Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen
kauerten mehrere Dutzend neben die Elfen hingeduckt, um voll Entsetzen diese Myriaden zu beobachten, die da vor dem Wald verteilt waren.
Als bereits schwarze Nachtwolken den Himmel verdunkelten, preschte eine Gruppe Kavalleristen zwischen die geordneten Reihen der Goblins, und wer nicht rasch genug auswich, wurde einfach von ihren Hufen zermalmt. Hinter ihnen fuhr, gezogen von einem langen Ochsengespann, ein riesiger Karren von der Größe eines Bauernhofes bis an die vorderste Linie der Truppen vor, auf dem eine gigantische Figur befestigt war. Es handelte sich um einen Riesen aus Holz und geflochtenem Stroh, der einem titanischen Käfig in Menschengestalt glich. Seine Gliedmaßen und sein grotesker Rumpf waren so breit und so hoch wie der Hauptturm einer Burg. Unter den Überlebenden des königlichen Heers gab es nur wenige, die begriffen, was da nahte, doch die Veteranen aus dem Zehnjährigen Krieg begannen vor Verzweiflung zu stöhnen, und die Jüngeren erschauerten vor Entsetzen, als sie deren verzerrte Gesichter sahen. Selbst die Elfen brachen ihr langes Schweigen, und ein erschrockenes Gemurmel erhob sich vom Waldrand her. Ein Name begann von Mund zu Mund zu gehen, bei dessen bloßer Erwähnung eine Woge der Angst ihre Reihen überflutete: wicker nith, der Weidenriese.
Eine lähmende Stille hatte sich auf die große Ebene herabgesenkt, welche bald schon vom entfernten Echo verzweifelter Schreie gestört wurde, die die Elfen und die Reisigen vor Grauen lähmte. Die Monster eilten aufgeregt zu Füßen des hölzernen Hünen hin und her, ein ungeordnetes Durcheinander, dessen Sinn und Zweck sie aus der Entfernung schwer ausmachen konnten. Doch dann wurden Leitern an seinen Beinen aufgestellt, an seinen Armen, am Körper, und sie waren bald beladen mit ganzen Trauben menschlicher Wesen. Unter den entgeisterten Blicken all derer, die am Waldrand versammelt waren, erklommen sie die Sprossen, angetrieben von den Lanzenstichen der Dämonen, die um den unteren Teil des Hünen versammelt waren, und stürzten sich einer nach dem anderen in den hölzernen Käfig. Das Schreckenerregendste war ihre Passivität. Natürlich brüllten die Unglücklichen vor Angst, als begriffen sie durchaus das grausame Los, das sie erwartete, doch kein Einziger von ihnen machte auch nur die geringsten Anstalten, sich zu verteidigen oder zu fliehen. Ihre Körper gehorchten ihnen, wahrscheinlich auf Grund irgendeiner List Dessen-der-keinen-Namen-haben-darf, nicht mehr länger. Auch einige Elfen befanden sich unter ihnen, vermutlich Jäger, die außerhalb des großen Waldes überrascht worden waren, doch die Mehrzahl waren Menschen: Soldaten, die noch die Farben des Königs oder auch der Herzogin Helled trugen, Bauern, Frauen und Kinder, die im Herzogtum von Sorgalles gefangen genommen worden waren. Ein schauriges Konzert markerschütternden Geheuls war zu hören, während sie einer auf den anderen fielen, auf diese Weise Gliedmaßen und Rumpf des Riesen füllten und diejenigen zerquetschten, die am Grund lagen. Und als der Letzte von ihnen in dem Gefängnis aus Weidenruten gelandet war, schlossen die Monster die Luken, um daraufhin zu den Füßen des Giganten einen Berg aus Reisigbündeln und Strohballen aufzuhäufen, den sie unter irren Freudenschreien in Brand steckten.
Keiner von denen, die diesem widerwärtigen Schauspiel beiwohnten, würde jemals das Schreckensgeheul und die Schmerzensschreie der Gefangenen vergessen können, die bei diesem entsetzlichen Ereignis bei lebendigem Leibe verbrannten, ebenso wenig wie den Schein der Flammen, der den Himmel bis weit hinauf erhellte, oder das Freudengejohle des Dämonenheers, das diesen makabren Scheiterhaufen mit Kriegsgesängen und wahnsinnigem Gebaren bejubelte.
Einige der Elfen entkamen, indem sie sich mit zugehaltenen Ohren in den Schutz des Waldes flüchteten. Andere pressten sich auf den Boden und vergruben ihr Gesicht in der Erde, um nichts mehr zu sehen und zu hören. Die Angst breitete sich in jedem von ihnen wie ein Gift aus, um ihren Körper und ihre Seele für immer zu zeichnen. Selbst Lliane fühlte sich bis ins Mark erstarren, und Tränen liefen ihr über die Wangen, ohne dass sie es überhaupt merkte. Vor allem die Schreie waren unerträglich. Diejenigen, die ganz zuletzt in dieses schauderhafte, glühende Gefängnis geworfen worden waren, flehten, man möge sie verschonen, und mühten sich verzweifelt, durch das Flechtwerk aus Zweigen zu entschlüpfen, doch sie schürften
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