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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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hässlich von geradezu unsäglicher Hässlichkeit, weiß und aufgeschwemmt, fettleibig und mit Pusteln übersät -, dass sie abgesehen von regelmäßigen Mahlzeiten nicht mehr viel vom Leben erwartete. Doch in der unheilvollen Stille, die sich so jäh auf die Stadt herabgesenkt hatte, war der Gestank des Todes bis zu ihr vorgedrungen. In Kab-Bag war es ruhig geworden, seit die Dämonen die Stadt umzingelt hatten, und das gewohnte Stimmengewirr war einer lähmenden Stille gewichen, die nur dann und wann von entsetzlichen Schreien durchbrochen wurde, wenn ein Gnom als Spielzeug für ihre Gräuel herhalten musste. Von ihrem Turm, dem einzigen steinernen Bauwerk des ganzen Viertels, der einen Blick über gänzlich baufällige Hütten bot, die rundum zusammengepfercht standen, blickte sie durch eine dreckverschmierte Dachluke und suchte mit den Augen den unerreichbaren, grauen Himmel hoch oben ab. Und da, in eben jenem Moment, vernahm sie das Signal.
    Mahault konnte schon seit langem nicht mehr laufen. Sie war derart fettleibig ganz zu schweigen von dem Schmuck, den Pelzen und den schweren golddurchwirkten Brokatstoffen, von denen sie mehrere Schichten übereinander trug dass ihre Beine sie keinesfalls mehr zu tragen vermochten. Doch der Ruf war so dringlich, dass sie einige Schritte machte, bevor sie zusammenbrach. Vermutlich wäre sie gleich einer riesigen Schnecke weitergekrochen und hätte eine Spur von aus ihren Gewändern herausgerissenen Goldfäden hinterlassen, wenn ihre Diener sie nicht aufgehoben und auf ihren Stuhl gehievt hätten. Von dem Sturz war sie noch eine Weile benommen, immerhin so lange, dass ihre Höflinge um sie zusammenliefen und zutiefst erschütterte Gesichter machten, die durchaus nicht nur geheuchelt waren. Die Furcht hatte sich bis ins Schattenreich ausgebreitet, und dieser ganze erbärmliche Hofstaat aus Mördern und Dirnen klammerte sich verzweifelt an die Hoffnung, dass Mahault mächtig sei, ohne zu begreifen, dass die Gilde gegenüber dem Unnennbaren ein Nichts war. Endlich kam sie wieder zu sich, ein Bild des Jammers mit ihrer herabgerutschten bestickten Haube, die einen kahlen, von vereinzelten flachsblonden Haarsträhnen überzogenen Schä del enthüllte, und sie sah mit vollkommen ausdruckslosem Blick in die Runde.
    »Der Meister ruft mich«, sagte sie schlicht.
    Auf halber Höhe von Kab-Bag auf eine gigantische Plattform hingebaut, welche zu beiden Seiten des Schachtes von einem Bogenwerk aus Pfeilern getragen wurde, ähnelte der Palast des Sheriffs Tarot der Karikatur einer Burg, die überladen war mit unnützen Türmen, Zinnen und Hürden. Immerhin hatte man von dort einen guten Blick über die Stadt. Zudem war die Luft, die man an diesem Ort atmete, einigermaßen frisch. Binnen weniger Stunden hatte ein Trupp Goblins das Innere verwüstet und eine ausgehöhlte Ruine zurückgelassen, indem sie Vorhänge und Wandbespannungen heruntergerissen, Mauern herausgeschlagen sowie die Decken über eine Höhe von zwei Stockwerken hinweg zum Einsturz gebracht hatten, bis an der Stelle ein hinlänglich großer Saal entstanden war. Dort hatte der Schwarze Herr sein Quartier aufgeschlagen.
    Irgendwo in der am Ende des Raumes zusammengepferchten Menschenmenge, hinter zwei reglosen Reihen von Elitesoldaten, stand Tarot zwischen den Trümmern seines Palasts und schluchzte still vor sich. Von seinen Samtund Seidenstoffen, seinen erlesenen Skulpturen und bestickten Wandbehängen war nur noch ein Haufen Schutt und Asche zurückgeblieben. Der Saal war kahl und düster wie eine Grotte, erhellt von in die Mauer gerammten Fackeln, die einen flackernden Schein auf die Steinplatten warfen. Er, der einst zumindest nach außen hin über die reichste gnomische Allianz im Lande von Logres geherrscht hatte, war nun dazu verdammt, eingepfercht wie all die anderen lästigen Bittsteller dort zu warten, dass der Meister ihm Audienz gewährte. Doch zumindest war er am Leben, was in diesen Zeiten zu einem unschätzbaren Luxus geworden war.
    Tarot war zu klein, um auch nur hoffen zu dürfen, ihn hin ter den Reihen der Goblins zu erspähen, und doch fühlte er die Gegenwart Dessen-der-keinen-Namen-haben-darf. Während er mit Entsetzen Bilanz gezogen hatte, was von seinem Palast noch übrig war, hatte er mit Müh und Not einen von riesigen rot glühenden Kohlenbecken eingerahmten Thron erkennen können, der bewacht wurde von erschreckend großen Dämonen, die völlig unter ihren schwarzen Umhängen verschwanden ... Als er

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