Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen
sie erneut abwehren, wie gestern, denn das Einzige, was augenblicklich zählt, ist, das Land von Eliande zu retten, durch die Kraft der Bäume und die Magie der Königin!«
Lliane, die gegen die Rinde einer gigantischen Eiche gelehnt stand, zuckte zusammen, als sie sich so unvermittelt von dem angesprochen hörte, der einst ihr Gemahl gewesen war. Sie reckte den Hals, um ihn zu sehen, aber Llandon hatte sich wieder auf seinen Baumstumpf gesetzt, überschüttet von Beifallsbekundungen, in die sich Hurrarufe mischten, die niemand anderem als ihr selbst galten. Mit einem raschen Blick streifte die Königin die kleine Gruppe seiner Begleiter, die teilweise im Halbschatten des Baumes verborgen standen. Als ihre Blicke sich begegneten, wandte Dorian wie immer für einen kurzen Moment die Augen ab, bevor er sich wieder fasste. Hinter ihm die kleine Schar seiner Getreuen, Kevin, der Bogenschütze, Hamlin, der Minnesänger, Lilian, der Jongleur, und sogar Till, der Spurensucher, ein Grüner Elf von geringem Wuchs, dessen weißer Falke sich auf die unteren Zweige der Eiche gesetzt hatte. Der geschwächte Gwydion wurde noch immer von diesem jungen Wilden gestützt, den er zu seinem Ollamh gemacht hatte und der ihr einen schneidenden Blick zuwarf, dessen Bedeutung sie nicht verstand. Myrrdin, der sein übliches Lächeln zur Schau trug, stand, den Blick in unbestimmte Ferne gerichtet, an einen Baumstamm gelehnt, in seinem dunkelblauen Gewand, das kaum von der schwarzen Rinde zu unterscheiden war, so dass sein Gesicht frei im Raum zu schweben schien. Und neben ihm schließlich, wie immer von seinen zwei Ratgebern begleitet, das Wesen, das am wenigsten in diese Versammlung passte und dessen Anwesenheit unter dem Wald an sich schon ein Sakrileg war. Einem plötzlichen Entschluss folgend, ging sie zu ihm hinüber, packte ihn am Arm und riss ihn trotz seines Widerstandes von seinen Gefährten fort, um ihn mitten ins Licht zu zerren, bis in das Zentrum des von den Elfen gebildeten Kreises.
Auf Grund seiner geringen Größe und weil zahlreiche Elfen aufgesprungen waren, sobald sie ihn erblickt hatten, bedurfte es einer gewissen Zeit, bis jeder begriffen hatte, was vor sich ging. Die Königin war da. Sie würde sprechen. Und es befand sich j emand an ihrer Seite. Klein, so rund wie ein Fass. Ein Zwerg, bärtig und mit flammend rotem Haar wie Herbstlaub. Bran.
Als die Elfen begriffen, dass ein Zwerg, und obendrein noch ein Prinz, es gewagt hatte, in den ältesten Teil des Hochwaldes von Broceliande vorzudringen, lief eine Woge mörderischen Zorns durch die Anwesenden, die so heftig war, dass selbst Lliane in dem Gedränge angerempelt wurde. Sie erhob ihre Stimme, bis sie den Tumult übertönte.
»Aeghwylc aelfseon mid argorr aetheling! Hael hlystan!«
Sie wichen zurück, verblüfft und kleinlaut, so dass um die Königin und den zu Boden geworfenen Zwerg, der halb bewusstlos war von den Schlägen, ein freier Platz entstand.
»Schande über euch, die ihr das Gesetz der Gastfreundschaft missachtet!«, brüllte sie in gebieterischem Ton. »Prinz Bran und sein Gefolge sind von Gwydion und meinem Bruder, dem Prinzen Dorian, hierher geführt worden! Behandelt ihn mit Respekt, und dass sich fortan keiner mehr unterstehe, die Hand gegen ihn zu erheben!«
»Schenkt der Königin Gehör!«, ertönte die Stimme des alten Druiden hinter ihr. »Setzt euch, alle!«
Da zogen sich die Elfen zurück, schlugen die Augen nieder, nach wie vor schäumend vor Entrüstung, doch sie wagten es nicht länger, gegen ihre Herrscherin aufzubegehren.
»Zahmes Volk der Bäume, leiht mir euer Ohr«, hob sie an. »Prinz Bran ist der letzte Regent in den Königreichen unter dem Berg. Genau wie wir hat er unter der Selbstgefälligkeit der Menschen zu leiden gehabt, und das ist der Grund dafür, dass wir ihn im Wald aufgenommen haben. Welches Unrecht uns die Zwerge in der Vergangenheit auch immer angetan haben mögen, diesen Krieg haben sie nicht gewollt, und sie sind seine ersten Opfer. Im Namen des Zwerges Credne, der nach der Schlacht von Mag Tured den silbernen Arm des Gottes Nudd geschmiedet hat, verschließt euer Herz nicht vor seinen Worten ...«
Bran war der Sprache der Elfen nicht mächtig und hatte nicht eine Silbe von dem verstanden, was sie da gesprochen hatten. Er hatte sich erhoben, verstört, Bart und Haare zerzaust, mit wütender Miene. Plötzlich waren alle Blicke auf ihn geheftet, und sie waren wahrlich nicht besonders freundlich, so dass sie ihm
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