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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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herunter. Wie waren sie bloß in der Lage, solch eine Hitze auszuhalten?
    »Tritt näher ...«
     
    Der Gnom zuckte unwillkürlich zusammen. Die Stimme des Herrn war nur noch ein Murmeln gewesen, doch sie hatte sich ihm eingeprägt, durchdringend, als habe er ihm gerade etwas ins Ohr geflüstert. Er drehte sich zu Maheloas herum, doch der hatte sich erneut von ihm abgewandt und bot ihm nur ein verächtlich wirkendes Profil.
    »Dein Sohn ist am Leben«, zischelte er. »Ich behalte ihn in meiner Obhut, bis du mir einen Dienst erwiesen hast, so wie wir es vereinbart haben ... Doch fürchte dich nicht, er fühlt sich wohl bei uns ... Sieh mich an.«
    Sie waren nur noch einige Ellen voneinander entfernt. Die knochige Hand Dessen-der-keinen-Namen-haben-darf bedeutete ihm mit einem Wink weiterzugehen, und als Tarot nahe genug herangekommen war, beugte der Schwarze Herr sich vor, so dass er sein Gesicht im Schein der Glut sehen konnte.
    Der Anblick traf den Gnom mit der unerwarteten Wucht eines Peitschenhiebes. Vor lauter Schreck geriet er ins Taumeln, stolperte rückwärts und brach schließlich auf den Steinplatten zusammen. Dieses Gesicht, das war ...
    »Du hast mich erkannt«, murmelte die Stimme. »Dann weißt du ja, dass dein Sohn bei mir nichts zu befürchten hat.«
     
     
     

Ein neuer Gast in Loth
      
    Die Stadt glich einem riesigen Siechenhaus. Die Verwundeten und Kranken lagen trotz des Schnees bis auf die Straßen hinaus, ja selbst noch in den Ruinen der
    während der Belagerung niedergebrannten Häuser. Die Kirche und der Palast waren überfüllt, und überall wimmelte es von Soldaten, die sogar die Dachböden mit Beschlag belegten, um sich vor der Kälte zu schützen. Es war, als hätte sich das gesamte Königreich nach Loth geflüchtet. Die Fuhrwerke kamen kaum noch durch, und die Lebensmittel gingen zur Neige. Es war diese riesige Menge gewesen, die die Stadt vor der Katastrophe bewahrt hatte, als die Dämonen angegriffen hatten. Eine Nacht, einen Tag und noch eine weitere Nacht waren die Festungsmauern unter dem wütenden Ansturm der feindlichen Horden erzittert. Die Burggräben quollen über von den zerschmetterten Leibern der Monster, die Wehrmauern troffen von ihrem Blut. Sie verfügten über keinerlei Kriegsmaschinen, weder Ballisten noch Katapulte, nur über ihre Grauen erregende Raserei und ihren blinden Zorn. Und Loth hatte dem standgehalten. Dann war der Winter über die Ebene hereingebrochen, und eines schönen Morgens war die Belagerung zu Ende gegangen, ohne dass irgendwer dabei auch nur das leiseste Gefühl eines Triumphes gehabt hätte.
    Nachdem die Dämonen abgezogen waren, hatte es Tage gedauert, bis sich der Erste aus den Burgmauern hinausgewagt hatte, und danach waren etliche weitere Tage ins Land gegangen, bis die gefrorenen Leichen eingesammelt und in gehöriger Entfernung zu einem schauerlichen Berg aufgehäuft worden waren, den man mit Pech, Schwefel und Öl übergoss, bevor man ihn in Brand steckte. Und Wochen verstrichen, bis der Ekel erregende Gestank nach verkohltem Fleisch endgültig vom Wind fortgeweht worden war.
    Einige berittene Patrouillen waren in loser Formation nach Norden und Osten ausgeschwärmt, um die Umgebung der Stadt zu erkunden. Keine von ihnen war auf Spuren der Dämonen gestoßen. Es keimte wieder neue Hoffnung, Hoffnung und Selbstgefälligkeit, denn die Menschen meinten, sie hätten die Armee Dessen-der-keinen-Namen-haben-darf ganz alleine besiegt. Doch was sie nicht wussten: Zu dem Zeitpunkt hatten sich bereits die Wölfe über die Ebene verteilt.
    Mitten in der Nacht fiel eine ganze Meute an einer Ausfallspforte ein, wo vor Müdigkeit trunkene Soldaten vor sich hin dösten, und verteilte sich dann über die schlafende Stadt. Es kam zu einem entsetzlichen Blutbad, von dem selbst die Kirche nicht ausgenommen war, in der etwa zehn wilde Tiere die Mönche um Mitternacht während des ersten Stundengebets überraschten. Die Stadt erwachte schlagartig von den Entsetzensoder Todesschreien jener, die ihnen in die Fänge geraten waren. Mit einem Mal schienen sie überall, selbst im Inneren des Palastes, ja sogar in den Gängen, die zu den königlichen Gemächern führten ... Bewaffnete Männer liefen kreuz und quer durch die Stadt und leuchteten noch die kleinsten Winkel der winzigsten Gässchen mit einem Wald von Fackeln aus; in Tränen aufgelöste Frauen kreischten in panischer Angst, und die Wölfe verkrochen sich, um urplötzlich wieder irgendwo herauszuschießen,

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