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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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ein derart raues Wesen brachte in seinem tiefsten Innern einen Damm zum Einbrechen, den er für solider gehalten hätte. Mit zusammengeschnürter Kehle wandte er eilig den Kopf zu dem schmalen Fenster des Krankensaals hin, doch das trübe Viereck grauen Himmels war ihm nicht der geringste Trost. Am anderen Ende des Raumes machten sich zwei Nonnen zwischen den Betten zu schaffen, beflissen, sie nicht zu stören. In dem Bemühen, sein Herz von der drückenden Last zu befreien, holte er tief Luft und rang sich erneut ein Lächeln ab.
    »Ich habe versucht, ihn zu retten«, murmelte er in seiner ungelenken Sprache. »Er hat nach mir gerufen ... Hat die Hände nach mir ausgestreckt ... Ich habe es nicht einmal geschafft, mich ihm zu nähern ...«
    Schließlich war es um Frehirs Beherrschung geschehen, und er vergrub sein Gesicht in den Händen; seine langen Haare fielen wie ein Vorhang herunter und verhüllten sein Antlitz, doch die Königin sah, dass seine breiten Schultern unter Weinkrämpfen zuckten. Zum ersten Mal in seinem Leben vergoss Frehir Tränen das erstickte Schluchzen eines verwundeten Tieres, das Antor und der Königin schier das Herz zerriss.
    Igraine ergriff eine seiner Hände, die neben ihren eigenen so mächtig und dunkel waren, und presste sie an ihre Lippen. Die schmalen Stoffstreifen, die ihr Brust und Bauch einengten, nahmen ihr den Atem, und ihre Guimpe würgte sie am Hals. Hastig befreite sie sich davon, riss die goldenen Haken auf, zerfetzte die kostbaren Stoffe und löste die Verschnürung ihres Obergewandes, bis sie sich endlich aller Fesseln entledigt hatte. Dann trocknete sie mit Hilfe ihres Schleiers Frehirs tränennasses Gesicht.
    »Uther wird ihn wiederfinden«, sagte sie. »Wenn er lebt, wird Uther ihn finden.«
    Der Barbar nickte stumm. Nach einer Weile schien er sich innerlich wieder gesammelt zu haben und sah sich verstohlen nach Antor um, verlegen, weil er sich vor einem Ritter des Königs so hatte gehen lassen. Der Kronvasall der Königin hatte sich jedoch ebenso diskret wie die Nonnen entfernt.
    »Die Dämonen«, nahm Igraine in sanftem Ton den Faden wieder auf, »zu wie vielen sind sie?«  
    Frehir schüttelte betrübt den Kopf.
    »Zu viele, als dass man sie zählen könnte«, erwiderte er. »Mehr, als es Zwerge unter dem Berg gibt... Mehr, als Bäume im Wald stehen ...«
    Die junge Königin sank langsam in ihren Stuhl zurück, zitternd vor Entsetzen.
    »Das also ist der Grund ...«
    Ja, das war es, was Uther den ganzen Tag über umgetrieben hatte ... Ein namenloses Grauen breitete sich über der Ebene der Menschen aus, und sie würden erneut zu den Waffen greifen müssen, wo doch das Königreich gerade erst von den Wunden des letzten Krieges genas. Sie sah wieder ihren Gemahl vor sich, wie er sich den lieben langen Tag den vorbeidefilierenden Vasallen gestellt hatte, den endlosen Reden beim Bankett und Illtuds Predigten, mit verschlossener Miene, aber nichtsdestoweniger Haltung wahrend, während die Gefahr womöglich schon auf ihrer Schwelle lauerte.
    »Frehir hat sie gesehen«, hob der Barbar wieder an. »Frehir hat Den-der-keinen-Namen-haben-darf gesehen...« (Er blickte flüchtig zu ihr hinüber und hob zögernd die Hand.) »Sein Gesicht war ... Er war ...«
    Igraine wartete, doch ihr Gegenüber schien von seinen schrecklichen Erinnerungen wie gelähmt. Vermutlich wäre es christlicher gewesen, bei ihm zu bleiben, für sein Seelenheil zu beten und dafür, dass sein geschundener Körper Ruhe fand, aber der Wunsch, Uther aufzusuchen, ihm nahe zu sein, mit ihm zu sprechen, ihn vielleicht sogar durch ihre bloße Anwesenheit zu unterstützen, war mächtiger als alles andere. Sie erhob sich und ging hinaus, ohne dass Frehir es zu bemerken schien.
    Noch ungehobelter als jeder andere Zwerg, hatte Bran nicht das Geringste von einem Diplomaten an sich. Sein Lächeln war bereits bei Uthers ersten Worten gefroren, und die Entrüstung hatte ihn zur Stunde völlig übermannt. Nervös nestelte er unter seinem Bart herum, knotete die Verschnürung seines Pelzmantels auf, die ihn halb erdrosselte, und als er merkte, dass sämtliche Blicke auf ihn gerichtet waren, rang er nach Worten, wobei es ihn beträchtliche Mühe kostete, etwas anderes herauszubringen als die Beschimpfungen, die ihm auf der Zunge lagen.
    »Der Rat...«
    Auf seiner Stirn standen Schweißperlen. Sudri beugte sich zum ihm hinüber, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern, doch er fauchte in dem kehligen Dialekt der Zwerge unter dem

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