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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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Klagen ihres Volkes einbrachte. Und was hätte sie anderes tun können, als ihnen Recht zu geben?
    »Ich meinte, richtig zu handeln«, murmelte sie mit gebrochener Stimme, so schwach, dass keiner es hörte.
    Myrrdin, der reglos im Schatten des Laubwerks stand, begann, ganz leise zu weinen. Die anderen blickten verstohlen zu ihm hinüber, besorgt und verlegen über seine Tränen. Die Elfen weinten nur, wenn sie Schmerzen hatten, körperliche Schmerzen, und keiner verstand, was ihm solchen Schmerz bereiten mochte. Lliane, die sich unter dem Blick ihres Volkes so aufrecht wie möglich hielt, kehrte unter das Blätterdach zurück, sah die Tränen des jungen Druiden und verspürte eine Beklemmung, ein bedrückendes Gefühl, das ihr fast den Atem nahm. Sie empfand nicht etwa Zorn, auch keine Müdigkeit, sondern ein neues, grauenvolles Gefühl, das sie völlig beherrschte, von dem sich ihr die Kehle zusammenschnürte und ihre Augen brannten. Und als Myrrdin sie so sah, den Tränen nahe wie eine Menschenfrau, fasste er sie sanft bei der Schulter und zog sie von der Lichtung fort.
     
    Als sie sich, gefolgt von Bran und den Zwergen, die sie bis dorthin begleitet hatten, entfernten, stieg der Nebel auf, und die Elfen packte die Angst. Der Dunst war nicht von dieser Welt. Allein die Götter vermochten ihn über die Erdoberfläche zu breiten und Bäume, Gewässer und Lebewesen mit einem einheitlichen undurchsichtigen und eisigen Schleier zu überziehen. Dies war ein Zeichen, das keiner ignorieren konnte. Da sprang Dorian, aus Furcht, der Reif könne ihn für immer von seiner Schwester trennen, auf und rannte hinter ihr her. Kevin, der wie üblich nichts sagte und sich auch nie hetzte, hob seinen Bogen auf und folgte ihm, ohne diejenigen, die blieben, auch nur eines Blickes zu würdigen. Vermutlich zauderten sie alle, denn die Traurigkeit der Königin schlug ihnen schwer aufs Gemüt. Einige erhoben sich, doch Arme hielten sie zurück. Es hatte schon genug Tote gegeben ...
    Nur Till nahm noch ihre Verfolgung auf.
     
     

Kab-Bag
      
    Es schneite bereits seit einigen Tagen, und allmählich blieben die ersten Flocken auf dem vom Frost gehärteten Boden liegen. So weit das Auge reichte, war die gleiche
    graugrüne Landschaft zu sehen, die gleichen weiß getupften Hügel, deren Silhouette einzig hier und da von dürrem, verkrüppeltem Gehölz aufgelockert wurde, die gleiche winterliche Trostiosigkeit. Im Osten stiegen allerdings senkrechte blauschwarze Rauchfahnen in den grauen Himmel auf, die direkt aus der Erde zu entweichen schienen und eine bleierne Schicht über der Stadt bildeten. Wie ein Brunnenschacht auf freiem Feld ausgehoben, war die unterirdische Stadt der Gnomen unter gewöhnlichen Umständen schwer auszumachen, doch man hätte blind sein müssen, um in der verschneiten Landschaft eine solche Unzahl von Lagerfeuern zu übersehen. Die Dämonenarmee hatte ihre Winterlager in und um Kab-Bag herum aufgeschlagen und gab sich keinerlei Mühe, sich zu verstecken. Nicht einmal die, sich zu verteidigen, denn sie hatte lediglich eine düstere Schutzwand aus Brombeerranken und Gestrüpp am Rande ihres riesigen Feldlagers errichtet.
    Wer hätte schon die Verrücktheit besessen, diese riesige Meute anzugreifen? Die Wölfe, die von ihrem Herrn vom Armeedienst freigestellt worden waren, streiften in Rudeln im Umkreis von Meilen herum, und die Menschen, die das Glück hatten, noch am Leben zu sein, hatten Höfe und Dörfer verlassen, um in den Schutz von Loth zu gelangen wobei sie häufig ihr Vieh den Krallen und Reißzähnen der Bestien preisgegeben hatten.
    Von den Trollen hatten ebenfalls die meisten der Armee den Rücken gekehrt, um sich wieder in die Marken zurückzubegeben, doch die restlichen Kontingente des Dämonenheers, Kobolde, Orks, Ghouls und Oger, waren ebenso wie eine unaufhörlich wachsende Schar von Söldnern aller Art Straßenräuber, abtrünnige Graue Elfen und Zwerge vom Schwarzen Berg zu Tausenden dort geblieben und drängten sich rund um Kab-Bag. Gigantische Feuer waren entzündet worden, die ganze Schichten von Glut verschlangen, über der Rinder, Esel oder Lämmer gebraten wurden all das, was das einstmals reiche Land an essbarem Fleisch zu bieten hatte.
    Die gefrorene Erde hatte sich unter diesem riesigen Flammenherd rasch erwärmt, und das Lager war nur noch ein einziges, Ekel erregendes Schlammfeld, übersät von Unrat und stinkenden Gerippen, über denen finster die Raben schwebten. Sich selbst überlassen,

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