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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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wiederherzustellen, die es vielleicht schon gar nicht mehr gibt. Das ist natürlich die Variante, die sich auf den ersten Blick aufdrängt, doch ich sehe dabei so viele Tote, dass es mich schaudert... Und in wessen Namen wird all das geschehen, hm? Im Namen der Göttin? Doch die Zwerge haben sich bereits seit langem von ihr abgewandt...«
    »Aus eben dem Grund sind sie auch besiegt worden«, stieß Morgane hervor, doch Myrrdin hörte nicht zu ...
    »Die Dämonen gehorchen nur noch Dem-der-keinen-Namen-haben-darf, und ich bezweifle, dass sie den Göttern dafür danken, dass sie sie mit nichts als Hass und Angst gesegnet haben. Was die Menschen anlangt, so glauben die meisten von ihnen nicht mehr an Dana und auch an keinen der alten Götter. Sie glauben an ein einziges Wesen, einen Gott mit Menschengesicht, der ihnen ähnlich ist und ihnen ein irdisches Paradies verspricht...«
    »Das ist doch lächerlich!«
    »Genau das habe ich auch gedacht... Aber deine Mutter hat seine Macht gestern Abend zu spüren bekommen ... Als die Dämonen Broceliande angegriffen haben, war sie der Pendragon, Uther war in ihr, und gemeinsam waren sie einem Gott ebenbürtig, stärker als die ganze Welt. Und dann hat eine unwiderstehliche Kraft sie, ohne dass sie es wollten, getrennt ... Auseinander gerissen, ja, das wäre das treffende Wort. Und nun sind sie einander ferner, als es je zwei Liebende waren; das macht mir Angst...«
    Er drang tiefer in das hohe Gras der heiligen Insel vor und sprach plötzlich zu sich allein, denn Morgane war stehen geblieben und sah mit tränenverschleiertem Blick zu, wie er sich entfernte.
    »Und so sieht die andere Variante aus«, fuhr Myrrdin fort, der gar nicht bemerkte, dass sie ihm nicht mehr folgte. »Eines Tages wird ein einziges Volk alle vier Talismane in Händen halten. Und es wird schließlich Frieden dort herrschen, Harmonie, denn ein einziges Volk kann sich nicht selbst den Krieg erklären, nicht wahr? Die Menschen wissen es noch nicht, aber sie haben sich bereits geändert. Der Geist der Zwerge steckt in ihnen ... Sie glauben, sie sind siegreich als Menschen, und dabei sind sie zu einer anderen Rasse geworden, die vielleicht bald ebenso viel Zwergenhaftes wie Menschliches an sich hat. Ich sehe eine Welt, in der die vier Talismane an einem Ort versammelt sind, in der ein einziges Volk die Erde bevölkert, weder ein Volk von Menschen noch von Elfen noch Zwergen oder Monstern, sondern alles zugleich ... Ein Volk, das ebenso hochmütig und ebenso stur ist wie die Menschen, mächtig und grausam wie die Dämonen, fleißig, aber goldgierig wie die Zwerge und die Anmut und Frostigkeit der Elfen besitzt ... Sämtliche Fehler und sämtliche Qualitäten von jedem der vier Tuatha De Dannan ... Und du wirst ihre Königin sein, genau wie Gwydion es prophezeit hat.«
    Er drehte sich nach Morgane um, konnte sie nicht entdecken und verzichtete darauf, sie zu suchen, völlig in den Bann geschlagen von seiner Vision. »Eine einzige Erde, ein einziges Volk, ein einziger Gott ...« Das von der Kirche der Mönche verkündete Kredo erhielt auf diese Weise eine neue Bedeutung, die vermutlich ziemlich weit von ihrer anfänglichen Vorstellung entfernt war, aber mit einem Mal so offensichtlich schien, dass sich Merlin, zum ersten Mal in seinem Leben, von Freude überwältigt fühlte und zu lachen begann, offen heraus und aus vollem Halse. Und von einer plötzlichen Eingebung getrieben, begann er, in Richtung Ufer zu laufen, zu der Barke, die ihn zu Lliane bringen würde.
    Im Herzen des Waldes waren die Bäume so hoch, dass ihr Blätterdach das Unterholz in ein bedrückendes Halbdunkel tauchte, besonders wenn die Sonne sich nicht zeigte. Eben dort waren die mächtigsten Eichen des Königreichs von Eliande gewachsen, von denen viele schon mehrere hundert Jahre alt waren und stolz in der Mitte einer Lichtung aufragten, die sie mit ihrem ausladenden Geäst überschatteten, so dass um sie herum die jungen Eichenoder Kastanienschösslinge nicht über die Höhe eines Jungwaldes hinaus gediehen. Diese Bäume waren hart wie Eisen, hoch wie die Berge der Zwerge, und ihre Laubkronen formten eine gigantische Kuppel, unter der ganze Familien Unterschlupf finden konnten. Die Elfen verehrten sie ebenso wie die Götter, kamen, um mit ihnen zu reden, und schmückten sie mit Blumenketten, als Dankopfer dafür, dass die Bäume sie schützten. Einige hatten mehrere Klafter über dem Boden Hütten in ihre Zweige hineingebaut und ernährten sich

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