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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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war der Umstand, dass sie nicht einmal für das schwächste Königreich eine Bedrohung darstellten. Streitlustige, aufgeplusterte Winzlinge, die meisten von ihnen dumm und verlogen, hatten sie sich zu Clans zusammengeschlossen, die sie Allianzen nannten, und da sie vom Bauhandwerk nichts verstanden, hatten sie mit der Verbissenheit von wilden Tieren begonnen, den Boden aufzugraben, wobei sie sich, wenn es nötig gewesen wäre, bis zur Mitte der Erde vorgearbeitet hätten. Im ganzen Königreich, von Bag-Mor im Westen bis nach HaBag, Kab-Bag und den Höhlenbauten an der Nordküste, waren die gnomischen Allianzen zu Handelszentren geworden, die den gesamten illegalen Warenverkehr protegierten und die Kleinkrämer aus aller Welt anzogen; darüber hinaus hatten sie bald schon Dieben, Mördern und Hehlern aller Rassen Zuflucht geboten, die dort gänzlich unbehelligt lebten. Die Gnomenwehr paradierte in den kleinen Sträßchen und erhob Steuern auf alles, was auch nur ansatzweise einem Warentisch ähnelte, doch die wahre Macht war sicherlich nicht im Palast ihres Sheriffs angesiedelt. In Kab-Bag führte genau wie andernorts kein anderer als die Gilde, die mächtige Bruderschaft der Diebe und Mörder, das Regiment. Diejenigen, welche die ungeschriebenen Gesetze der Stadt durchschaut hatten, konnten dort florierende Geschäfte betreiben, ein neues Leben beginnen, untertauchen oder ein Vermögen in erdrückend prunkvollen Spielhöllen durchbringen natürlich unter der Bedingung, ihren Anteil an die Gilde zu bezahlen, die im Gegenzug eine hinlänglich abschreckende Garde aus Söldnern Stellung beziehen ließ. Und die Gnomen, die rastlos wie die Ameisen in ihren unergründlichen Schächten umherwieselten, entfalteten darüber eine unaufhörliche hektische Betriebsamkeit, kauften alles, verkauften noch mehr, Spezereien, Sklaven, Waffen und Pferde, und horteten unnütze Reichtümer in ihren Käffern, die sie niemals verließen.
    Kab-Bag war nicht ihre einzige Stadt, doch es war ohne jeden Zweifel die größte das heißt die tiefste -, die nahezu eine Meile unter die Erdoberfläche hinabreichte in einem Labyrinth aus Gängen und Tunneln, die rund um einen gigantischen Schacht in der Mitte in die Erde getrieben waren, welcher seinerseits von Brücken und Terrassen durchsetzt war, auf denen sich die prunkvollsten Paläste erhoben. Die Hauptstraße, die verstopft war von schmalen Stegen, Verkaufsständen und Tavernen, zwischen denen sich mit Waren beladene Karawanen hindurchschlängelten, schraubte sich wie eine Spirale in die Unterstadt hinab, bis an jenen Ort, an den nur selten Sonne und frische Luft vordrangen, zu einem Viertel, das so düster war, dass seine Bewohner es Scäth nannten Schattenreich -, was auch die Bezeichnung für das Reich der Toten war. Eben dort hatte die Gilde ihr Heiligtum errichtet, so tief im stickigen Dunkel eines undurchdringlichen Gassengewirrs versenkt, dass selbst die Dämonen nicht bis dort hinabgestiegen waren.
    Keine Mauer, keine Palisadenwand markierte den Eingang zur Schattenstadt. Es gab nur einen Pfosten, einen einfachen Pfahl, in den die Rune von Beorn ein dreiarmiger Baum geritzt war und der hinter einer Wegbiegung in die Erde gerammt war. Doch das genügte, um jedermann zum Rückzug zu bewegen, es sei denn, er hätte einen guten Grund, dort hineinzugehen.
    Nach dem Tode des Seneschalls und Herzogs Gorlois, des Mannes, der die Gilde der Diebe und Mörder organisiert hatte, um daraus ein Machtinstrument zu machen, war die alte Mahault de Scäth zu ihrem Oberhaupt bestimmt worden. Doch die Folgen des Krieges, der schon seit zwei Jahren im Land von Logres wütete, hatten der Macht der Gilde weit mehr geschadet, als es eine ganze Armee königlicher Bogenschützen vermocht hätte. Es gab nicht mehr so viel Gold, seit die Zwerge ihre Berge zum Einsturz gebracht hatten, und auch keine Transporte mehr quer über die Ebenen, wo man doch jeden Augenblick Gefahr lief, von Elfen, Zwergen oder Gorlois’ Männern überfallen zu werden; und es gab niemand mehr, den man hätte umbringen können, da so viele Leute schon von alleine starben.
    Mit ihrem Hofstaat aus Eunuchen, Hofschranzen und Mördern in ihrem unterirdischen Palast verkrochen, umfangen von der stickigen Hitze der Glut und dem betäubenden Duft des Weihrauchs, den man dort unablässig verbrannte, um den muffigen Geruch der von der Unterstadt hereinsickernden Abwässer zu übertünchen, hatte Mahault Angst. Sie war so alt, so reich und so

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