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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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dem Thron aufgestellt waren, all das verursachte ihm eine solche Übelkeit, dass seine gedrungenen Beine ihn nicht länger trugen und er einzig dank des dichten Gedrängels aufrecht stehen blieb, in dem sie alle eingezwängt waren.
    Die Audienz begann jedoch, und sein Name wurde als erster aufgerufen.
    Die Sinne vernebelt von dem Gräuel, dem er soeben beigewohnt hatte, hörte Tarot es gar nicht. Ein paar seiner Untergebenen mussten ihn nach vorne schieben, bis er gegen die Gobelinwachen stolperte und daraufhin endlich zur Besinnung kam. Als er schließlich begriff, dass er aufgerufen worden war, wäre er wiederum fast in Ohnmacht gefallen, doch die Gardisten traten zur Seite, packten ihn an seinem Überwurf und schleuderten ihn auf die Bodenplatten wie ein Bündel Schmutzwäsche. Der Gnom erhob sich umgehend wieder, von dieser Behandlung, wie sie allenfalls einem Bettler gebührte, zutiefst in seiner Ehre gekränkt. Seine Entrüstung verlieh ihm zumindest zeitweilig neuen Mut, und er wagte sich ein Stück vor.
    Reglos wie eine Statue sah Der-der-keinen-Namen-habendarf zu, wie der Sheriff Schritt für Schritt auf ihn zukam, und ergötzte sich an seiner wachsenden Angst. Kein anderer Herrscher hätte geduldet, dass sich ein Bittsteller so langsam näherte und so viel Zeit vergeudete, um die wenigen Klafter, die sie voneinander trennten, zu überwinden, doch die Monster nährten sich in weit höherem Maße von der Furcht als von Wasser oder Brot, und der Terror war fester Bestandteil ihrer höfischen Etikette. Tarot spürte, wie seine Kräfte mit jedem Schritt schwanden, doch er strebte unvermindert auf den Unnennbaren zu, fasziniert und zitternd zugleich, während er sich im Geiste wieder und wieder die einzige Frage vorsagte, die er stellen wollte. Seine Augen traten beinahe aus ihren Höhlen, und sein Blick wanderte immer wieder von den riesenhaften Wachen zu der hochmütigen Gestalt des Prinzen Maheloas, streifte, ohne dass er es gewagt hätte, diesen anzuschauen, den Thron des Herrn, und blieb schließlich an dem blutbespritzten Kessel und dem scheußlichen Haufen aus den erbärmlichen Opfern ihrer aberwitzigen Riten haften.
    »Du bist nahe genug«, erklärte mit einem Mal der Prinz in dem düsteren Harnisch, ohne auch nur den Kopf zu ihm umzuwenden. »Stell deine Frage.«
    Mit schweißüberströmtem Gesicht, außer Atem und am Rande einer Ohnmacht hob Tarot den Blick zu dem Schwarzen Herrn. Man sah von ihm einzig den düsteren Umriss seines Samtgewandes, das im Schein der Glut rötlich schimmerte, er hatte eine riesige Kapuze über den Kopf gezogen, reglos, unbewegt wie ein stehendes Gewässer. Allein die langen, grauen Hände waren zu sehen, die an jedem oder fast jedem Finger mit prunkvollen Ringen aller Art geschmückt waren. Doch in diesen Händen pulste keinerlei Leben, nicht das geringste Beben ... Sie waren starr wie die eines Toten ...
    »Herr, ich bin hier, da Ihr mich zu Euch gerufen habt«, stammelte er.
    »Stell deine Frage!«, zeterte Maheloas.
    »Mein Sohn ...«
    Der Gnom konnte nicht umhin, ein weiteres Mal zu dem Kessel und den blutleeren Leichen hinüberzuschielen. Es war nun drei Jahre her, dass die Goblins den Palast gestürmt und seinen Erstgeborenen entführt hatten. Dann war ihm eine Nachricht zugekommen, die besagte, man würde ihn ihm gegen gewisse Gefälligkeiten zurückgeben. Er musste gegenwärtig in etwa das Alter der Kinder haben, denen man da gerade die Bäuche aufgeschlitzt hatte ... Er gab jegliche Haltung auf, fing unvermittelt an zu schluchzen und fiel auf die Knie.
    »Mein Sohn ... Habt Ihr ihn ...«
    »Das also war es?«, lachte der Prinz höhnisch. »Da sei unbesorgt, Sire Tarot. Dein Sohn ist noch immer am Leben.«
    »Aber ... diese Kinder hier ...«
    »Gab es irgendetwas, was dein Missfallen erregt hat, Gnom?«
    »Herr, vergebt mir ... Doch Ihr habt nichts zu befürchten. Wir haben nicht die Waffen gegen Euch erhoben. Ich habe Euch sogar meinen eigenen Palast angeboten. Ihr wisst, dass wir nichts unternehmen werden, was Euch zum Schaden gereichen könnte ... Gebt mir meinen Sohn zurück, ich flehe Euch an.«
    Prinz Maheloas ließ sich das erste Mal dazu herab, sich zu ihm umzuwenden. Sein bleiches Gesicht wurde von einem amüsierten Grinsen verzerrt.
    »Du hast also nicht die Waffen gegen uns erhoben, was? Wie liebenswürdig von dir ... War das dein ganzes Gesuch, Gnom?«
    Tarot schüttelte den Kopf. Neben den riesigen Kohlenbecken rann ihm inzwischen der Schweiß in Bächen

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