und ihre kläglichen Schreie, unter denen Uther die seines Sohnes herauszuhören meinte, hatten es zur Erleichterung der Anwesenden vermocht, die durch die Zerknirschung der mönchischen Herzen entstandene Feierlichkeit ein wenig aufzulockern.
»Hört das Wort Gottes!«, rief plötzlich einer von ihnen mit lauter, beinahe gellender Stimme. »Auf die Knie, um das Wort Gottes zu vernehmen!«
Uther zögerte ebenso wie der Großteil der Zuschauer einen Moment, umso mehr, als für die Patres keinerlei Tribüne vorbereitet worden war und der Vorplatz nur noch eine einzige Schlammpfütze war. Dennoch kniete er nieder und beschmutzte sich dabei seine Beinlinge und seinen Mantel wie ein Bürgerlicher. Alle folgten seinem Beispiel und bewiesen Demut vor Gott. Mit Ausnahme der Elfen und Zwerge natürlich.
Der Prior trat zu einem Novizen hin, der ihm mit ausgestreckten Armen eine Bibel entgegenhielt, kniete nieder, um das heilige Buch zu küssen, und verlas den Text in der Alltagssprache:
»Wenn eine Frau niederkommt und einem Knaben das Leben schenkt, so bleibt sie sieben Tage unrein. Sie bleibt ebenso lange unrein wie in der Zeit ihrer Unreinheit infolge ihrer monatlichen Regel. Am
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