Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
Vom Netzwerk:
sich nur blutig bei dem Versuch, den Flammen zu entrinnen, während die Unglücklichen weiter unten sich unter den Höllenqualen krümmten. Ein solcher Horror war nicht auszuhalten. Man musste ...
    »Das Grauen ist ihre Waffe. Die Verbreitung von Furcht ihre Stärke ...«
    Lliane riss sich brüsk los von dem Arm, der sie festhielt, doch als sie den alten Gwydion erkannte, beruhigte sie sich. Sie hatte bereits Orcomhiela aus seiner Hülle gezogen, die Dämonengeißel, ihren sagenumwobenen Dolch, und wäre vermutlich Hals über Kopf zum Angriff übergegangen, um auf diese Weise das gesamte Volk aus den Wäldern in einen sicheren Tod mitzureißen, wenn er sie nicht aufgehalten hätte.
    Der alte Druide ergriff ihre Hand, dann nahm er mit der anderen die des jungen Lleu LLaw Gyffes, seines Lehrlings, der wiederum einer jungen eifischen Kriegerin mit schreckgeweitetem Blick die andere Hand reichte. Und so entstand eine riesige Kette entlang des Waldrains. Dann schloss Gwydion die Augen, um das >Teinm laeda< zu vollziehen, und stimmte nach dem rituellen Kauen des Baummarks den >Gesang der Erleuchtung< an, eine der mächtigsten druidischen Beschwörungsformeln, worauf alle mit ihm in das Lied des Sidh einfielen, um den Seelen der Gemarterten zum Frieden zu verhelfen.
    Komm mit mir
    Ins phantastische Land der Musik.
    Dort gleicht das Haar der Blütenkrone der Schlüsselblume; Und der glatte Körper besitzt die Farbe von Schnee.
    Dort ist uns nichts mehr zu Eigen,
    Die Zähne sind weiß und die Brauen schwarz;
    Eine Augenweide sind die Myriaden,
    Jede Wange hat die Farbe von Fingerhut,
    Die Hälse sind vom Purpur des Goldlacks;
    Von einem wunderbaren Land erzähl ich dir hier.
    Die Jugend weicht nicht vor dem Alter.
    Lauwarme Flüsse durchströmen das Land,
    Aus Met und den erlesensten Weinen.
    Schön und makellos ist das Dasein in jenen Gefilden:
    Man empfängt ohne Sünde noch Fehltritt.
    Wir sehen jeden, überall,
    Und keiner vermag uns zu sehen. 6
    Sie sangen so bis zum Einbruch der Nacht, bis der Riese aus Weidenruten schon längst in einem Meer aus Flammen zu Asche zerfallen war. Und als nur noch Glut übrig war, die einen unheilvollen Schein auf den finster gewordenen Himmel warf, trat das Heer der Dämonen den Rückzug an und ließ einzig die schauerlichen Spuren seiner bestialischen Tat zurück.
     

»Eine einzige Erde ...«
      
    Sie saß am Rande des Wassers, das Kinn in die Hände gestützt, und war so tief in Gedanken versunken, dass sie Myrrdin scheinbar nicht kommen hörte.
    »Du träumst, kleines Blatt«, murmelte er.
    Doch Morgane zuckte nicht etwa zusammen, ja, sie drehte sich nicht einmal nach ihm um. Falls er geglaubt hatte, sie zu überraschen, so war dies misslungen ...
    »Nein«, sagte sie. »Ich dachte an dich ... Und das hatte nichts von einem Traum.«
    »Vielen Dank ...«
    »Ich fragte mich, ob auch ich einen derartigen Lärm verursache beim Gehen, da wir immerhin derselben Rasse angehören.«
    Der Kindmann schmunzelte, dann zog er schicksalsergeben die Brauen hoch und ließ sich neben ihr nieder, allerdings ein Stück weiter vom Ufer entfernt, um seine Beinlinge nicht nass zu machen.
    »Die Menschen behaupten aber, dass man mich niemals kommen höre und auch nie wisse, wo ich mich gerade aufhalte ...«
    »Dann müssen die Menschen taub sein. Ich werde das künftig zu bedenken haben ...«
    Das kleine Mädchen sah schelmisch zu ihm hinüber, das Gesicht eingerahmt von leicht gewelltem, kastanienbraunem Haar. Ihre grünen Augen funkelten im Sonnenschein wie Sma ragde und stachen scharf von ihrem bleichen Teint ab. Abgesehen von dieser eigentümlichen Augenfarbe, ihrer übernatürlichen Blässe und ihren spitz zulaufenden Ohren, die sie nach Belieben ausrichten konnte, ähnelte sie mehr einem menschlichen Wesen als einer Elfe. Eher Uther als Lliane ...
    »Myrrdin, ich möchte, dass du mir all deine Zaubertricks beibringst«, bat sie mit einem betörenden Lächeln.
    »Meine Zaubertricks? ... Nun bist du es aber, die wie ein Mensch spricht, Morgane. Es gibt keine Magie, weißt du. Was du als Zaubertricks bezeichnest, ist reine Augenwischerei, und für die Menschen reicht das vollkommen. Doch die Kunde von Bäumen, Wind und Steinen bedeutet eine unermessliche Macht, die auch du dir noch aneignen wirst, wenn du groß bist.«
    »Aber ich bin groß.«
    Myrrdin betrachtete sie erneut. Sie war binnen weniger Wochen noch weiter in die Höhe geschossen und hatte nun bereits beinahe ihre endgültige Gestalt.

Weitere Kostenlose Bücher