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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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zur Stunde wieder daran dachte, hätte er kaum zu sagen vermocht, ob der Meister bereits da gewesen war, als er hereinkam, oder ob er gewartet hatte, bis sich die Türen zwei gigantische Flügel, die aus der Hauptausfallspforte seines Palastes herausgebrochen worden waren geschlossen hatten, um sie mit seiner Anwesenheit zu beehren.
    Plötzlich begann einer der Gardisten, ein halb nackter Ork, wie von Sinnen auf eine bronzene Trommel einzuschlagen, bis schließlich der ganze Raum unter einem ohrenbetäubenden Lärm erbebte. Tarot hatte sich Schutz suchend an seine Nachbarn gedrückt, die Hände gegen die Schläfen gepresst, und er bemerkte erst im Nachhinein, dass das Grauen erregende Hämmern ausgesetzt hatte. Ein Offizier in einem langen roten Umhang bellte seine Befehle in der kehligen und abgehackten Sprache der Schwarzen Lande, dann wiederholte er sie in allgemein verständlichen Worten.
    »Auf die Knie vor dem Herrn, Gebieter über die Marken und die Fernen Lande, König von Gorre und dem Ifern Yen, Herrscher im Namen von Lug, dem Leuchtenden, Lug mit der langen Hand, Lug Grianainech, Samildanach, Lug Lamfada, mächtig kraft der Lanze und des Feuers!«
    Während seine Nachbarn gehorsam niederknieten, nutzte Tarot die Gelegenheit, um sich mit den Ellbogen einen Weg zu bahnen, und schaffte es, sich unauffällig in die erste Reihe vorzuschieben, wo er zwischen zwei Gardisten ein menschlich aussehendes Wesen erblickte, schwarz gekleidet und blass wie ein Elf. Sein langes pechschwarzes Haar reichte ihm bis zur Mitte des Oberkörpers hinab und war zu langen Zöpfen geflochten, die sich auf seinem dunklen Harnisch ringelten. Der Mensch (denn es schien sich wahrhaftig um einen Menschen zu handeln] grüßte den Herrn ehrerbietig, dann bewegte er sich langsam nach vorne und trug dabei eine funkelnde goldene Lanze vor sich her, deren Metall im Schmelzen begriffen schien. Und hinter ihm wurde eine unendliche Prozession von Kindern aller Rassen sichtbar, die ihm mit gesenkten Häuptern folgten.
    »Ehre dem Prinzen Maheloas!«, brüllte der Würdenträger. »Ehre der Lanze!«
    Der Gnom war geblendet und vermochte den Blick nicht von dieser rötlich glühenden Spitze zu lösen, ebenso wenig wie von dem reglosen Wesen, das mit ausgestrecktem Arm das hielt, was nur der vierte Talisman, die Lanze von Lug, sein konnte, die so lebhaft funkelte, dass sie an einen Sonnenstrahl gemahnte. Dies war ein sagenumwobener Gegenstand, gleichbedeutend mit dem Kessel der Elfen, dem Stein von Fal oder dem Schwert Excalibur, das den Zwergen geraubt worden war. Und kein Gnom, nicht einmal ein Prinz oder ein Sheriff, war im Stande, sich der bewegenden Wirkung eines solchen Wunders zu verschließen ...
    Schauderhafte Schreie rissen ihn jäh aus seiner Faszination. Orks hatten sich unvermittelt auf die Kinder gestürzt und zerrten sie trotz ihrer herzzerreißenden Rufe über einen Kessel. Dort wurde den Unglücklichen mit einem Säbelstreich der Bauch aufgeschlitzt, und sie wurden an Armen und Beinen gehalten, bis sie ihr ganzes Blut verloren hatten. Tarot schloss die Augen und hielt sich die Ohren zu, starr vor Entsetzen. Einer seiner Nachbarn übergab sich auf ihn, ohne dass er es überhaupt bemerkte, er selbst war der Ohnmacht nahe, so unerbittlich zog sich die fürchterliche Zeremonie in die Länge. Halb bewusstlos, sich windend vor Ekel, sah er kaum, wie Prinz Maheloas die glühende Lanze in den von Blut und Eingeweiden überquellenden Kessel tauchte, gleichgültig gegen die ausgebluteten Leichen um sich herum. Ein schauerliches Zischen ertönte, als das heiße Metall bei der Berührung mit dieser widerwärtigen, breiigen Masse erkaltete; dann hob der Mann den heiligen Talisman der Dämonen in die Höhe und schwenkte die bluttriefende Waffe in hohem Bogen herum.
    »Der Durst der Lanze ist gestillt!«, brüllte er. »Im Namen meines Herrn verkünde ich den winterlichen Waffenstillstand!«
    Der Rest wurde in ihrer unverständlichen Sprache vorgetragen, während mit der Bronzetrommel erneut ein höllisches Spektakel veranstaltet wurde. Tarot war kaum noch im Stande, sich auf den Beinen zu halten. Sein erdverkrustetes und verschwollenes Kartoffelgesicht war feuerrot angelaufen, und sein gepolsterter Waffenrock schnürte ihm die Luft ab. Der Gestank der Eingeweide und des lauwarmen Blutes, der säuerliche Schweißgeruch der zu Tode verängstigten Wesen, die ihn von allen Seiten einkeilten, die Hitze der Fackeln und der riesigen Kohlenbecken, die vor

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